Stevens, Chevy
»Hilfe!« zu schreien, dass er zurückkam.
In allen
Büchern hieß es, dass ich erst beginnen sollte zu pressen, sobald ich spürte,
dass ich kurz davor war, aber zum Teufel, jede Faser meines Körpers drängte
mich, ständig zu pressen. Ich stützte mich mit
dem Rücken gegen die Wand und drückte so kräftig dagegen, dass ich mir am Holz
den Rücken aufgekratzt haben musste. Mit den Händen auf den Knien spreizte ich
die Beine, biss die Zähne zusammen und presste. Wenn ich atmen konnte,
kommandierte ich ihn herum. Je beherrschter ich war, desto ruhiger schien er zu
werden. Wobei Beherrschung relativ ist, wenn man bedenkt, dass ich
schweißbedeckt war und jede Anweisung zwischen zwei Wehen herausschrie.
An große
Teile der eigentlichen Geburt kann ich mich nur noch vage erinnern, aber ich
glaube, ich lag ein paar Stunden in den Wehen - eine glückliche Erstlingsgeburt
und eines der wenigen Dinge auf dem Berg, für die ich dankbar bin. Ich erinnere
mich, dass ich ihn dazu gebracht habe, sich zwischen meine Beine zu kauern und
dem Baby herauszuhelfen. Er war blass und sein Gesicht schweißbedeckt, und ich
fragte mich, warum zum Teufel er eigentlich so schwitzte, schließlich
erledigte ich die ganze Arbeit. Ich kümmerte mich einen Dreck um seine Gefühle
oder meine - ich wollte nur dieses Ding aus mir raushaben.
Als das
Baby schließlich kam, tat es höllenmäßig weh, aber gleichzeitig fühlte es sich
unglaublich gut an. Mit verschwommenem Blick, weil mir der Schweiß in die Augen
lief, sah ich flüchtig, wie der Psycho das Baby weit von sich weg in die Luft
hielt, wie er es mit meinen Stofffetzen gemacht hatte. Mist, er wusste nicht,
was er als Nächstes tun sollte. Und das Baby hatte noch nicht geschrien.
»Du musst
ihm das Gesicht sauberwischen und es auf meinen Bauch legen.«
Ich
schloss die Augen und ließ meinen Kopf zur Seite rollen.
Das
winzige Wimmern wurde zu einem richtig lauten Geschrei, und ich riss die Augen
auf. Gott, was für ein unglaubliches Geräusch! Es war das erste lebende Wesen,
das ich außer ihm seit mehr als neun Monaten hörte, und ich begann zu weinen.
Als ich die Arme hob, reichte er mir rasch das Baby, als sei er froh, sich der
Verantwortung entledigen zu können.
Ein
Mädchen. Ich hatte nicht einmal daran gedacht zu fragen. Ein schleimiges,
blutiges, nasses, verschrumpeltes Mädchen. Nie zuvor hatte ich etwas Schöneres
gesehen.
»Hallo,
Kleines, willkommen in der Welt«, sagte ich. »Ich liebe dich«, flüsterte ich
ihr zu und küsste sie sanft auf die Stirn.
Ich
blickte auf, und er starrte zu uns herunter. Er sah nicht länger entsetzt aus,
sondern stocksauer. Dann drehte er sich um und verließ die Hütte.
Sobald er
verschwunden war, kam die Nachgeburt. Ich versuchte, im Bett weiter nach oben
zu rutschen, um aus der Nässe herauszukommen, aber ich saß bereits direkt an
der Wand, und als ich versuchte, zur Seite zu rutschen, schmerzte jede
Bewegung. Also lag ich erschöpft, mit dem Baby auf dem Bauch, in der klebrigen
Masse. Die Nabelschnur musste durchgeschnitten werden. Wenn er nicht bald
zurückkäme, musste ich versuchen, sie durchzubeißen.
Während
ich wartete, untersuchte ich sie und zählte ihre Finger und Zehen. Sie war so
klein und zart, und obwohl ihr dunkles Haar fast lächerlich weich und seidig
war, hatte es genau dieselbe Farbe wie meins. Ab und zu wimmerte sie, doch dann
rieb ich ihr mit dem Daumen über die Wange, und sie wurde wieder ruhig.
Nach etwa
fünf Minuten kam er zurück, und als er auf mich zukam, war ich froh, dass er
nicht länger wütend aussah, sondern nur desinteressiert. Dann wandte ich den
Blick von seinem Gesicht ab und sah das Jagdmesser in seiner Hand.
Das
Desinteresse wurde zu Entsetzen, als er die Nachgeburt zwischen meinen Beinen
sah.
»Ich muss
die Nabelschnur durchschneiden«, sagte ich. Aber er blieb stocksteif stehen.
Langsam
streckte ich meine freie Hand aus, und genauso langsam reichte er mir das
Messer.
Ich hob
das Baby hoch, um die Nabelschnur zu durchtrennen. Kaum war ich damit fertig,
da begann sie zu quäken, und dieses Geräusch riss den Psycho aus seiner
Trance. Seine Hand schoss nach vorn und riss mein Handgelenk zurück, bis das
Messer auf das Bett fiel.
»Ich
wollte es zurückgeben.«
Er griff
danach und beugte sich zu mir. Ich packte das Baby und versuchte, mich im Bett
zusammenzukrümmen. Er hielt inne. Ich rührte mich nicht. Ohne den Blickkontakt
abzubrechen, wischte er das Messer mit einem
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