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Stevens, Chevy

Stevens, Chevy

Titel: Stevens, Chevy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Still Missing
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mich. Was, wenn er versuchen würde, mich zu
berühren, und ich mich erneut zurückzog? Ich könnte den verletzten Ausdruck in
seinem Blick kein drittes Mal ertragen. Was, wenn er nicht versuchte, mich zu
berühren? Würde das bedeuten, dass er sich nichts mehr aus mir machte? Jetzt,
nachdem ich nein gesagt hatte, fragte ich mich, ob er noch einmal vorschlagen
würde, spazieren zu gehen - ich war mir nicht sicher, ob ich beim nächsten Mal
mutiger sein würde, aber ich wusste, dass ich nicht wollte, dass er aufhört zu
fragen. Als ich schließlich meinen Hintern hochbekam und mit Emma rausging,
dachte ich immer noch an Luke und überlegte, wie es wohl wäre, wenn er bei mir
wäre.
    Anstatt
mich am nächsten Morgen erneut in einem formlosen Jogginganzug zu verstecken,
schleppte ich den Karton mit den Klamotten aus dem Keller nach oben, den
Christina mir Monate zuvor auf die Veranda gestellt hatte. Erst als ich
probierte, wie mir eine ausgeblichene Jeans und ein graugrüner Pullover
standen, fiel mir auf, wie lange ich nicht mehr in den Spiegel geschaut hatte.
    Es war
nicht gerade ein aufreizender Look - die Jeans saß bequem, und der Pullover war
nicht eng -, aber ich konnte mich nicht daran erinnern, wann ich zum letzten
Mal etwas ausgesucht hatte, weil mir die Farbe gefiel, oder irgendetwas
angezogen, das auch nur den leisesten Hinweis auf irgendwelche Kurven lieferte.
Einen Moment lang, als ich die Fremde im Spiegel anstarrte, die Christinas
Kleidung trug, sah ich fast den Schatten der Frau, die ich früher einmal war,
und das machte mich so wahnsinnig, dass ich mir die Sachen sofort runterreißen
wollte. Aber Emma - begierig auf ihren Morgenspaziergang - winselte herum, und
so behielt ich sie an. Mir ist es egal, wie Emma aussieht, und ihr ist es egal,
wie ich aussehe.
    Emma war
bei meiner Mom, als ich vermisst wurde - definitiv nicht meine erste Wahl und
ganz bestimmt auch nicht Emmas. Später fand ich heraus, dass Luke und ein paar
von meinen Freunden angeboten hatten, sie zu nehmen, aber meine Mom hatte nein
gesagt. Als ich sie fragte, warum sie Emma genommen habe, erwiderte sie: »Was
sollte ich denn sonst mit ihr machen? Kannst du dir vorstellen, was die Leute
gesagt hätten, wenn ich sie fortgegeben hätte?«
    Der arme
Hund hat sich so gefreut, als er mich wiedergesehen hat, dass er vor Aufregung
einfach losgepinkelt hat - das hatte er noch nie gemacht, nicht einmal als
Welpe -, und so heftig zitterte, dass ich glaubte, er hätte einen Krampfanfall.
Als ich in die Hocke ging, um Emma zu umarmen, schob sie ihre Schnauze an meine
Brust und winselte ewig, als wollte sie mir ihren ganzen Kummer erzählen. Und
sie hatte das Recht, sich zu beschweren. Sie war an dem japanischen Mandelbaum
in Moms Garten angebunden, dabei war Emma noch nie in ihrem Leben irgendwo
festgebunden gewesen. Mom sagte, sie hätte die Gartenbeete umgegraben. Klar -
vermutlich hatte sie geglaubt, in der Hundehölle gelandet zu sein, und hatte
versucht, sich nach draußen zu buddeln.
    Emmas
langen Krallen nach zu urteilen, hatte sie das letzte Jahr ihres Lebens
hauptsächlich an diesen Baum festgebunden verbracht. Ihr Fell war matt und die
wunderschönen glänzenden Augen stumpf. Auf der Veranda entdeckte ich einen
Sack mit Hundefutter - den billigsten Mist, den es zu kaufen gibt -, das schon
schimmelig roch.
    Dieser
Hund war es gewohnt, jede Nacht bei mir zu schlafen, und ich bin zwei-,
manchmal dreimal am Tag mit ihr rausgegangen. Sie hatte jedes Hundespielzeug
und jedes Leckerli bekommen, das jemals hergestellt worden war, und hatte einen
weichen Korb, für den Fall, dass es ihr bei mir zu warm wurde. Ich hatte meine
Arbeitszeiten so geplant, dass sie nie zu lange alleine war.
    Wütend
über die Art und Weise, wie sie behandelt worden war, wollte ich etwas sagen,
aber ich war gerade erst zurückgekommen, und wenn das Zusammensein mit Menschen
sich anfühlte, als würde ich bergauf in einem Sumpf schwimmen, dann war ein
Gespräch mit Mom wie bergauf im Sumpf zu schwimmen, mit einem schweren Rucksack
auf dem Rücken. Außerdem, was hätte ich sagen sollen? Hey Mom, nächstes Mal,
wenn ich entführt werde, bekommst du meinen Hund aber nicht?
    Als ich
endlich in mein Haus zurückkehrte, wollte Emma am liebsten immer draußen sein,
aber es dauerte nur ein paar Tage, bis sie sich wieder an das gute Leben
erinnerte, und im Moment liegt sie wahrscheinlich auf dem Sofa und sabbert die
Kissen voll. Ihr Fell glänzt wieder richtig golden, und die

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