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Stevens, Chevy

Stevens, Chevy

Titel: Stevens, Chevy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Still Missing
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war.«
    Dann
begriff ich, und mein gefrorenes Herz zersprang in meiner Brust. Er begann
weiterzuhacken. Jedes Mal, wenn die Axt nach unten sauste, ließ er ein leises
Grunzen hören, und zwischen den Hieben sprach er weiter.
    »Das
Nächste wird stärker sein.«
    Das
Nächste.
    »Es ist
noch keine sechs Wochen her, aber du bist bereits abgeheilt, und ich will, dass
du so schnell wie möglich wieder schwanger wirst. Heute Abend fangen wir an.«
    Absolut
reglos stand ich da, aber in meinem Kopf begann es laut zu schreien. Es würde
noch mehr Babys geben. Es würde nie aufhören.
    Das Metall
der Axt blitzte silbrig im hellen Sonnenlicht auf, als er sie für den nächsten
Schlag erneut über die Schulter hob.
    »Du sagst
nichts, Annie?«
    Mir blieb
eine Antwort erspart, als die Axt in dem Holzklotz stecken blieb. Er stemmte
seinen Fuß dagegen, um die Klinge herauszuziehen, dann lehnte er sie gegen den
Holzstapel zu seiner Rechten. Er stützte einen Fuß auf die eine Seite des
Klotzes, wobei er sich leicht von der Axt abwandte, beugte sich vor und
versuchte, das halbabgehackte Stück von Hand abzubrechen.
    Mit leisem
Schritt stellte ich mich rechts hinter ihn - ich hätte nur die Hand ausstrecken
müssen und hätte eine der Schweißperlen auf seinem Rücken anschnipsen können.
Er grunzte, während er sich mit dem Holzklotz abmühte.
    »Autsch!«
Ich hielt den Atem an, als er den Finger in den Mund nahm und an einem Splitter
saugte. Wenn er sich jetzt umdrehte, würden wir uns Auge in Auge gegenüberstehen.
    Er beugte
sich wieder vor und nahm seinen Kampf gegen das Holz wieder auf. Ich hielt
meinen Körper direkt hinter seinem und schaute in dieselbe Richtung,
konzentrierte mich ganz auf seinen Rücken und hielt nach dem kleinsten
Anzeichen Ausschau, dass er sich umdrehen könnte, dann griff ich nach der Axt.
Meine Hände liebkosten den warmen glatten Holzgriff, der noch glitschig von
seinem Schweiß war, und umklammerten ihn mit festem Griff. Das Gewicht fühlte
sich gut und massiv an, als ich sie hochhob und auf meine Schulter legte.
    Seine
Stimme klang angespannt vor Anstrengung, als er sagte: »Im Frühling werden wir
ein neues haben.«
    Ich hob
die Axt in die Höhe.
    Ich
schrie: »Halt's Maul, halt's Maul, halt's Maul!«, während
ich die Axt mit Wucht auf seinen Hinterkopf niedersausen ließ.
    Es gab ein
seltsames Geräusch, einen nassen, dumpfen Laut.

 
    Ein paar
Sekunden lang blieb sein Körper vornübergebeugt stehen, dann kippte er mit dem
Gesicht nach unten um und begrub die Arme und den Holzklotz unter sich. Er
zuckte ein paarmal, dann lag er still.
    Zitternd
vor Wut beugte ich mich über seinen Körper und brüllte: »Du
krankes Schwein!« Der Wald war still.
    Das Blut
lief seitlich am Kopf herunter, hinterließ eine rote Spur in den blonden Locken
und traf mit einem Plopp, Plopp, Plopp auf den trockenen Boden, bis sich eine
Pfütze gebildet hatte. Dann hörte es auf zu tropfen.
    Ich
wartete darauf, dass er sich umdrehte und mich schlug, aber als aus den
Sekunden Minuten wurden, beruhigte sich mein Herzschlag langsam, und ich
schaffte es, ein paarmal tief Luft zu holen. Der Hieb hatte keinen tiefen Spalt
in seinem Kopf hinterlassen, aber das blonde Haar um den Axtkopf - der bis zur
Hälfte im Schädel steckte - war eine glitzernde scharlachrote Masse. Eine
Fliege landete auf der Wunde und kroch darauf herum, dann gesellten sich zwei
weitere hinzu.
    Auf
wackeligen Beinen ging ich rückwärts zur Hütte und umschlang meinen bebenden
Körper mit den Armen. Wie hypnotisiert starrte ich auf den in den Himmel
ragenden Axtgriff und den roten Glorienschein um seinen Kopf.
    Im
sicheren Inneren der Hütte riss ich mir das verschwitzte Kleid vom Leib und
stellte die Dusche an, bis das Wasser so heiß war, dass ich mich fast
verbrühte. Heftig zitternd kauerte ich mich in die Duschwanne, die Knie unter
mein Kinn gezogen und die Arme eng darum geschlungen, um die Muskelkrämpfe
unter Kontrolle zu bekommen. Das Wasser prasselte wie bei einer glühend heißen
Taufe auf meinen gesenkten Kopf, während ich hin und her schaukelte und zu
begreifen versuchte, was ich getan hatte.
    Ich konnte
es nicht fassen, dass er wirklich tot sein sollte. Jemand wie er konnte nur
durch eine Silberkugel, ein Kreuz oder einen Pflock durchs Herz sterben. Was,
wenn er nicht tot war? Ich hätte nach dem Puls
tasten sollen. Was, wenn er in diesem Moment auf dem Weg in die Hütte war?
Trotz des heißen Wassers begann ich zu zittern.
    In

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