Stevens, Chevy
umklammert, lugte ich durch den Spion, konnte jedoch nichts
sehen. Scharrende Geräusche am unteren Ende der Tür. Emma bellte.
Ich
schrie: »Ich weiß, dass Sie da draußen sind. Sie sagen mir besser, wer Sie
sind! Auf der Stelle!«
»Um
Himmels willen, Annie, ich habe doch nur deine Zeitung aufgesammelt.«
Mom.
Ich
entriegelte das Bolzenschloss - als der Schlosser hier war, um die Hintertür zu
reparieren, habe ich ein zusätzliches Schloss einbauen lassen -, Emma
beschnüffelte Mom und verschwand schnurstracks in meinem Zimmer, wo sie sich
vermutlich unterm Bett verkroch. Am liebsten hätte ich es genauso gemacht.
»Mom,
warum hast du nicht vorher angerufen?«
Mit einer
schwungvollen Kopfbewegung, die ihren Pony aufschimmern ließ, drückte sie mir
die Zeitung in die Hand und ging wieder raus. Ich packte sie an den Schultern.
»Warte -
ich meinte nicht, dass du gehen sollst, aber du hast mich zu Tode erschreckt.
Ich war gerade ... eingedöst. «
Sie drehte
sich um, ihre großen blauen Puppenaugen fixierten die Wand hinter mir, und
sagte: »Tut mir leid.«
Das haute
mich echt um. Das »Tut mir leid« hörte sich zwar ziemlich mickrig an, aber ich
kann mich nicht erinnern, wann meine Mom sich das letzte Mal bei mir für
irgendetwas entschuldigt hätte.
Ihr Blick
wanderte nach unten auf meine Igelhausschuhe, und sie hob die Augenbrauen.
Meine Mom trägt sommers wie winters hochhackige Slipper mit Marabu-Federn, und
ehe sie einen Kommentar über meine Schuhe abgeben konnte, sagte ich: »Möchtest
du hereinkommen?«
Als sie im
Flur stand, stellte ich fest, dass sie mit einer Hand eine braune Papiertüte an
ihre Brust gepresst hielt. Eine Sekunde lang überlegte ich, ob sie ihren Fusel
mitgebracht hatte, aber nein, das Päckchen war flach und rechteckig. In der
anderen Hand hielt sie eine Tupperdose, die sie mir jetzt entgegenstreckte.
»Wayne hat
mich auf dem Weg in die Stadt mitgenommen - ich habe ein paar Annie-Bear-Kekse
für dich gebacken. «
Erdnussbutterkekse
in Form einer Bärentatze, mit Schokoladenüberzug für die Ballen. Als ich Kind
war, hat sie die Kekse für mich gebacken, wenn ich traurig war oder sie sich
wegen irgendetwas schuldig fühlte, was nicht häufig der Fall war. Sie musste
ein schlechtes Gewissen wegen unseres Streits haben.
»Das ist
wirklich lieb von dir, Mom. Ich habe sie vermisst. «
Sie
erwiderte nichts, stand nur da und ließ den Blick durch mein Haus schweifen,
dann ging sie zu dem Farn auf dem Kamin und strich mit den Fingern über seine
trockenen Blätter.
Ehe sie
meine Fähigkeiten als Zimmergärtnerin kritisieren konnte, sagte ich: »Ich weiß
nicht, ob du länger bleiben willst - ich bin erkältet -, aber wenn ja, dann
könnte ich uns Tee machen.«
»Du bist
krank? Warum hast du das nicht gleich gesagt?« Sie wurde munter, als hätte sie
das große Los gezogen. »Wenn Wayne zurückkommt, fährt er dich zu meinem Arzt.
Wo ist dein Telefon? Ich kann in der Praxis anrufen.«
»Ich habe
genug von Ärzten.« Verdammt, ich hörte mich an wie der Psycho. »Wenn ich
entscheide, dass ich einen brauche, kann ich auch selbst hinfahren, aber es ist
ohnehin egal, es ist schon spät, und heute werden wir keinen Termin mehr
bekommen.«
»Unsinn -
natürlich wird mein Arzt dich empfangen.« Mein ganzes Leben lang war es Mom
niemals in den Sinn gekommen, auf etwas zu warten - auf einen Termin beim Arzt,
einen Tisch im Restaurant, in der Schlange am Supermarkt -, und im Allgemeinen
bekommt sie tatsächlich innerhalb einer Stunde einen Termin, den besten Tisch,
und der Ladeninhaber macht für sie eine neue Kasse auf.
»Mom, hör
auf, es geht mir gut. Bei einer Erkältung kann ein Arzt
nichts machen ...«, ich hob die Hände, als sie den Mund öffnete, um mich zu
unterbrechen. »Aber ich verspreche dir, wenn es mir schlechter geht, suche ich
mir einen Arzt.« Sie seufzte, legte ihre Tasche und das Paket auf meinen
Beistelltisch und klopfte auf das Sofa.
»Warum
legst du dich nicht hin, während ich dir einen heißen Zitronentee mit Honig
mache?«
Ihr zu
sagen, dass ich durchaus in der Lage sei, mir selbst Wasser heiß zu machen,
hätte mir nur einen tadelnden Blick eingebracht, also ließ ich mich auf das
Sofa sinken.
»Gerne,
der Tee ist über dem Herd.«
Sobald sie
mir einen Becher mit dampfender Flüssigkeit und einen Teller mit
Annie-Bear-Keksen gebracht und sich selbst ein großzügiges Glas von dem Rotwein
eingeschenkt hatte, der noch in der Küche stand, setzte sie sich
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