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Stevens, Chevy

Stevens, Chevy

Titel: Stevens, Chevy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Still Missing
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gesehen hatte, in einer Talkshow
erzählte, wie wir das erste Mal gekifft hatten. Anschließend plauderte sie über
die Party, auf der ich zum ersten Mal betrunken gewesen war und auf die
Rückbank des Autos gekotzt hatte, das dem Jungen gehörte, auf den ich total
scharf war. Zum Schluss las sie noch laut aus den Briefchen vor, die wir uns
damals im Unterricht zugesteckt hatten. Das war noch nicht einmal das
Schlimmste - der Typ, der mich entjungfert hatte, hat seine Geschichte später
dem bekannten Männermagazin verkauft. Der Mistkerl hat denen sogar Fotos
gegeben, auf denen wir zusammen zu sehen waren. Auf einem davon trage ich nur
einen Bikini.
    Mom sagte:
»Annie, du solltest wirklich noch einmal darüber nachdenken. Du kannst dir den
Luxus nicht leisten, dir noch mehr Zeit zu lassen.« Sie machte ein besorgtes
Gesicht. »Du bist nie aufs College gegangen. Verkaufen ist alles, was du
kannst, aber wenn du jetzt versuchen würdest, irgendetwas zu verkaufen, würden
die Leute in dir nur ein Vergewaltigungsopfer sehen. Und Buchführung für Luke?
Wie lange soll das gehen?«
    Ich
erinnerte mich an den Anruf einer Filmproduzentin vor ein paar Tagen. Ehe ich
auflegen konnte, sagte sie: »Ich weiß, dass Sie es leid sein müssen, ständig
belästigt zu werden, aber ich verspreche Ihnen, wenn Sie mir nur ein paar
Minuten schenken und mir zuhören und Sie dann immer noch nein sagen, werde ich
Sie nie wieder anrufen.« Sie klang, als würde sie keinen Stuss erzählen, und
etwas an ihrem Ton rührte mich, also sagte ich ihr, sie solle fortfahren.
    Ihre Idee
war, dass ich die Sache aus meiner Sicht richtigstellen könnte, und sie sagte,
dass meine Geschichte Frauen überall auf der Welt Mut machen würde. Dann fragte
sie: »Was hält Sie davon ab? Wenn Sie mir erzählen, wovor Sie sich fürchten,
kann ich vielleicht sehen, was ich für Sie machen kann.«
    »Sorry,
Sie können gerne reden, aber Ihnen meine Gründe offenzulegen war kein Teil der
Vereinbarung.«
    Also
redete sie, und es war, als wüsste sie genau, wovor ich Angst hatte und was ich
hören wollte - sie sagte sogar, ich bekäme das letzte Wort beim Drehbuch und
hätte ein Vetorecht bei den Schauspielern. Und sie sagte, dass das Geld für den
Rest meines Lebens reichen würde.
    Ich sagte:
»Ich bleibe bei meinem Nein, aber wenn sich daran irgendetwas ändert, werde ich
Sie als Erste anrufen. «
    »Ich
hoffe, Sie werden es tun, aber hoffentlich verstehen Sie auch, dass dieses
Angebot nicht unbegrenzt gültig ist.«
    Sie hatte
recht, und Mom hatte ebenfalls recht. Wenn ich noch länger wartete, würde ich
richtig pleite sein. Aber ich war mir nicht sicher, was schlimmer war, mit
wehenden Fahnen unterzugehen, wie Mom es mir voraussagte, oder ihren Rat
tatsächlich anzunehmen.
    Mom wandte
den Blick vom Fernseher ab, nahm einen weiteren Schluck Wein. Ich sagte: »Hast
du einer Filmproduzentin meine Nummer gegeben?«
    Sie hielt
inne, das Glas schwebte in der Luft, und sie runzelte die Stirn. »Hat dich
jemand angerufen?«
    »Ja,
deshalb frage ich ja. Meine Nummer steht nicht im Telefonbuch.«
    Sie zuckte
die Achseln. »Solche Leute finden immer einen Weg.«
    »Rede
nicht mit denen, Mom. Bitte.« Einen Moment sahen wir einander in die Augen,
dann ließ sie den Kopf auf die Rückenlehne meines Sofas sinken.
    »Ich weiß,
dass ich hart zu euch Mädchen war, aber ich wollte doch bloß, dass ihr es
einmal besser habt als ich.« Ich wartete darauf, dass sie noch mehr sagte, aber
sie deutete nur mit dem Weinglas in der Hand auf den Fernseher. »Erinnerst du
dich noch, wie ich Daisy und dich aufbleiben ließ, damit ihr euch das da
ansehen könnt?« Jetzt erst sah ich, dass sie auf die Ankündigung von Vom Winde
verweht starrte - einem ihrer Lieblingsfilme.
    »Klar. Du
bist mit uns zusammen aufgeblieben, und wir haben alle im Wohnzimmer
geschlafen.«
    Bei der
Erinnerung daran lächelte sie, aber ihre Miene war traurig. Als sie sich zu mir
umwandte, sah sie nachdenklich aus. »Er fängt in einer Stunde an. Wenn du krank
bist, kann ich über Nacht hierbleiben.«
    »Ich weiß
nicht, ich wollte um sieben aufstehen und laufen, und ...«
    Sie wandte
sich wieder dem Fernseher zu. Ihr plötzliches Desinteresse schmerzte mehr, als
ich zugeben wollte. »Okay, klar, vielleicht ist es ganz nett, mal etwas
Gesellschaft zu haben. Und wahrscheinlich wäre es ohnehin dumm, in meinem
Zustand zu laufen.«
    Sie
schenkte mir ein Lächeln und tätschelte mein Bein unter der Decke. »Dann bleibe
ich

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