Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stevens, Chevy

Stevens, Chevy

Titel: Stevens, Chevy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Still Missing
Vom Netzwerk:
ans andere
Ende der Couch und breitete meine Decke über uns beide aus.
    Sie nahm
einen tiefen Schluck Wein, reichte mir das Paket und sagte: »Ich habe das
Fotoalbum gefunden, von dem du geredet hast, es muss irgendwie zwischen meine
Sachen geraten sein.« Natürlich. Aber ich sagte nichts dazu. Sie hatte die
Bilder zurückgebracht, und der heiße Tee verbreitete eine angenehme Wärme in
meinem Körper. Selbst meine Füße an ihrem Bein fühlten sich ganz warm an.
    Als ich
das Album durchzublättern begann, nahm Mom einen Umschlag aus ihrer Handtasche
und reichte ihn mir. »Diese hier hattest du nicht, also habe ich Abzüge für
dich machen lassen.«
    Überrascht
von der unerwarteten Geste betrachtete ich das erste Bild. Es zeigte Daisy und
sie in einer der Eissporthallen der Stadt. Sie trugen das gleiche Outfit, die
gleichen Pferdeschwänze und die gleichen Schlittschuhe. Daisy muss etwa
fünfzehn gewesen sein, also war das Foto kurz vor dem Unfall aufgenommen
worden, und in dem rosafarbenen Glitzeroutfit sah Mom genauso alt aus wie
Daisy. Ich hatte vergessen, dass sie manchmal zusammen mit Daisy
Schlittschuhlaufen ging, wenn sie Unterricht hatte.
    »Die Leute
haben mir ständig erzählt, dass wir gut Schwestern hätten sein können«, sagte
sie.
    Ich wollte
sagen: Wirklich? Das sehe ich überhaupt nicht. »Du warst
hübscher.«
    »Annie, deine
Schwester war großartig.« Ich sah ihr ins Gesicht. Ihre Augen glänzten, und ich
wusste, dass sie sich freute. Sie war meiner Meinung.
    Während
sie aufstand und sich noch mehr Wein holte, sah ich mir die übrigen Fotos an,
und als sie mit einem vollen Glas in der Hand wieder Platz nahm - dieses Mal
hatte sie die halbvolle Flasche gleich mitgebracht und auf den Tisch gestellt
-, hielt ich gerade das letzte Bild in der Hand, von Dad und ihr an ihrem
Hochzeitstag.
    Als ich
ihr einen kurzen Blick zuwarf, starrte sie in ihr Glas. Möglicherweise lag es
nur am Licht, aber ihre Augen schimmerten feucht.
    »Dein
Kleid war wunderschön.« Ich betrachtete den gefälligen Ausschnitt und den
langen perlenbesetzten Schleier über ihrem blonden Haar. Dann blickte ich
wieder auf.
    Sie beugte
sich zu mir und sagte: »Ich habe es nach einem Muster genäht, das Val eines
Tages für ihr eigenes Hochzeitskleid benutzen wollte. Ich hab ihr gesagt, dass
sie nicht den richtigen Busen dafür hat.« Mom lachte. »Kannst du dir
vorstellen, dass sie mir das nie verziehen
hat? Das oder dass ich mit deinem Vater ausgegangen bin.« Sie zuckte die
Achseln. »Als sei es mein Fehler
gewesen, dass er mich lieber mochte.«
    Das war
mir neu. »Tante Val war mal mit Dad zusammen?«
    »Sie sind
nur ein paarmal miteinander ausgegangen, aber vermutlich glaubte sie, sie seien
schon mehr als Freunde. Auf der Hochzeit war sie einfach schrecklich und hat
kaum mit mir gesprochen. Habe ich dir schon einmal von unserer Hochzeitstorte
erzählt? Sie war dreistöckig, und ...«
    Während
Mom Schritt für Schritt ihre Hochzeitsfeier durchging, mit allen Details, die
ich schon millionenmal gehörte hatte, dachte ich über Tante Val nach. Kein
Wunder, dass sie ständig versuchte, es Mom heimzuzahlen. Vielleicht erklärte
das auch ihre Haltung Daisy und mir gegenüber. Als wir klein waren, haben sie
und Mom am Wochenende oft abwechselnd auf die Kinder aufgepasst. Daisy und mir
graute davor. Mich hat Tante Val meistens ignoriert, aber ich könnte schwören,
dass sie Daisy hasste. Jeder Grund war ihr recht, um sich über sie lustig zu
machen, während Tamara und ihr Bruder kicherten.
    Nach dem
Unfall haben unsere Familien nicht mehr viel miteinander unternommen. Wayne und
Onkel Mark hatten nicht viel gemeinsam, sie mochten sich nicht einmal, und so
blieb es meistens an Tante Val und Mom hängen. Wenn sie uns Kinder mitnahmen,
ärgerte mich mein Cousin Jason bis zur Weißglut, aber Tamara ging auf Distanz -
ich hielt sie für hochnäsig. Jetzt kapierte ich, dass ihre Mutter mich vermutlich
genauso schlechtgemacht hat wie meine Mom sie.
    Eines
Nachmittags, nachdem ich mein Haus gerade frisch bezogen hatte, schauten Mom
und Tante Val nach einem Shopping-Ausflug herein. Tante Val schaute sich um,
dann fragte sie mich, wie mir der Job als Maklerin gefiele.
    »Gut. Ich
mag die Herausforderung.«
    »Tamara
blüht dabei auch regelrecht auf. Sie hat in diesem Quartal eine Auszeichnung
für den höchsten Umsatz in ihrer Firma erhalten, eine Flasche Dom Perignon und
einen Wochenendausflug nach Whistler gewonnen. Bietet dein Büro auch so

Weitere Kostenlose Bücher