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Stevens, Chevy

Stevens, Chevy

Titel: Stevens, Chevy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Still Missing
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um sich zu schnappen, was er konnte, und dann in Panik
geraten ist und das Haus auf dem schnellsten Weg wieder verlassen hat. Als ich
mit ihm stritt und darauf beharrte, dass das doch völlig schwachsinnig sei,
sagte er, dass Kriminelle eine Menge idiotischer Sachen machten, wenn sie Angst
bekämen. Außerdem schlug er vor, ich solle jemanden anrufen, damit er oder sie
bei mir bliebe, oder zu einer Freundin fahren, bis die Hintertür repariert sei.
    Ich mochte
vielleicht zu Tode erschrocken sein, aber auf gar keinen Fall würde ich zu
meiner Mutter gehen, und Freunde? Zum Teufel, selbst wenn ich nicht paranoider
wäre als Howard Hughes, bin ich mir nicht sicher, wie viele überhaupt noch
übrig geblieben sind. Luke ist der Einzige, der immer noch anruft.
    Als ich
zurückgekommen bin, haben alle - Freunde, alte Arbeitskollegen, Leute, mit
denen ich zur Schule gegangen bin, die ich aber seit Jahren nicht mehr gesehen
hatte - so einen Riesenwirbel veranstaltet, dass ich damit überhaupt nicht
umgehen konnte. Aber wissen Sie, die Leute versuchen es eine Zeitlang, doch
wenn man ihnen immer wieder die Tür vor der Nase zuschlägt, ziehen sie sich
schließlich zurück.
    Christina
ist die Einzige, die ich eventuell fragen könnte, aber Sie wissen ja, was da
passiert ist, oder zumindest wissen Sie darüber genauso viel wie ich, weil ich
immer noch nicht kapiere, warum ich so böse auf sie reagiert habe. Wahrscheinlich
versucht sie nur, mir eine gute Freundin zu sein, indem sie mich jetzt allein
lässt, aber manchmal wünschte ich, sie würde mich zwingen und raus ins Licht
zerren; würde mich tyrannisieren, wie sie es früher getan hat.
    Natürlich
habe ich auch daran gedacht umzuziehen, aber verdammt, ich liebe dieses Haus,
und wenn ich es jemals verkaufen sollte, dann bestimmt nicht wegen eines
beschissenen Einbrechers. Nicht dass ich es überhaupt könnte. Wie soll ich denn
einen neuen Kredit bekommen? Ich habe schon daran gedacht, mir eine Arbeit zu
suchen. Ich habe eine ganze Reihe neuer Fertigkeiten, aber ich hasse die
Vorstellung, was für einen Job mir die bescheren würden.
    All das
führt mich zu Lukes Anruf, als ich nach der letzten Sitzung nach Hause kam.
    »Mein
Buchhalter hat gekündigt, Annie. Könntest du den Job vielleicht übernehmen, bis
ich jemand anders gefunden habe? Du könntest auch Teilzeit arbeiten, und ...«
    »Ich
brauche deine Hilfe nicht, Luke.«
    »Wer redet
davon, dass du Hilfe brauchst? Es geht hier um mich, ich brauche deine Hilfe ...
Buchführung ist für mich ein Buch mit sieben Siegeln. Ich habe ein schlechtes
Gewissen, weil ich überhaupt frage, aber du bist der einzige Mensch, den ich
kenne, der gut mit Zahlen umgehen kann. Ich kann dir die Unterlagen nach Hause
bringen, du müsstest nicht einmal ins Restaurant kommen.«
    Ich
glaube, ich habe schließlich aus lauter Verlegenheit ja gesagt, ich könnte es
ja mal versuchen, ehe ich begriff, auf was ich mich da eingelassen hatte.
Später sah es natürlich ganz anders aus. Ich bin
noch nicht bereit dazu. Beinahe hätte ich angerufen und
abgesagt. Aber ich holte ein paarmal tief Luft, sagte mir, dass ich erst einmal
darüber schlafen könnte. Und dann wurde am nächsten Morgen prompt in mein Haus
eingebrochen. Bei dem ganzen Drama und der anschließenden Panikattacke habe ich
meine Unterhaltung mit Luke ganz vergessen. Gestern Abend hat er eine
Nachricht hinterlassen, dass er an diesem Wochenende vorbeikommen würde, um ein
Buchführungsprogramm auf meinem Computer zu installieren. Er klang so verdammt
erleichtert und dankbar, dass ich nicht wusste, wie ich da wieder rauskommen
sollte. Und ich war mir auch nicht sicher, ob ich es überhaupt wollte.
    Ich sagte
mir, dass es für Luke bestimmt nur eine geschäftliche Angelegenheit ist, aber
ich bin sicher, dass ich nicht der einzige Mensch bin, der ihm bei der
Buchführung helfen könnte - im Telefonbuch sind massenweise Buchhalter zu
finden.
     
    Letzten
Montag hatte ich eine Erkältung, die immer schlimmer zu werden drohte, und saß
angeschlagen in einem verschossenen blauen Flanellpyjama und meinen Igelhausschuhen
auf dem Sofa, eine Schachtel Taschentücher auf dem Schoß. Am Ende meiner
Auffahrt fiel eine Autotür ins Schloss. Eine Sekunde hielt ich den Atem an und
lauschte. Waren da Schritte auf dem Kies? Ich spähte aus dem Fenster, konnte
aber in der Dunkelheit nichts erkennen. Ich packte den Schürhaken vom Kamin.
    Leise
Schritte auf den Stufen, dann Stille.
    Den
Schürhaken fest

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