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Stevens, Chevy

Stevens, Chevy

Titel: Stevens, Chevy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Still Missing
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vielleicht irgendwann
einmal vergrätzt habe - frühere Klienten, Kollegen, Exfreunde. Ich bin nie
verklagt worden, und der einzige Makler, der vielleicht ein Problem mit mir
haben könnte, ist der »geheimnisvolle« Konkurrent bei der Bewerbung um das
Apartmenthaus-Projekt, an dem ich vor meiner Entführung dran war. Ich habe
vielleicht dem einen oder anderen Kerl Liebeskummer beschert, aber ich habe nie
etwas getan, das eine verspätete Rache verdient hätte. Ich habe sogar die Namen
von ein paar von Lukes Ex-freundinnen aufgeschrieben - eine war noch schwer in
ihn verliebt, als wir schon anfingen, miteinander auszugehen, aber zum Teufel,
sie ist noch vor meiner Entführung nach Europa gezogen. Ich setzte sogar den
Psycho auf die Liste, und dann schrieb ich »tot« hinter seinen Namen.
    Ich saß an
meinem Tisch und starrte auf diese lächerliche Liste von Gründen wie »habe das
Grundstück bekommen, das sie wollte«, »habe nicht zurückgerufen«, »habe ihr
Haus nicht schnell genug verkauft«, »habe eine seiner CDs behalten«. Als ich
versuchte, mir vorzustellen, dass irgendjemand von diesen Leuten draußen vor
meinem Haus herumschleicht oder bei mir einbricht, um mich zu »erwischen«,
schüttelte ich den Kopf. Wie hirnrissig war das denn?
    Natürlich
war es nur ein Einbrecher gewesen, wahrscheinlich irgendein Junkie im
Teenageralter, der sich seinen nächsten Schuss beschaffen musste, und er wird
nicht noch einmal wiederkommen, jetzt, wo er weiß, dass ich eine Alarmanlage
habe.
    Obwohl ich
mir total blöd vorgekommen bin, als ich diese Liste gemacht habe, bin ich froh,
dass ich es getan habe. Ich habe danach sogar gut in meinem Bett geschlafen.
    Als Luke
am Samstagnachmittag vorbeikam, um die Buchführungssoftware zu installieren,
war ich so bereit, wie ich nur sein konnte.
     
    Auf der
Suche nach etwas Lässigem, aber nicht Schlampigem, wühlte ich in Christinas
Karton mit den Klamotten und fand eine beige Cargohose und ein lavendelblaues
T-Shirt. Ein Teil von mir hätte sich am liebsten in einen Jogginganzug geworfen
und das Haus wieder in Unordnung gebracht, aber als ich in den Spiegel blickte,
fand ich das, was ich sah, gar nicht mal so übel.
    Ich habe
es immer noch nicht gepackt, mir die Haare schneiden zu lassen, also wusch ich
sie nur und band sie zurück. In letzter Zeit hatte ich sogar ein bisschen zugenommen
- ich hätte nie gedacht, dass ich mich darüber mal freuen würde -, und mein
Gesicht sah nicht mehr ganz so eingefallen aus.
    Ich erwog
sogar, mich zu schminken - Mom hatte mir einen ganzen Beutel Kosmetika ins
Krankenhaus mitgebracht -, aber keine Farbe oder Marke davon gefiel mir. Egal,
selbst wenn ich nicht die Stimme des Psychos im Ohr gehabt hätte, der mir
sagte, dass nur Huren sich schminkten, konnte ich mich nicht dazu überwinden,
so viel Aufmerksamkeit auf mein Gesicht zu lenken. Ich begnügte mich mit
Feuchtigkeitscreme, hellrosa Lippenstift und Mascara. Wahrscheinlich sah ich
nicht so gut aus wie früher, aber ich hatte eindeutig schon einmal schlimmer
ausgesehen.
     
    Luke
dagegen sah umwerfend aus, als ich auf sein Klopfen hin die Tür öffnete. Er
musste direkt von der Arbeit gekommen sein, denn er trug eine schwarze
Anzugshose und ein helles oranges Hemd, das seine warme olivfarbene Haut und
die bernsteinfarbenen Flecken in seinen braunen Augen betonte.
    Emma tobte
wie eine Wilde herum und rannte ihm ständig um die Füße. Auf sein »Hi«
antwortete ich mit einem kaum hörbaren »Hallo«, dann trat ich zurück, damit er
hereinkommen konnte. Verlegen standen wir in meiner Diele. Er hob einen Arm,
als wollte er mich berühren oder für eine Umarmung an sich ziehen, dann ließ er
ihn wieder sinken. Angesichts meiner Reaktion bei den letzten beiden Malen, als
er versucht hatte, mich zu berühren, überraschte mich das nicht. Er hockte sich
hin, um Emma zu streicheln.
    »Sie sieht
klasse aus, was? Ich hatte überlegt, ob ich Diesel mitbringen soll, aber ich
wusste nicht, ob das nicht zu viel Chaos wäre.«
    Ich sagte
zu seinem Haarschopf: »Ich bin kein Pflegefall.«
    »Das habe
ich auch nie behauptet.« Immer noch am Boden hockend, blickte er auf und sah
mir lächelnd in die Augen. »Also, sollen wir uns dieses Programm einmal ansehen?
Übrigens, du siehst ebenfalls klasse aus.«
    Ich
starrte ihn an, während meine Wangen heiß wurden. Ein Grinsen breitete sich auf
seinem Gesicht aus. Ich fuhr so schnell herum, dass ich beinahe über Emma
stolperte, und sagte: »Lass uns in mein

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