Stich ins Herz - Robb, J: Stich ins Herz - Origin in Death (Death 21)
zu diesem Internat.«
»S ie sprechen von den Icoves.«
»W enn Sie es schon wissen, weshalb vergeuden Sie dann meine Zeit und fragen noch danach?«, fragte sie in einem Ton, der ihre Ungeduld verriet.
»I ch wollte nur mal Ihre Sicht der Dinge hören. Wenn hier in New Hampshire eine Frau auf dieselbe Art und Weise wie zwei prominente New Yorker Ärzte ermordet wird, macht mich das natürlich etwas nachdenklich. Ich kann mich noch an das Foto der Verdächtigen erinnern, ein hübsches, junges Ding. Auch meine Hauptverdächtige ist eine junge, hübsche Frau. Nur sieht sie anders aus, weshalb die beiden vielleicht nicht ein und dieselbe sind. Oder vielleicht ist es doch dieselbe, und sie hat sich nur anders zurechtgemacht. Aber warum kommt eine Frau oder kommen zwei Frauen, die zwei New Yorker Ärzte erstochen hat beziehungsweise haben, den ganzen Weg bis nach New Hampshire und bringt beziehungsweise bringen hier die Direktorin einer Mädchenschule um?«
»W ir haben Grund zu der Annahme, dass die Mörderin oder die Mörderinnen hier an dieser Schule gewesen ist oder gewesen sind.«
Hyer blickte noch einmal in den Raum. »D ann müssen sie aber ziemlich unzufrieden mit ihren Abschlusszeugnissen gewesen sein.«
»S chule ist eben etwas Ätzendes. Sie sind schon ziemlich lange Sheriff. Wie oft wurden Sie in dieser Zeit hierher gerufen?«
Er hatte einen schmalen Mund, wirkte aber, als er ihn zu einem Lächeln verzog, unglaublich charmant. »H eute ist das erste Mal. Allerdings war ich außerdienstlich öfter hier. Drei-, viermal im Jahr findet hier eine öffentliche Theateraufführung statt, und im Frühjahr gibt es immer eine Führung durch den Park. Meine Frau hat Spaß an solchen Sachen und schleppt mich dann immer mit.«
»K ommt es Ihnen nicht auch ein bisschen seltsam vor, dass Sie in all den Jahren niemals dienstlich hier waren? Vielleicht weil ein Kind Heimweh hatte und abgehauen ist. Oder wegen eines Diebstahls, eines ungeklärten Todesfalles, Vandalismus oder so?«
»A uch wenn das vielleicht ein bisschen eigenartig ist, kann ich ja wohl schwerlich einfach hier erscheinen und mich darüber beschweren, dass es hier nicht den geringsten Ärger gibt.«
»H aben Sie je etwas davon gehört, dass eins der Mädchen was mit einem Jungen aus der Gegend angefangen hat oder in die Stadt gegangen und dort in irgendwelche Schwierigkeiten geraten ist?«
»N ein. Die Mädchen gehen nicht in die Stadt, und ja, das kam mir immer etwas seltsam vor. Seltsam genug, dass ich mich ein bisschen umgehört und umgesehen habe, wenn ich mit meiner Frau hier war. Aber dabei ist nichts herausgekommen.« Er sah sich noch einmal in der Eingangshalle um. »N ichts außer einem unguten Gefühl.«
»V erstehe.«
»E s ist schließlich eine ziemlich exklusive Schule, und wir sind kleine Leute und haben kaum etwas damit zu tun. Natürlich haben ab und zu ein paar Jungen versucht, über das Tor oder die Mauer auf das Grundstück zu gelangen. Das ist ja wohl normal. Aber die Wachleute der Schule haben sie jedes Mal erwischt. So, New York, jetzt habe ich Ihnen alles Mögliche erzählt«, fügte er hinzu. »A ber von Ihnen habe ich bis jetzt noch nichts gehört.«
»T ut mir leid. Ich kann Ihnen auch kaum etwas erzählen. Ich bin nämlich offiziell zu Geheimhaltung verpflichtet.«
Er riss die Augen auf. »D ann ist die Sache wirklich heiß.«
»W as ich Ihnen sagen kann, ist, dass Ihr Gefühl Sie sicher nicht getrogen hat, und dass wir davon ausgehen, dass dieses Internat mehr als eine bloße Schule ist. Aber damit ich das beweisen kann, muss ich meine Leute an die Arbeit schicken, selber mit den Zeugen sprechen und die Überwachungsdisketten und die Akten der Schülerinnen sehen.«
»Z eigen Sie mir, dass Sie mir vertrauen. Geben Sie mir noch ein bisschen mehr.«
»W ilfred Icove wurde von einer Frau ermordet, die Schülerin an dieser Schule war und nach ihrem Abschluss von der Bildfläche verschwand. Es gibt keinerlei Informationen darüber, was aus ihr geworden ist, aber eine Vermisstenmeldung liegt uns ebenfalls nicht vor. Wir glauben, dass die offiziellen Angaben zu ihrer Person von Ihrem Opfer oder zumindest mit Wissen Ihres Opfers erfunden worden sind. Außerdem glauben wir, dass sie auch Wilfred Icove junior entweder selbst ermordet hat oder zumindest an seiner Ermordung beteiligt war, und dass sie und ihre Komplizin auch für diesen Mord verantwortlich sind. Diese Schule ist der Ort, an dem alle diese Taten ausgebrütet
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