Stich ins Herz - Robb, J: Stich ins Herz - Origin in Death (Death 21)
neun, ein scharfer, kalter Wind fegte durch die abendliche Dunkelheit.
Die Bewohner eines Nachbarhauses hatten ihren Vorgarten mit einem fetten Truthahn dekoriert. Er erinnerte sie an Thanksgiving und an die Horde fremder Menschen, die in diesem Jahr bei ihnen zu der Feier eingeladen war.
Roarkes Familie, verbesserte sie sich. Sie müsste sich noch überlegen, wie sie mit ihnen umgehen sollte – oder wie sie es vermeiden könnte, dass sie überhaupt mit ihnen zusammentraf. Seine Tante Sinead, die Einzige der Truppe, der sie schon einmal begegnet war, hatte sie durchaus gern gehabt. Aber deshalb wusste sie noch lange nicht, was sie mit ihr oder mit all den anderen Leuten machen sollte, die Roarke in seinem Haus empfing.
Der Umgang mit Verwandten war ihr völlig fremd.
Er hatte nicht gesagt, wie lange diese Menschen bleiben würden, und sie hatte nicht gewagt, ihn danach zu fragen. Vielleicht kämen sie ja nur zum Essen. Vielleicht blieben sie ja nur für eine Nacht.
Was, wenn sie länger blieben? Eine ganze Woche oder so?
Vielleicht hätte sie ja Glück und bekäme irgendeinen widerlichen Mordfall auf den Tisch, aufgrund dessen sie, solange diese Meute bliebe, kaum zu Hause war.
Diese Überlegung, gestand sie sich mit einem Seufzer ein, war ganz einfach krank.
Auch Roarke machte der Gedanke an die Einladung nervös, erinnerte sie sich. Obwohl er sich normalerweise nicht so einfach aus der Ruhe bringen ließ. Das hieß, dass der Besuch seiner Familie ihm wirklich wichtig war. Und deshalb musste sie ihn unterstützen. Schließlich war sie seine Frau.
Gott. Aber sie könnte schließlich nichts dafür, wenn sie während des Besuchs seiner Verwandten einen widerlichen Mordfall aufgehalst bekam. Es stand eindeutig nicht in ihrer Macht darüber zu bestimmen, wann so etwas geschah.
Sie entdeckte Peabody, die aus Richtung Westen die Straße heraufgelaufen kam. Zusammen mit einem klapperdürren Burschen, der eine hautenge, neongrüne Hose und einen knöchellangen, violetten Mantel trug.
»T olles Teil«, stellte McNab beim Anblick ihres Mantels anerkennend fest. »G ibt’s das auch in Bunt?«
»I ch habe keine Ahnung. Habe ich etwas davon gesagt, dass Sie Ihren Gespielen mitbringen sollen?«, wandte sich Eve an ihre Partnerin.
»I ch dachte, dass wir vielleicht einen elektronischen Ermittler brauchen können.«
McNab fing an zu lächeln, und seine grünen Augen in seinem attraktiven Antlitz blitzten fröhlich auf. »N icht, dass ich was dagegen habe, wenn sie mit mir spielt. Übrigens, schönen Gruß von Mavis. Wir haben sie eben beim Rausgehen gesehen. Allmählich wird sie ganz schön rund«, fügte er hinzu und zeigte mit den Armen, wie weit Mavis’ Schwangerschaft inzwischen gediehen war. »W elche Größe hat der Mantel?«
»L ieutenant-Größe. Sie assistieren uns bei der Durchsuchung«, fügte Eve hinzu. »U nd Sie gehen erst dann in die Computer rein, wenn ich es Ihnen sage, keine Minute eher. Aber da Sie schon mal hier sind, überwachen Sie am besten den Transport der Kisten, die wir untersuchen lassen wollen, aufs Revier.«
»K apiert.«
»A h, guckt euch mal den Truthahn an.« Peabody wies grinsend auf den Plastikputer vor dem Nachbarhaus. »A ls wir Kinder waren, haben wir auch so Zeug gemacht. Nicht, dass wir an Thanksgiving jemals Truthahn gegessen hätten, denn das wurde bei uns als Symbol der Unterdrückung und der Kommerzialisierung angesehen.«
Wo in aller Welt blieb Reo, überlegte Eve, während sie die Hände in die Manteltaschen schob. »W ir laden an Thanksgiving ein paar Leute an, falls Sie also Lust haben zu kommen …«
»E cht?«
Peabodys Gesicht drückte Überraschung und eine Spur von Rührung aus. »A h, das ist wirklich nett. Ich würde gerne kommen, aber wir haben uns schon bei meiner Familie angesagt. Falls arbeitsmäßig nichts dazwischenkommt. Bisher haben wir meine Sippe noch nie als Paar besucht.«
McNab bleckte die Zähne und Eve konnte erkennen, wie nervös er plötzlich war. Offenbar machten Familien selbst den mutigsten und treuesten Menschen eine Heidenangst.
»A ußerdem sind wir bereits am Sparen, damit wir nach Weihnachten für ein paar Tage zu seinem Clan nach Schottland fliegen können.« Jetzt setzte Peabody dasselbe unsichere Lächeln auf. »W enn wir uns die Tickets leisten können, hätten wir damit in diesem Jahr gleich beides hinter uns gebracht.«
»O kay.« Trotzdem war Eve etwas enttäuscht. Ohne Delia und Ian würde die Zahl der Menschen, die sie
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