Stich ins Herz - Robb, J: Stich ins Herz - Origin in Death (Death 21)
groß genug, selbst wenn die gesamte Sippe kam.
Aber was zum Teufel sollte er mit ihnen machen, wenn sie erst einmal da waren? Es wäre sicher etwas völlig anderes, als wenn er Geschäftspartner, Bekannte oder Freundinnen und Freunde in seinem Haus empfing.
Großer Gott, er hatte eine Familie. Wie in aller Welt sollte er sich nicht nur an ihre Existenz, sondern auch an den Umgang mit ihnen gewöhnen, nachdem er fast sein ganzes bisheriges Leben ohne sie zurechtgekommen war?
Bald hätte er sie unter seinem Dach, aber – Himmel – was erwarteten sie wohl von diesem Besuch?
»W as meinst du? Setzen wir die Kinder vielleicht besser irgendwo an einen eigenen Tisch?«
»W as?« Eve stocherte in ihrem Fleisch herum. »O h, das. Verdammt, ich habe keine Ahnung. Du musst doch wohl wissen, wie man so was macht.«
Sein Gesicht war eine Studie der Frustration. »W oher soll ich bitte wissen, wie man so was macht?« Er bedachte sie mit einem bösen Blick. »D as Ganze macht mich fürchterlich nervös, wenn du es wissen willst.«
»D u könntest sie doch einfach kontaktieren und behaupten, dass dir was dazwischengekommen ist. Sag den Besuch doch einfach ab.«
»V erdammt noch mal, ich bin kein Feigling«, murmelte er in einem Ton, der ihr verriet, dass ihm dieser Gedanke bereits selbst gekommen war. »U nd vor allem wäre es furchtbar unhöflich.«
»I ch habe kein Problem damit, unhöflich zu sein.« Sie verdrängte den Gedanken an die Arbeit und dachte kurz darüber nach. »I ch bin es sogar gern.«
»D as liegt wahrscheinlich daran, dass du es so gut kannst.«
»D as stimmt. Du könntest ihnen sagen, ich hätte einen neuen Mordfall reinbekommen, der mich so beschäftigt, dass ich Thanksgiving dieses Jahr ausfallen lassen muss. Keine Zeit für Truthahn im Familienkreis. Dann hast du es auf deine blöde Alte abgewälzt. Manchmal macht sie mich wirklich wahnsinnig«, sagte sie mit übertriebenem irischem Akzent und fuchtelte mit ihrem Wasserglas vor ihm herum. »S ie arbeitet den ganzen Tag und die halbe Nacht und schenkt mir nicht mal fünf Minuten ihrer ach-so-kostbaren Zeit. Aber was soll ich machen? Ich habe sie geheiratet, jetzt muss ich sie nehmen, wie sie ist.« Sie stieß einen abgrundtiefen Seufzer aus, und er starrte sie mit großen Augen an.
»S o klinge weder ich noch irgendeiner meiner Freunde.«
»D u hast dich noch nicht reden hören, wenn du betrunken bist. Bei dem Anruf wärst du ganz bestimmt betrunken, denn du hättest deinen Ärger über mein egoistisches Verhalten im Alkohol ertränkt.« Schulterzuckend trank sie einen Schluck von ihrem Wasser. »D ann wäre das Problem gelöst.«
»D as wäre es ganz sicher nicht, aber danke für das großzügige, wenn auch etwas bizarre Angebot. Tja, zurück zu deinem Fall, denn damit kommen wir eindeutig besser klar.«
»G enau.«
»W enn stimmt, was du vermutest, hat sich Icove also in eine Grauzone der Medizin begeben. Warum, glaubst du, hat ein Mann von seinem Status so etwas getan?«
»Z um einen einfach deshalb, weil es ihm möglich war. Und weil er gehofft hat, dass er auf diese Art und Weise bessere Menschen schaffen kann. Der menschliche Körper ist störanfällig, richtig? Er muss regelmäßig repariert und gewartet werden, damit er funktioniert. Schon als Kind hat die Arbeit seiner Eltern ihm gezeigt, wie zerbrechlich Menschen sind. Dann hat er den Unfall und den anschließenden Selbstmord seiner Mutter, den Tod von seiner Frau und das Grauen der Innerstädtischen Revolten miterlebt. Vielleicht hat das den Wunsch in ihm geweckt, die Menschen langlebiger, stärker und cleverer zu machen. Schließlich hatte er bereits Beachtliches in der Richtung geleistet und jede Menge Ruhm und Kohle damit eingeheimst. Weshalb also hätte er diese Bemühungen nicht einfach noch ein Stückchen weiter führen sollen?«
»U nd weshalb nur bei jungen Frauen?«
»I ch habe keine Ahnung.« Sie schüttelte den Kopf. »V ielleicht hatte er einfach eine Vorliebe für Frauen. Vielleicht wegen seiner Mutter oder seiner Frau. Vielleicht hat er sich einfach auf Frauen konzentriert, weil die Frauen in seinem Leben zu zerbrechlich waren.«
»U nd bei all dem Geld, das er schon hatte, brauchte er auch Einnahmen, um diese Arbeit über Jahre durchführen zu können. Davon gehe ich zumindest aus. Und ein junges Mädchen ist ganz einfach leichter zu verkaufen als ein junger Mann. Schließlich gibt es immer noch viel mehr weibliche als männliche Prostituierte, oder nicht?
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