Stiefbruder - Liebe meines Lebens
polterte mit Wucht gegen die Wand.
„Er ist mein Bruder! Schon vergessen?“, knurrte Jakob, „Und er ist minderjährig!“
Autsch! Okay, ich
war
minderjährig, aber welcher Minderjährige will das schon gern hören. Noch dazu, wenn er gerade heißen Sex haben wollte?
„Ach – und deswegen darf der Kleine keinen Spaß haben?“, schnauzte Tobias, hochrot vor Zorn.
„Nicht mit dir!“, zischte Jakob und baute sich vor meinem verhinderten Sexpartner auf. Die Drohgebärde sah ein bisschen grotesk aus, da Jakob fast einen Kopf kleiner als Tobias war, und bei weitem nicht so breit gebaut.
„Bei dieser Sittenpolizei wundert mich nicht, dass dein Bruder noch Jungfrau ist!“, schrie Tobias und ich befürchtete, das hatten auch zuverlässig alle Partygäste vernommen, obendrein die Nachbarn, der Bürgermeister und vermutlich eine regionale Radiostation. Auf jeden Fall bekamen mehr Leute als nötig mit, dass ich noch Jungfrau und eben dabei gewesen war, diesen peinlichen Umstand mit einem Mann in einer Abstellkammer zu beheben. Die unerwünschte Rettungsaktion hatte eine Menge Leute angelockt, die nun dumm im Flur herumstanden und betroffen glotzten.
„Hau einfach ab!“, brüllte Jakob, und erst als er sich von Tobias abwandte realisierte er, dass sich hier Schaulustige eingefunden hatten.
„Und ihr auch!“, knurrte er und machte eine Bewegung, als wolle er Hühner verscheuchen. Widerwillig murmelnd verzog sich die Meute und bald waren wir allein. Erst jetzt erinnerte ich mich daran, dass ich mit heruntergelassenen Hosen dastand und mit meiner Erektion geradewegs in den Flur zeigte. Rasch zog ich Shorts und Jeans hoch und verstaute meinen noch immer jungfräulichen Schwanz. Die romantische Idee, dass mich Jakob ein weiteres Mal gerettet hatte übertraf die Tatsache, dass es Sex gewesen war, den er mir vermasselt hatte. So dachte nur ein rosarotes Hirn.
„Warum …?“, nuschelte ich, als ich den Gürtel festzurrte. Jakob hatte mich beim Ankleiden eingehend beobachtet. Wie er wohl meinen Schwanz fand? Er warf mir mein Shirt zu, das er vom Boden aufgehoben hatte und erklärte:
„Weil er neunzehn ist!“
Viel lieber hätte ich gehört, dass Jakobs Begründung für diese Störaktion Eifersucht gewesen war. Die Tatsache, dass er mich nicht teilen wollte, nicht ertragen konnte, dass ein anderer mich anfasste.
„
Weil er neunzehn ist
“, äffte ich ihn nach. Das war gemein, das wollte ich nicht, aber ich war angepisst.
„Unzucht mit Minderjährigen ist strafbar!“, erklärte Jakob streng.
„Das ist alles?“, knurrte ich sauer und schlüpfte in mein Shirt.
„Es ist genug!“, murmelt Jakob und wartete geduldig, bis ich aus der Kammer kam. Als wäre ich zu blöd einen Lichtschalter zu betätigen oder eine Tür zu schließen, tat er das für mich.
„Ich hätte ihn schon nicht angezeigt“, machte ich Jakob klar und trottete hinter ihm her.
„Aber
ich
“, gab er knapp von sich und steuerte den Garten an, in dem bereits Silke, die Hetenmänner-Falle, auf ihn wartete. Mir war unbegreiflich, warum immer noch, obwohl Jakob auf der Terrasse erschienen war, die begehrlichen Blicke auf Silke hängen blieben. Flink griff ich nach dem Ellenbogen meines Bruders. Warm, samtig,
er
! Die Berührung war unerwartet intensiv, vielleicht, weil ich noch immer total aufgegeilt war. Ich schnappte überwältigt nach Luft und fragte:
„Und
warum
? Was kümmert
dich
das, mit
wem
ich Sex habe?“
Jakob seufzte tief, blickte überrascht auf die Stelle, an der ich seinen Arm hielt – unter einer satten Gänsehaut hatten sich alle Härchen aufgerichtet – und drehte sich zu mir herum.
„Und sag jetzt nicht,
weil ich minderjährig bin!“,
zischte ich trotzig und meinte für einen Moment in seinen Augen all das zu sehen, was ich ersehnte. Liebe. Begehren. Verlangen.
„Aber das ist ein …
entscheidender
Punkt“, erklärte er leise und zog seine Mundwinkel zu einem gequälten Grinsen. Er entzog sich meinem Griff, stieg die Stufen runter und gesellte sich zu den anderen. Er blickte zu mir hoch und legte demonstrativ einen Arm um Silke. Vor Frust stiegen mir Tränen in die Augen. Ich drehte mich um und trat so heftig gegen den Türrahmen, dass ich noch wochenlang Schmerzen beim Gehen hatte.
Die Almhütte am Bach [2001]
Ich lümmelte auf einem Liegestuhl und hielt ein Buch vor mein Gesicht. Irgendwo in der Ferne zog ein Motorsegler seine Runden, gelegentlich summte eine Biene oder ein Käfer an mir vorbei. Es roch
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