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Stiefbruder - Liebe meines Lebens

Stiefbruder - Liebe meines Lebens

Titel: Stiefbruder - Liebe meines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kooky Rooster
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nach Wiese, Sonnencreme und Hochsommer. Jedes Mal, wenn Kies unter Autoreifen knirschte, setzte ich mich ruckartig auf und spähte zum schmalen Forstweg. Wann nur, wann endlich kam Jakob?
    Meine Stiefmutter hatte eine Selbstversorger-Hütte auf einer Alm gemietet – für eine Woche – und ich hatte mich nur deswegen breitschlagen lassen mitzukommen, weil ich erfahren hatte, dass auch Jakob dabei sein würde. Nun verbrachte ich schon den vierten Tag hier oben, und von meinem Bruder keine Spur. Angeblich, so behauptete seine Mutter, würde er am Wochenende nachkommen, denn aus irgendeinem Grund habe man spontan seinen Urlaub gestrichen. Ich argwöhnte, dass er nur als Köder hatte herhalten müssen und gar nicht kommen würde.
    Als die Sonne nach meinen Knöcheln griff, sprang ich aus dem Liegestuhl, packte ihn am Kopfende und zog ihn rumpelnd über die Wiese wieder einen Meter weiter in den Schatten. Das war im Großen und Ganzen meine Haupttätigkeit seit ich hier angekommen war: Dem Schatten hinterher wandern, herumliegen und lesen. Meine Stiefmutter und Claudia dagegen fühlten sich mal wie Bergbäuerinnen und bereiteten auf dem antiken Herd Dinge zu, die sie daheim nur aus dem Tiefkühlfach kannten – oder sie gingen auf Wanderschaft, ausgerüstet, als wären sie für drei Monate auf der Flucht – zumindest was die Lunchpakete betraf.
    'Bei diesen Temperaturen bewegt man sich nicht'
, behauptete ich steif und fest, rieb mich mit Sonnencreme ein, obwohl ich die Sonne ohnedies mied, las abwechselnd fünf Seiten und döste ein paar Minuten. Würde, wie in Cartoons, eine Gedankenblase mit den Bildern, die mir so durch den Kopf gingen, über mir schweben, hielte man Kindern die Augen zu und zückte manch verwegener Kerl eine Videokamera. Okay, sie waren nicht
nur
versaut, ich hatte auch eine romantische Ader, aber ich fantasierte
nicht
von nackten Prinzen auf weißen Pferden. Wobei …!
    Aktuell allerdings sähe man, statt nackter Männer in erotischen Situationen, eher den gestrigen Abend, die kleine Terrasse der Holzhütte, Kerzen die auf dem Tisch flackerten und sich in Weingläsern spiegelten. Man sähe meine Stiefmutter, Claudia und mich, die, wie in einem Schuhplattlermarathon gefangen, ununterbrochen lästige Blutsauger erschlugen, die vom Anti-Mücken-Spray eher angelockt als abgeschreckt wurden. Würde man zu dieser Szene den Sound aufdrehen, würde man folgendes Gespräch belauschen können:
    Mutter (seufzend): „Ach, Jakob gefällt mir in letzter Zeit gar nicht. Er ist so angespannt und wird immer verschlossener.“
    Claudia (schulterzuckend): „Vielleicht braucht er einfach mal eine Frau, oder einen Kerl!“
    Ich (errötend): „…“
    Mutter (empört): „Claudia!“
    Claudia (überzeugt): „Na, ist doch wahr. Das ist doch nicht normal, dass er mit neunzehn noch keine Freundin hatte. So wie er aussieht müsste er an jeder Hand zehn Frauen haben.“
    Mutter (verteidigend): „Aber deswegen ist er doch nicht gleich schwul. Also Claudia, bitte! Vielleicht ist er ja mehr der romantische Typ. Wartet auf die Richtige!“
    Claudia (ironisch): „Ja klar!“
    Ich (naiv): „Er hat mit Silke Schluss gemacht?“
    Mutter (hoffnungsvoll): „Welche Silke? Hat Jakob also
doch
eine Freundin? Was weißt du
noch?
Mir erzählt er ja nichts!“
    Claudia (prustend): „Pffft, das wüßt' ich aber, wenn Jakob eine Freundin hätte.“
    Ich (zu Claudia): „Aber klar doch, du weißt schon,
Silke
.“
    Mutter (zu Claudia): „Du weißt davon und sagst nichts?“
    Claudia (abwehrend): „Ich hab keinen Schimmer, wovon du sprichst, Clemens.“
    Ich (ungehalten): „Aber diese Blonde, auf der Schulabschlussfeier letztes Jahr. Diese … Große, A
ttraktive
.“
    Claudia (nachdenklich): „Nein, Jakob hat nie … oh, Moment mal, … groß … blond, du meinst
diese
Silke?“
    Ich (grundlos euphorisch): „Ja, genau!“
    Claudia (belustigt): „Diese Tussi, bei der alle Jungs abgespritzt haben, wenn sie sie nur angesehen haben?“
    Mutter (wieder einmal entrüstet): „Claudia!“
    Ich (heftig nickend): „Ja, ja
genau
die!“
    Claudia (lachend): „
Nie
im Leben! Das ist eine Lesbe!“
    Ich (verstört): „
Was
?“
    Mutter (zu Claudia): „Wie kommst du dazu,
so etwas
zu behaupten?“
    Claudia (amüsiert): „Das wissen doch
alle
! Vor
allem
die Jungs! Ich weiß nicht ob die von ihr so fasziniert sind, weil sie hübsch ist, oder weil sie sich vorstellen, dass sie eine Frau leckt!“
    Mutter (angeekelt): „Bitte,

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