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Stiefkinder der Sonne

Stiefkinder der Sonne

Titel: Stiefkinder der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Cooper
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aus dem Auto, weil wir nämlich alle schrecklich nervös sind, und unsere Finger neigen zum Zucken, wenn wir uns auch nur das kleinste bißchen aufregen.“
    Diese Anweisung wurde von einem der Jungen mit lautem Gelächter beantwortet. „Der gute alte Nibs! Das ist wirklich der letzte Typ!“
    Nibs sah den Sprecher an. „Halt’s Maul, Grinser! Mein Sinn für Humor ist heute schlecht drauf.“
    Die Worte wurden sehr ruhig hervorgebracht, aber als Greville aus dem Wagen stieg, bemerkte er, daß Grinser deutlich kleiner zu werden schien.
    „Und jetzt wollen wir Ihre geschätzte Dame und Begleiterin in all ihrer Herrlichkeit anschauen“, sagte Nibs. Er schwenkte den Revolver zu Liz. „Los jetzt, beweg deinen geilen, kleinen Arsch.“
    Liz und Greville tauschten Blicke aus. Keiner von beiden konnte in den Augen des anderen nur das geringste lesen. Liz wirkte unnatürlich ruhig. Gott sei Dank, dachte Greville. Nur der kleinste Fehler, und diese Kinder würden nur deshalb schießen, weil es ihnen Spaß machte.
    Liz stieg sehr langsam aus dem Auto.
    Greville drehte sich zu Nibs. „Was willst du?“ sagte er ruhig.
    Nibs hob den Revolver leicht an, bis er Greville auf den Magen zeigte. „Sag Sir!“
    „Sir.“
    Plötzlich lehnte sich Nibs nach vorne, streckte seine freie Hand aus und schlug Greville heftig ins Gesicht.
    „Sag danke!“
    Greville unterdrückte den Impuls sofort, der sich in ihm erhob. Er wußte, daß Nibs ihn töten wollte. Er dachte, daß er an die Pistole kommen könnte, und er dachte, daß es höchstens zehn Sekunden dauern würde, bis er den Jungen fertiggemacht hätte. Es waren aber noch mehr Feuerwaffen da. Und Liz war da.
    „Danke – Sir.“
    „So ist es schon besser. Jetzt knie dich hin und bitte mich um Vergebung, weil du lästige Fragen gestellt hast.“
    Greville kniete sich nieder und wagte es nicht, Liz anzusehen. Einer von den Jungen kicherte. „Der Nibs. Der hat Stil, Mann. Echt Stil.“
    „Ich bitte um Ihre Vergebung, Sir“, sagte Greville ruhig. Er dachte: So lange der Junge ihnen zeigen kann, wie groß er ist, weil er mich wie einen Schuhabtreter benutzt, laßt er mich am Leben.
    „So ist es besser, Onkel. Langsam fangen wir an, uns zu verstehen. Du darfst mir die Schuhe küssen.“
    Greville küßte seine Schuhe. Nibs trat ihm dafür ins Gesicht.
    „Steh auf, Onkel. Du übertreibst es.“
    Greville stand auf. Nibs spuckte ihm ins Gesicht.
    „Danke, Sir.“
    „Onkel“, sagte Nibs, „du bist ein schlaues Kerlchen. Laß es dir aber nicht zu Kopf steigen.“
    „Nein, Sir.“
    „Also, was hast du denn für Schätze in deinem netten kleinen Auto?“
    „Gewehre, Munition, ein paar Hemden, Werkzeuge für Holz, ein Kasten Bier und ein paar Bücher.“
    Nibs schlug ihm wieder in das Gesicht. „Du hast vergessen, Sir zu sagen.“
    „Tut mir leid, Sir.“
    „Onkel, es scheint mir“, sagte Nibs freundlich, „als wärest du auf eine etwas unehrenhafte Art an diese kleine Ladung gekommen. Das macht man aber nicht, oder?“
    „Nein, Sir.“
    Nibs sah seine Kumpane an und seufzte. „Meine Lieben! Wie weit ist es bloß mit der älteren Generation gekommen!“ Wieherndes Gelächter war die Antwort. Nibs wandte sich wieder Greville zu.
    „Ich hoffe, daß du deine Sünden bitter bereust.“
    „Ja, Sir.“
    „Sprich mir nach: Ich bin voller Reue und Zerknirschung.“
    „Ich bin voller Reue und Zerknirschung, Sir.“
    „Der Mangel an Ehrlichkeit, den du in jüngerer Zeit an den Tag gelegt hast, betrübt mich sehr, Onkel“, sagte Nibs feierlich. „Ich weiß, daß die Versuchungen in dieser sündigen Welt groß sind, aber du solltest versuchen, stark zu bleiben. Du hast dir nicht genug Mühe gegeben, nicht wahr?“
    „Nein, Sir.“
    „Dann mußt du dir in Zukunft viel mehr Mühe geben – wenn du eine Zukunft hast. Vorerst müssen wir allein der Gerechtigkeit halber die Kleinigkeiten hier beschlagnahmen. Feuerwaffen sind in ungeübten Händen besonders gefährlich.“
    Greville fing an zu verstehen, wie es Nibs gelungen war, der Anführer einer Bande von Jugendlichen zu werden, von denen der größte Teil älter und stärker als er selbst war. Der Junge hatte trotz seines weichlichen Gesichts und seiner weibischen Stimme einen scharfen Verstand und eine buchstäblich kraftvolle Persönlichkeit. Außerdem hatte er ein sicheres Gefühl für sein Publikum. Im Augenblick hingen die anderen Jungen an jedem Wort von ihm und hatten einen Riesenspaß. Sie rächten sich durch Nibs

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