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Stiefkinder der Sonne

Stiefkinder der Sonne

Titel: Stiefkinder der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Cooper
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zunimmst, weil du zur Abwechslung mal etwas einigermaßen Vernünftiges zu essen bekamst.“
    Liz lachte. „Das ist gut! Das ist die beste Entschuldigung für Blindheit, die ich je gehört habe.“
    „Warum hast du mir das bloß nicht gesagt!“ tobte er.
    „Weil“, sagte sie ruhig, „ich noch nicht einmal weiß, ob du der Vater bist. Einer von den Leuten in Richmond könnte es auch sein. Einer von denen aus dem Norden könnte es sein. Es könnte sogar einer von diesen Saukerlen sein, die mich unterwegs aufs Kreuz gelegt haben, als wir aus London kamen … Ich hatte einfach Angst, es dir zu sagen. Aber jetzt habe ich keine Angst mehr, weil ich weiß, daß alles in Ordnung kommen wird … Es wird ein kleines Mädchen, und sie wird Jane heißen.“
    Greville starrte sie hilflos an. Er hatte ein Gefühl, als hätte ihm gerade jemand mit einem Holzscheit eins übergezogen – oder auch fünfzehn.
    „Komm, laß uns versuchen, uns mal die Realität anzuschauen“, sagte er mit sorgfältig kontrollierter Stimme. „Immer vorausgesetzt, es gibt eine Realität, die man sich anschauen kann … Du sagst, Jane ist tot. In Ordnung, das nehme ich dir ab. Ich war nie sicher, daß sie überhaupt gelebt hat, also kann ich mich über ihren Tod nicht herumstreiten … Aber das Kind … Verdammt, so ahnungslos kannst du doch einfach nicht sein.“
    „Keine Idee“, sagte Liz direkt. „Als ich damals weggerannt bin, weißt du noch, das war nicht nur wegen Jane. Ich habe gedacht, ich könnte sie finden und mich mit ihr irgendwohin verziehen, wo es ruhig ist. Du hättest dann nie etwas davon erfahren … . Das muß ich dir sagen. Mir ist es gleich, wer der Vater ist.“ Sie tätschelte sich behutsam auf den Bauch. „Sie gehört schließlich mir.“
    „Großer Gott!“ sagte Greville hilflos. „Was, um Himmels willen, machen wir denn jetzt?“
    Liz schien die Situation voll im Griff zu haben. „Wir gehen zurück“, sagte sie.
    „Wir gehen zurück in unser Haus, und du kannst mich bumsen, soviel du willst – bis auf eine kurze Zeit, bevor das Kind kommt, und eine kurze Zeit hinterher … Dann sind wir alle zufrieden und glücklich.“
    „Das kann man wohl sagen“, fuhr Greville sie an. „Das kann man wohl sagen!“
    Er gab Gas, knallte den ersten Gang hinein und raste mit einem Ruck los. Er ließ alle Vorsicht fahren und fuhr fast vierzig Meilen in der Stunde. Seine Gedanken waren wie betäubt, und er nahm von seiner Umgebung nichts auf. Die Straße begann kurvig zu werden, aber er bremste nicht ab.
    Er sah das Schild nicht: Durchfahrt verboten! Sie betreten herrschaftliches Gebiet. Es war ein großes, frischgemaltes Schild an der Seite der Straße, aber er sah es nicht.
    Er sah noch nicht einmal die Straßensperre, bis es zu spät war. Es war sowieso eine verdammt alberne Straßensperre – ein paar Heuballen, besetzt (falls dies das richtige Wort dafür war) von ein paar irgendwie in Tweed gekleideten Männern mit Schrotgewehren.
    Als er sah, daß es zum Wenden zu spät war, nahm er das Gas weg, als hätte er vor, anzuhalten. Dann, als er noch ungefähr fünfundzwanzig Yards von den Heuballen entfernt war, schaltete er in den zweiten Gang hinunter und gab Gas wie ein Teufel.
    Der Motor heulte auf, das Getriebe krachte, und der Lieferwagen schoß nach vorne und schleuderte Heuballen und Männer zur Seite. Greville sah, wie sich einer der Männer überschlug. Das erfüllte ihn mit wilder Freude. Er hoffte, daß der Mann verletzt war – schwerverletzt. Er hoffte, daß er noch lange am Leben bleiben würde, um seine Schmerzen zu fühlen.
    Der zweite Mann war vollständig aus der Sicht verschwunden, aber er schoß offensichtlich, denn es prasselte, als sei der Wagen von einem Hagelschauer getroffen worden. Dann waren sie durch die auseinanderfliegende Barriere aus Heuballen hindurch und rasten davon.
    Greville stieß einen Triumphschrei aus. Die Straßensperre war gerade zur rechten Zeit gekommen. Sie war gekommen, als er es dringend nötig hatte, etwas zu tun und jemanden zu zerschmettern.
    Er gab noch immer Gas, voll von einer schäumenden, kochenden Mischung aus Wut und Gewalt und Haß und Liebe, als plötzlich ein Geräusch wie das Ende der Welt kam. Die Straße schien sich in Zeitlupe ihm wie ein zerrissenes Band entgegenzuheben. Dann neigte sich das Auto zur Seite und begann, sich zu überschlagen.
    Das letzte, was er hörte, war der Schrei von Liz.
    Dann war unerklärlicherweise plötzlich nichts mehr da als Nebel. Aus

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