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Stiefkinder der Sonne

Stiefkinder der Sonne

Titel: Stiefkinder der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Cooper
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eiskalte Ruhe über ihn kam. Es lief nicht so, wie er es geplant hatte. Er hatte warten wollen, aber es hatte jetzt keinen Sinn mehr zu warten. Er hatte warten wollen, bis er Liz holen konnte – aber jetzt würde er sie zurücklassen müssen. Für eine Zeitlang … Sein Gehirn fing an, wie ein Computer zu arbeiten.
    „Gib mir die Kanone, Nosey“, sagte er.
    Nosey reichte sie ihm vorsichtig hinüber.
    „Jetzt zerbrich alle Bogen. Wir wollen nicht …“
    Jemand rannte los. Greville schoß ihn in den Rücken. „Wir wollen nicht, daß uns jemand nachschießt, wenn wir uns verziehen, oder?“ sagte er ungerührt.
    Zwei Tote innerhalb von weniger als fünf Minuten reichten völlig aus, um zwanzig Männer zu demoralisieren. Sie starrten Greville wie hypnotisiert an, als würde er einen Zauberstab in der Hand halten.
    Nosey brauchte unglaublich lange dazu, zwanzig Bogen zu zerbrechen.
    „Was jetzt, Kumpel?“ fragte er.
    „Jetzt“, sagte Greville, „nimmst du die Bogenschnüre und fesselst den Herrschaften hier die Hände.“
    Dazu brauchte er noch länger. Ein Mann packte Nosey, während er mit der Schnur beschäftigt war, und versuchte, ihn wie einen Schild zu gebrauchen. Nosey aber war so schlau, sich auf den Boden fallen zu lassen, und Greville gelang es, dem Angreifer durch die Schulter zu schießen. Damit blieben ihnen noch vier Kugeln.
    Greville sah über die Felder zu dem Haus hinüber, das weniger als vierhundert Yards entfernt war. Er dachte, daß man bald nach ihrer Flucht Alarm schlagen würde. Vor ihnen lag in ungefähr der gleichen Entfernung der Waldrand, mit dem der Wald von Brabyns begann. Der Wald war ungefähr eine halbe Meile breit, wie er aus Unterhaltungen mit Nosey erfahren hatte. Auf der anderen Seite lag wieder offenes Gelände, und dahinter lag das Dorf Nieder-Brabyns, in dem die Leute wohnten, die der Squire Anarchisten nannte.
    Nosey zumindest hatte sich von dem Schock und der Geschwindigkeit der Ereignisse erholt. „Jedermann bestens verpackt, Kumpel“, berichtete er grinsend. „Das klappt ja alles vorzüglich.“
    „Jetzt“, sagte Greville und sah die Reihe der Männer an, die ihn mit hinter dem Rücken gefesselten Händen dumpf anstarrten, „jetzt spielen wir alle Häschen in der Grube und legen uns hin.“
    Niemand rührte sich. Also bekam der am nächsten stehende Mann eine Kugel ins Bein. Er fiel hin. Die anderen legten sich hin.
    „Und jetzt?“ sagte Nosey. „Du hast uns ja ganz schön in die Scheiße hereingeritten, stimmt’s?“
    Zum erstenmal lächelte Greville. „Ich denke, es ist an der Zeit, daß wir uns den Anarchos anschließen“, sagte er.
     

26
     
    Als sie hinter sich die Hunde hörten, überlegte sich Greville, daß ihre Chancen besser stehen würden, wenn sie sich trennten. Die Hunde hatten wahrscheinlich ihre Spur aufgenommen. Sie würden zweifellos nur einer Spur folgen, aber selbst, wenn die Meute sich teilte und die Hunde damit beiden folgten, wäre die Chance zu überleben sicher für beide besser.
    Nosey war nicht besonders in Form, aber auch Greville ging es da nicht anders. Er wußte, daß sie am Anfang zu schnell gerannt waren. Sie mußten jetzt insgesamt ungefähr drei Meilen geschafft haben, und der Wald von Brabyns lag weit hinter ihnen. Das war der einfachste Teil ihrer Flucht gewesen.
    Seitdem waren sie durch halbgefrorenen Schlamm und über einen trügerischen Teppich aus totem Gras und Unkraut über ein Terrain gestolpert, das einmal guter Ackerboden gewesen war. Nun rannten sie keuchend eine lange und sanfte Anhöhe hoch. Sie konnten das aufgeregte Bellen der Hunde hinter sich hören. Sie waren erschöpft.
    Das Dorf Nieder-Brabyns konnte nicht mehr weit sein, aber es war erheblich weiter von ihnen entfernt als die Hunde. Greville blieb stehen und sah sich Noseys gequältes Gesicht an.
    „Bleib mal eine Minute stehen!“ Der Genuß, nicht mehr dazu gezwungen zu sein, ein Bein vor das andere setzen zu müssen, war so groß, daß Greville nicht glaubte, daß er in der Lage sein würde, wieder loszulaufen.
    „Mit uns ist es aus, Kumpel“, stöhnte Nosey. „Das sind zu viele. Diese Sauköter haben vier Beine. Wir haben nur zwei.“
    „Deshalb müssen wir uns trennen“, keuchte Greville. „Dann haben sie was zum Überlegen … Du gehst dort lang. Ich gehe hier lang. Eine halbe Meile rennen wir getrennt. Dann kommen wir in das Dorf. Hier, nimm den Revolver.“
    Nosey hatte noch etwas Kampfgeist übrig. „Behalte ihn. Du brauchst ihn

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