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Stigma

Stigma

Titel: Stigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hübner
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Fantas Blick schien sich etwas zu wandeln. Seine Lider senkten sich beinahe unmerklich und verliehen seinen Augen etwas Durchdringendes. Einen winzigen Moment lang kam es Tom fast so vor, als würden sie ihre Farbe ändern.
    »Du irrst dich«, sagte Fanta, und sein Tonfall wurde schärfer. »Das klingt nicht verrückt, es ist absolut schwachsinnig.«
    »Meine Gedächtnislücken werden größer.«
    »Na und«, fauchte Fanta, jetzt ganz außer sich. »Ich stehe auch manchmal neben mir und vergesse gewisse Dinge. Deswegen halte ich mich nicht gleich für Jason Bourne! Und schon gar nicht für eine gespaltene Persönlichkeit.«
    »Ich rede nicht von Momenten der Unachtsamkeit«, entgegnete Tom. »Ich spreche von Stunden, neuerdings sogar ganzen Tagen, von denen ich nicht mehr weiß, wo ich war oder was ich getan habe.«
    »Wo du warst?« Fanta betonte die Worte, als wären sie etwas Unwirkliches. »Wo sollst du schon gewesen sein? Ich denke, du kannst dieses Haus nicht verlassen.«
    »Im Grunde schon. Aber wenn das, was ich befürchte, wirklich zutrifft, dann wäre das unter Umständen hinfällig.«
    »Das glaub ich einfach nicht.« Wütend sprang Fanta von seinem Stuhl auf. Eine Art von Zorn schien sich in ihm aufzustauen, den Tom noch nie zuvor bei ihm erlebt hatte. »Was denkst du dir als Nächstes aus, um dich nicht mit deinen Ängsten auseinandersetzen zu müssen?«
    Tom schüttelte verständnislos mit dem Kopf. »Du glaubst mir also nicht. Na schön, dann sag mir doch bitte mal, was ich letzten Mittwoch um diese Zeit getan habe.«
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Weil du mich zu meinem Termin bei Doktor Westphal bringen solltest, wo ich jedoch nie aufgetaucht bin.«
    Fanta überlegte einen Moment. »Ja, richtig«, meinte er ein wenig distanziert, als suche er nach den richtigen Antworten. »Aber du hast mich doch gleich morgens angerufen und das Ganze abgeblasen«, fügte er rasch hinzu.
    Toms Stirn legte sich nachdenklich in Falten. »Hab ich irgendeinen Grund dafür genannt?«
    »Nein … nicht dass ich wüsste«, überlegte sein Freund.
    »Denk nach«, bohrte Tom weiter. »Ich muss doch irgendwas zu dir gesagt haben.«
    »Nur, dass du zu viel zu tun hättest. Ich bin also davon ausgegangen, dass dir mal wieder der Arsch auf Grundeis geht und du das Haus nicht verlassen willst.«
    »Und du bist dir ganz sicher, dass ich das gewesen bin, am Telefon?«
    Fanta starrte ihn an. »Ist dir eigentlich klar, wie bescheuert sich das anhört?«
    »Stefan, bitte«, flehte Tom. »Das ist wirklich wichtig für mich.«
    »Ja, natürlich bin ich mir sicher«, knurrte er gereizt.
    »Hab ich mich vielleicht irgendwie anders angehört als sonst?«
    »Du meinst, noch durchgeknallter als jetzt?«
    »Nein, ich meine, war da irgendetwas Ungewohntes in meiner Stimme oder der Art, wie ich gesprochen habe?«
    »Du hast sie ja nicht alle«, fauchte Fanta.
    »Genau das versuche ich dir ja die ganze Zeit zu sagen.«
    »Nein, Tom, du suchst nur nach Ausreden! Denn wenn man Angst vor der Wahrheit hat, legt man sich eben einfach seine eigene Version davon zurecht, und schon hat man seine wahren Probleme umgangen, nicht wahr?« Fanta war jetzt so aufgebracht, dass seine Wangen rot anliefen. »Aber die Wahrheit ist, dass du einfach nur Schiss davor hast, diese ganze Idylle hier könnte sich plötzlich in Luft auflösen. Deshalb erfindest du ständig neue Ausflüchte, die dich weiter daran binden, in der Hoffnung, du könntest das alles hier festhalten.«
    »Fanta«, sagte Tom bestürzt, »bitte beruhige dich. Was ist denn los mit dir?«
    »Was mit mir los ist?«, fauchte er Tom an. »Es geht hier allein um dich, kapierst du das nicht? Vergiss mal deine Familie, all dein Geld und diese ganze Postkartenromantik hier, und frag dich dann, wer du wirklich bist.«
    »Wer ich bin?« Verwirrt sah Tom zu ihm auf. »Wovon redest du eigentlich?«
    »Ich rede von der Verantwortung, die du dir selbst gegenüber hast. Denn das schließt auch automatisch all die Menschen mit ein, die dir etwas bedeuten. Sie leiden genauso darunter, und sie werden mit dir den Bach runtergehen, wenn du nicht langsam aus dieser Illusion aufwachst. Falls du mir nicht glaubst, frag doch deine Psychotante. Die wird dir nichts anderes erzählen.«
    »Sie will, dass ich eine Hypnosetherapie mache.«
    »Und?« Fanta zuckte die Achseln, als wüsste er bereits davon. »Wirst du’s tun?«
    »Komm schon, das ist doch nichts weiter als Jahrmarktzauber. Ich dachte, wenigstens du würdest

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