Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Still und starr ruht der Tod

Still und starr ruht der Tod

Titel: Still und starr ruht der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmoee
Vom Netzwerk:
schüttelte den Kopf. »Ich habe hin und her überlegt, aber ich wollte lieber nicht mit ihm darüber reden. Was soll ich jetzt machen?«
    »Ich rufe die Polizei an«, erklärte Katinka. »Könnten Sie mir in der Zwischenzeit ein Glas Wasser holen? Ich brauche ein Aspirin.« Sie wählte die Nummer von Hardos Kumpel Motsch.
    »Kommen Sie mit der Dame in die Dienststelle. Kulmbacher Straße 101. Dann regeln wir alles Weitere«, schlug Motsch vor.
    »Gibt es eigentlich was Neues im Fall Ivo Leistner?«
    »Den Vorgang hat die Kripo auf dem Tisch.«
    »Die Kripo?«
    »Der Staatsanwalt hat sich gewundert, dass Leistners Wagen unerklärliche Schrammen auf der linken Seite hat. Deswegen wird noch gegrübelt, was zu tun ist.«
    »Manche Menschen haben genetisch bedingt Schwierigkeiten mit Parkhäusern«, mutmaßte Katinka.
    »Meine Rede. Bis gleich. Ich freue mich, Sie persönlich kennenzulernen.«
    Walli brachte das Glas mit Wasser. Katinka drückte eine Tablette aus dem Blister und sah zu, wie das weiße, runde Ding zerfiel und zischend Blasen an die Oberfläche des Glases aufstiegen. Walli setzte sich aufs Sofa.
    »Wir fahren jetzt zur Polizei. Denken Sie nach. Gibt es irgendwas, das zu Horsts Abgang passt? Haben Sie gestritten?«
    Walli barg das Gesicht in den Händen. »Wir streiten in letzter Zeit dauernd. Immer geht’s um meine Malerei. Horst kann damit nichts anfangen. Ich liege ihm auf der Tasche. Er sagt zwar nie was – aber ich spüre es.« Sie weinte. Ihre Schluchzer gingen allmählich in Hecheln über. Sie rang nach Luft, wurde immer bleicher. Panisch riss sie die Augen auf und presste die Hände auf ihre Oberschenkel, während sie keuchend Luft in ihre Lungen zu pumpen versuchte.
    »Shit!« Katinka rannte in die Küche. Sie riss ein paar Schubladen auf, bis sie eine leere Plastiktüte fand. Sie stürzte zurück ins Wohnzimmer, warf sich neben die röchelnde Walli und stülpte ihr die Tüte über Mund und Nase. »Atmen!«, kommandierte sie. »Geht gleich vorbei. Atmen Sie einfach.« Sie spürte Wallis knochige Schulter an ihrer Seite. Das krampfartige Keuchen beruhigte sich nach und nach. Schließlich nahm Katinka die Tüte weg.
    »Was war das?«, flüsterte Walli mit Tränen in den Augen.
    »Sie haben hyperventiliert. Dabei führt der Körper sich viel mehr Sauerstoff zu, als er benötigt. Das Blut übersäuert. Deswegen die Tüte.«
    »Was?« Benommen starrte Walli Katinka an.
    »Sie atmen dadurch Kohlendioxid ein, und alles gleicht sich wieder aus. Ist Ihnen das schon mal passiert?«
    »Nein. Mir ist ganz schwindlig.«
    »Wir warten jetzt zehn Minuten. Solange legen Sie sich hier aufs Sofa und ruhen aus. Nachher machen wir uns auf zur Polizei.«
    Walli nickte gehorsam.
    Katinka trank ihr Aspirin. Ein Frösteln kroch über ihren Körper. Sie ging in die Küche und schaltete das Radio ein. Die Nachrichten. Für Thüringen, Teile Sachsens, Böhmens und für Nordbayern wurde ein Blizzard erwartet. Er fegte bereits über die westlichen Teile der Bundesrepublik und legte den Verkehr in ungeahntem Ausmaß lahm. Ein Sprecher des Katastrophenschutzes forderte alle Bürger auf, zu Hause zu bleiben.
    Katinkas Handy klingelte.
    »Hier ist Simone Mathieu. Frau Palfy, ich werde heute abreisen. Ich fahre jetzt nach Nürnberg und sehe zu, dass ich von dort einen Flug nach Frankreich bekomme.«
    »Warum das?«
    »Stellen Sie mir eine Rechnung? Sie können sie ruhig per Mail schicken. Ich überweise sofort.«
    »Heißt das, Ihr Auftrag hat sich damit erledigt?«
    »Ich kann nicht mehr. Ich sitze in Bamberg herum, und nichts tut sich.«
    »Wie Sie meinen.« Katinka stellte ihr Glas ab. Nicht zum ersten Mal überlegte es sich ein Auftraggeber anders. Im ersten Schrecken engagierten die Leute eine Privatdetektivin, um sich nonchalant zurückzuziehen, wenn das Interesse an der Lösung der gestellten Aufgabe erlahmte.
    »Vielleicht kann ich für eine Weile bei meiner Tochter in Paris bleiben.«
    Katinka sah aus dem Fenster. Es schneite wie verrückt. Die Flocken fegten von der Seite heran und bedeckten Verkehrsschilder, Fahrzeuge und Menschen mit einer dicken, weißen Schicht.
    »Wiederhören«, kam Simones leise Stimme aus dem Handy.
    »Tschüss«, antwortete Katinka und ging nach Walli sehen.
     
     
     
    24
     
    Hauptkommissar Georg Motsch zeigte auf den Aktenturm auf seinem Schreibtisch. »Winter ist Hochsaison bei der Verkehrspolizei. Genauso wie die Hauptferienzeiten zu Ostern und im Sommer.« Er wandte sich Walli zu, die

Weitere Kostenlose Bücher