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Still und starr ruht der Tod

Still und starr ruht der Tod

Titel: Still und starr ruht der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmoee
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verheult auf einem Stuhl saß. »Frau Reichert, ich habe die Vermisstenmeldung sofort rausgegeben. Wir tun, was wir können.«
    Das wird von nun an mein Standardsatz, dachte Katinka insgeheim. Ich tue, was ich kann. Ansonsten lecken Sie mich am Arsch.
    »In Sachen Rita Weiß gibt es keine Veränderung?«, erkundigte sie sich.
    »Leider nein. Genauso wenig haben wir Meldungen von nicht-identifizierten Unfallopfern. Insofern kann ich Sie beruhigen. Wir gleichen Unfallmeldungen bayernweit ab. Sollte Frau Mathieu sich noch entscheiden, eine Vermisstenanzeige aufzugeben, könnten wir kaum mehr tun.« Motsch betrachtete Katinka neugierig. »Wie geht es Hardo?«
    »Alles im grünen Bereich.«
    »Schade, dass wir uns neulich nicht gesehen haben. Ein tolles Haus haben Sie da.«
    Katinka bemerkte, wie Walli irritiert zwischen Motsch und ihr selbst hin und her sah.
    »Ich freue mich schon auf ein richtiges Bierfest in Ihrem Innenhof«, machte Motsch weiter. »Stellen Sie sich vor, ein Sommerabend, zwischen den alten Mauern glüht die Wärme des Tages, ein kühlender Wind kommt auf …«
    Katinka grinste. »Ich kann es kaum erwarten, dass es endlich so weit ist. Sie werden selbstverständlich eingeladen, und bis dahin ist Hardos Gästezimmer fertig. Sie könnten bei ihm übernachten.«
    Motsch lächelte wohlwollend. Sein Haar war sehr lockig, ungewohnt voll für sein Alter und nur an den Schläfen grau. Er war um die 50, wusste sie von Hardo, und der hatte seit Jahr und Tag nicht mehr das feinste Härchen auf dem Schädel. In Motschs Gesicht spross zudem ein gewaltiger Schnauzer, dessen Enden wippten, wenn Motsch sprach. Was er gern und ausgiebig tat.
    »Das angekündigte Unwetter treibt die Leute unerbittlich auf die Straße«, klagte er. »Jeder sieht zu, dass er früher dort ankommt, wo er hinwollte, was für mehr Staus und Chaos sorgt. Als hätten wir nicht genug davon.« Motsch wandte sich Walli zu und stellte die üblichen Fragen. Ob Freunde, Verwandte, Kollegen etwas wissen konnten. Horsts Mutter vielleicht?
    Walli schüttelte den Kopf. »Seine Mutter möchte ich nicht behelligen. Wir verstehen uns nicht besonders gut. Wenn sie hört, dass Horst verschwunden ist, gibt sie sowieso mir die Schuld.«
    Katinka und Motsch wechselten einen Blick.
    »Konflikte?«, fragte der Polizist. »Private? Berufliche? Oder andere Probleme, die Horst über den Kopf gewachsen sein könnten?«
    »Nein. Dazu fällt mir nichts ein.«
    »Hat er sich vielleicht anders verhalten in der letzten Zeit? War er angespannt?«
    »Mir ist nichts aufgefallen. Er war wie immer«, flüsterte Walli. Sie kämpfte mit den Tränen und war offensichtlich keiner hilfreichen Antwort fähig.
    »Können Sie mir die Namen eines Kollegen oder einer Kollegin nennen? Jemanden, den wir an seinem Arbeitsplatz kontaktieren können?«
    »Frau Hünlein. Sie ist die Sekretärin seiner Abteilung.«
    »Na gut.« Motsch machte sich eine Notiz. Er mühte sich redlich, irgendetwas Brauchbares aus Walli herauszuholen, aber sie war einfach am Ende ihrer Kräfte.
    »Ich rufe Ihnen ein Taxi«, bot Katinka schließlich an.
    Motsch brachte Walli hinaus. Nach drei Minuten war er zurück.
    »Horst Broicher, hm: eine eigenartige Weise, durchzubrennen, finden Sie nicht? Wissen Sie, warum ich nicht an die Affäre glaube?«
    »Weil kein Mann sich für eine durchschnittliche Frau mitten in der Nacht aus den Federn quält, jedenfalls nicht im Dezember bei Schneetreiben und Eisplatten auf den Straßen, und weil Horst Broicher nicht der Typ ist, der eine überdurchschnittliche Frau abbekommen würde!« Katinka lehnte sich an den Heizkörper. Ihr war kalt. Sie spürte jetzt deutlich, dass eine Grippe im Anflug war. Wenn sie nicht bald an ein paar Vitamintabletten kam und sich ins Bett legte, würde sie die Nächste sein, die von einem Virus niedergestreckt wurde.
    Motsch lachte laut. »Karamba, das ist mir ja eine schöne These.«
    »Haben Sie eine bessere?«
    »Meine geht in eine ähnliche Richtung.«
    »Nämlich?«
    »Wieso mitten in der Nacht aufstehen, wenn man doch abends ein paar Stündchen länger im Büro bleiben kann!« Motsch breitete die Arme aus, als nähme er huldvoll den Applaus eines imaginären Publikums entgegen.
    »Könnten Sie sein Handy orten?«
    Motsch nickte. »Frau Reichert hat glaubhaft gemacht, dass etwas nicht stimmt, und im Angesicht des nahenden Blizzards ist es sicher sinnvoll, den Mann so schnell wie möglich zu finden. Ich kriege jeden Moment die Nachricht rein, wo

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