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Still und starr ruht der Tod

Still und starr ruht der Tod

Titel: Still und starr ruht der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmoee
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Straßenmarkierung. Das rot-weiße Absperrband knatterte im Wind. Zwei Uniformierte erwarteten sie. Ein Mann und eine Frau.
    »Der ist zu Stein und Bein gefroren«, bemerkte die Polizistin spitz. Sie sah so aus, als stünde ihr dasselbe Schicksal in den nächsten Minuten bevor.
    »Wie lange liegt er schon da?«, fragte Motsch. »Und warum ist das Fenster auf der Fahrerseite offen?«
    »Wir haben nichts angerührt!«, beteuerte der Uniformierte.
    Ein zweiter Wagen hielt. Ein Peugeot, aus dem eine dick vermummte Gestalt kroch, die sich eine Pelzmütze ins Gesicht drückte und gegen den Wind auf die Polizisten und Horst Broichers Auto zustapfte.
    »Hauptkommissarin Kallweit, das ist Privatdetektivin Katinka Palfy«, stellte Motsch vor.
    »Ach, Sie sind das!« Die Kallweit nickte kurz. »Und?«
    »Keine Ahnung, wo er die Kopfverletzung herhat.« Der Polizist ließ den Strahl seiner Taschenlampe über Horst Broichers Schädel huschen. Der Lichtkegel glitt von der beinahe schwarzen Wunde über seinem linken Auge zum Lenkrad und zum Armaturenbrett. Broichers Oberschenkel und sein Bauch waren komplett zugeschneit. Die Flocken wehten stetig durch das geöffnete Fenster.
    Katinka rief sich in Erinnerung, was Rita über Horst geschrieben hatte. Schluffi. Idiot. Zwei Wörter, ein Etikett.
    »Ohne die KT läuft gar nichts. Kann sein, dass irgendwas im Wagen herumgeflogen ist. Eine Wasserflasche zum Beispiel«, warf die Hauptkommissarin ein. Sie stopfte ein paar rote Locken unter die Mützenkrempe.
    »Möglich, ja.« Die Polizistin sah auf ihre Uhr. »Als wir ankamen, steckte der Wagen schon tief in der Schneewehe. Viel Verkehr ist hier oben sowieso nicht. Seit wann wird er vermisst?«
    »Er ging heute irgendwann zwischen Mitternacht und vier Uhr aus dem Haus«, berichtete Katinka. Ihre Stimme klang heiser. Das Sprechen tat weh.
    »Mit unbekanntem Ziel?«, staunte die Polizistin. »Bei dem Wetter?«
    »Seine Lebensgefährtin ist um vier Uhr morgens aufgewacht und hat ihn vermisst.«
    »Scheibenhonig«, bemerkte der Streifenpolizist.
    Motsch und die Kallweit wechselten einen Blick.
    »Okay. Das ganze Programm. Wenigstens das Auto und die Leiche müssen wir unter die Lupe nehmen«, ordnete die Hauptkommissarin schließlich an. »Alle anderen Spuren waren mal.« Sie blickte in den dunklen Himmel, als brächten die Schneeflocken auf ihrer Reise zur Erde irgendeine Erleuchtung mit.
    »Ist die Zündung an?«, fragte Katinka.
    Alle Gesichter wandten sich ihr zu, bis Motsch, dessen Hände in dicken Lederhandschuhen steckten, durch das offene Fenster fasste und sich zum Zündschloss vortastete. »Die Zündung ist aus. Der Schlüssel steckt.«
    »Na, das ist wenigstens eine Erkenntnis«, murmelte Hauptkommissarin Kallweit.
    »Mord«, nickte Katinka. Der Wind packte das Wort und schleuderte es in die Dunkelheit. »Welcher normale Mensch parkt in einer Schneewehe, stellt den Motor ab und wartet darauf, zu erfrieren?«
    »Still und starr ruht der Tod!« Motsch hob hilflos die Arme.
    »Nicht ausgeschlossen, dass er auf jemanden gewartet hat«, gab die Polizistin zu bedenken.
    »Bei der Kälte? Nach drei Minuten ist selbst ein gut durchgewärmter PKW zur Eishöhle mutiert! Außerdem: bei geöffnetem Fenster?« Motsch schüttelte den Kopf. »Hier oben im Feld, da stellt wohl keiner seinen Wagen freiwillig ab. Der wäre zur Schneeschmelze wieder rausgekommen, früher nicht.«
    »Nee«, bestätigte Kallweit. »Allenfalls zu Fuß. Wer kümmert sich um die Lebensgefährtin?«
    »Bitten Sie den Notfallseelsorger«, sagte Katinka schnell. Sie wollte auf keinen Fall wieder der hysterischen Walli unter die Augen treten. Außerdem hatte sie unerträgliche Kopfschmerzen. Wie betäubt fuhr sie mit Motsch zurück nach Hof.
    Er ließ sie neben ihrem Beetle aussteigen.
    »Sehen Sie zu, dass Sie nach Hause kommen!«
    »Mache ich.«
     
     
     
    26
     
    Artur Schweigau schob seine extreme Anspannung auf die Panik, die sich in seinen Eingeweiden ausbreitete. Horst hatte ihn angerufen, verdammt, am Montagnachmittag im Büro, wollte sich wahrscheinlich mal wieder auskotzen, jedenfalls hatte Artur das vermutet. Und Horst abgebügelt.
    Dabei hätte er locker mit ihm sprechen können. Kunden waren gerade nicht im Büro, und Jobst war unterwegs. Er hatte Horst einfach nicht zuhören wollen.
    Jetzt lagen Arturs Nerven blank. Ivo tot, Horst tot. Er ahnte, wer dahintersteckte. Es gab ja nur eine Lösung.
    Der Schnee rieselte unaufhörlich auf seine Windschutzscheibe. So

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