Still und starr ruht der Tod
hinterlegen.«
»Unruhe säen, Angst auslösen, Nervosität schüren, Panik hervorrufen … ich würde die Ratte wie eine Art Fußnote sehen.«
»Fußnote?«
»Ein Stück Text, den nur Eingeweihte lesen können. Nach dem Motto: ›Da war doch was‹.«
»Und was war da?« Katinka schaltete die Kaffeemaschine an.
»Das herauszufinden wäre spannend. Es muss mit dem internen Gefüge der Gruppe zu tun haben. Irgendein unterschwelliges Ding hält die Clique zusammen.«
»Ein Geheimnis?«
»Ein Geheimnis, ein Rätsel, eine Information, ein Subtext.«
Katinka verdrehte die Augen.
»Etwas soll nicht ausgeplaudert werden«, schlug Dante vor.
»Wobei Ivo und Horst geplaudert und damit die Wut einer dritten Person heraufbeschworen haben?«
»Vielleicht hat Rita ebenfalls geplaudert und deshalb ins Gras gebissen, aber niemand hat sie gefunden.«
»Ihr Wagen wurde in Prag sichergestellt.« Sie weihte Dante ein.
»Schön und gut, den kann auch ihr Mörder dort abgestellt haben.«
»Es gibt keine Leiche.«
»Warten Sie, bis der Schnee schmilzt«, gab Dante zu bedenken.
Katinkas Handy klingelte.
»Einen Augenblick, Wischnewski.«
»Ganz Ihr ergebener Diener.«
»Palfy?«, flötete Katinka in ihr Handy.
»Hier ist Susanne Schweigau«, tönte eine heisere Stimme an ihr Ohr. »Artur ist weg.«
»Wie – weg!«
Es folgte eine Serie von Geräuschen, die irgendwo zwischen Husten, Schniefen und Schluchzen lagen.
»Ich habe bei ihm im Büro angerufen. Wollte ihn bitten, später auf dem Heimweg in der Apotheke Medikamente für mich zu besorgen. Da hat mir sein Kollege gesagt, er wäre heute Morgen gar nicht gekommen.«
»Sie meinen, er ist heute früh aus dem Haus gegangen, aber nicht im Büro eingetroffen?«
»Ja«, keuchte Susanne Schweigau erstickt.
»Und er hatte nicht zufällig vor, heute frei zu machen oder auf einen Betriebsausflug zu fahren oder so?«
»Natürlich nicht!«
»Frau Schweigau, hat Ihr Mann eine Geliebte?«
»Eine Geliebte? Das ist doch völliger Blödsinn! Ich habe Angst. Was, wenn ihm auch was passiert ist?«
»Haben Sie ein Auto?«
»Ja, warum?«
»Packen Sie sich warm ein und fahren Sie die Strecke ab, die er normalerweise in sein Büro fährt. Schauen Sie, ob Ihnen irgendwas auffällt«, schlug Katinka vor.
»Das Designbüro liegt mitten in der Bayreuther Innenstadt. Das sind von hier keine zehn Minuten.«
»Er fährt mit dem Wagen?«
»Im Winter ja. Im Sommer nimmt er das Rad.«
Katinka schossen 1.000 Gedanken durch den Kopf. Sie dachte an Mord im Orientexpress, wo keiner der Verdächtigen abhauen konnte, weil der Zug eingeschneit war. Wie praktisch. In der Realität wuselten die Beteiligten über Hochstraßen, überquerten Landesgrenzen und glitten lautlos durch die Maschen eines modernen Lebens.
»Gibt es Freunde, die Sie anrufen können, um herauszufinden, ob die Ihren Mann gesehen haben?«
»Wir haben nicht so viele Freunde …« Susanne stockte. »Ja, und bei Walli will ich nicht anrufen. Nicht in der Situation, in der sie jetzt steckt.«
»Sind Sie gut mit Walli befreundet?«
»Wir verstehen uns gut, ja.«
Katinka wusste lediglich eines: Sie wollte dieses Gespräch beenden und das Chaos in ihrem Kopf sortieren. Irgendwo musste sie anfangen. Aus welchem Grund würde der karrierebewusste Artur Schweigau einen Tag blaumachen? »Ich rufe Sie zurück, Frau Schweigau. Unternehmen Sie vorerst nichts.« Eilig legte Katinka auf und wandte sich wieder dem Festnetztelefon zu.
»Ich bin sehr geduldig«, bemerkte Dante.
»Wischnewski, kommen Sie zu mir in die Detektei! Sofort!«
»Vorher sollte ich Sie über meine Honorarforderungen in Kenntnis setzen.«
»Natürlich bezahle ich Sie!« Wollen mal sehen, wie er sich als hauptberuflicher Detektiv macht, dachte Katinka. »Als meinen persönlichen Assistenten.«
»Ich fliege.«
Katinka rief Petronella Kallweit an.
»Nein, von Rita Weiß haben wir weiterhin keine Spur«, antwortete die Kommissarin auf Katinkas Nachfrage. »Sie hat in Prag in keinem Hotel, in keiner Pension übernachtet. Bleibt die Möglichkeit, dass sie privat irgendwo untergekommen ist. Sie hat auch keinen Flug vom Prager Flughafen gebucht und keine Kreditkarte benutzt.«
»Ivo Leistners Karte wurde aber eingesetzt. In Prag. Toller Zufall.«
»Ivo ist ein Männername!«, murrte die Kallweit. »Und die Mietwagenfirma sagt, ein Mann hätte den PKW angemietet.«
»Haben Sie Erkenntnisse zum Mord an Horst Broicher? Die mit seinem Arbeitsplatz verbunden
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