Stille Gefahr #2
Sie holte noch einmal tief und stockend Luft. Ihr wurde das Herz ganz schwer. »Wenn du glaubst, dass wir in Sicherheit sind, dann glaube ich dir das, wie gesagt. Aber ich verstehe nicht , warum du mich ausgenutzt hast. Ich kann’s einfach nicht begreifen.« Sie schüttelte den Kopf.
Law schaute ebenso traurig, wie sie sich fühlte. »Großer Gott, Hope, glaubst du vielleicht, ich hätte das alles geplant?«
»Nein.« Sie hatte einen Kloß im Hals, und auch wenn es ihr nicht guttat, fraß sie den Frust in sich hinein … Er würde zunehmen und eine hässliche Narbe in ihrem Innern zur Folge haben. »Aber weißt du was? Ich glaube auch nicht, dass Joey damals beim ersten Mal geplant hatte, mich zu schlagen. Grausamkeit plant man nicht, Law. Die passiert einfach. Und aus irgendeinem mir unerfindlichen Grund hast du es für die bessere Lösung gehalten, dich mir gegenüber kaltblütig zu verhalten, anstatt Remy einfach die Wahrheit zu sagen. Und mir ist klar , dass es dir leidtut . Aber im Moment möchte ich das einfach nicht hören.«
In seinen Augen blitzten Zorn, Abscheu und Trauer auf. »Verdammt noch mal, Hope.«
»Ich bin müde«, entgegnete sie leise. »Und wenn du mir nicht mehr zu sagen hast, als dass es dir leidtut …«
Kopfschüttelnd senkte sie den Blick.
»Ich bin müde, und ich möchte jetzt nicht mehr darüber reden. Ich hab zu tun – und danach muss ich Remy sein Auto zurückbringen.«
Damit drehte sie sich um.
Innerlich blutete ihr das Herz, und als sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, kämpfte sie nicht mehr gegen die Tränen an, sondern ließ sie einfach laufen. Während sie ihr ungehindert die Wangen hinunterrannen, merkte sie, wie sich das Brennen in ihrem Magen langsam legte.
Sie hatte ihren besten Freund gerade ziemlich verletzt – ihn komplett zur Sau gemacht, und das wiederum tat ihr weh. Doch sie durfte die Wut auch nicht länger zurückhalten. Es ging einfach nicht. Endlich hatte sie begriffen, was geschah, wenn das »Gift« zu lange im Körper blieb.
Law geriet ins Schwanken, als Hope die Tür hinter sich schloss.
Ich glaube nicht, dass Joey damals beim ersten Mal geplant hatte, mich zu schlagen. Grausamkeit plant man nicht, Law. Die passiert einfach. Und aus irgendeinem mir unerfindlichen Grund hast du es für die bessere Lösung gehalten, dich mir gegenüber kaltblütig zu verhalten.
Law wusste, was Worte anrichten konnten. Manchmal waren sie einfach nur leere Floskeln. Und manchmal konnten sie einem ungewollt das Herz brechen.
Er presste die Augen zu. »Was habe ich nur getan?«
Am liebsten wäre er zu ihr gegangen. Doch ihm wurde klar, dass er nicht das Recht dazu hatte. Nicht das geringste.
Er reckte das Kinn, drehte sich um und ging die Treppe hinunter. Er wollte sauer sein – verdammt, und das war er auch. Aber er wollte wütend auf Hope sein, doch es ging nicht. Weil sie im Recht war. Er wollte wütend auf Remy sein, aber was konnte er dem Mann schon vorwerfen, außer dass er sich um Hope gekümmert hatte?
Vielleicht würde es ihm gelingen, auf Nia wütend zu sein. Sie war schließlich die eigentliche Triebfeder. Er musste versuchen, seine Wut gegen sie zu richten … oder vielleicht sogar gegen sich selbst. Verdammt, er hatte genauso große Scheiße gebaut wie Nia, doch sie trug keine Verantwortung für Hope.
Er allerdings schon. Auf der untersten Stufe angekommen, sank er in sich zusammen. Seine Augen waren trocken und juckten nach der durchwachten Nacht, aber er konnte, er wollte nicht schlafen.
Erschöpft fuhr er sich durchs Gesicht. Dann ließ er die Hand wieder sinken und starrte zur Haustür. Sein rechter Arm puckerte, schon seit letztem Nachmittag, aber er hatte wirklich keine Lust, zum Arzt zu gehen.
Es war wichtig – er musste – an Ort und Stelle bleiben, für den unwahrscheinlichen Fall, dass Hope aus dem Zimmer kam, sodass er noch einmal mit ihr sprechen konnte …
Ich möchte jetzt nicht mehr darüber reden.
Noch immer hörte er ihre Stimme in seinem Kopf.
Heftig fluchend stand er auf und nahm die Schlüssel von dem kleinen Tischchen im Flur. Scheiße, verdammte! Ja, er hatte das Bedürfnis, zu ihr zu gehen, mit ihr zu reden und zu versuchen, sie zu besänftigen, damit dieser schmerzerfüllte Ausdruck aus ihrem Blick verschwand.
Aber sie hatte momentan ganz andere Bedürfnisse. Was für ein Mist!
17
»Jetzt geh schon, rede mit ihr!«
Roz setzte gerade an, um sich zu verteidigen, aber Carter schnitt ihr das Wort ab, indem er ihr
Weitere Kostenlose Bücher