Stille Gefahr #2
nicht gerade eine seiner Stärken. Und jetzt sollte er einfach so abwarten, bis seine Freundin den ganzen Kummer verarbeitet hatte.
Dabei war ihr in ihrem Leben bisher nichts erspart geblieben … Warum nur hatte er ihren Kummer also jetzt noch vergrößern müssen? Das fragte er sich zum ungefähr hundertsten Mal. Und wahrscheinlich würde er es auch noch hundert weitere Male tun, bevor er sich endlich damit abfand.
Danach würde er vielleicht genug Ruhe haben, um Hope wieder unter die Augen treten zu können.
Vielleicht …
»War’s schlimm?«
Hope drückte Remy die Autoschlüssel in die Hand und zwang sich zu einem gequälten Lächeln. »Nö. Hab nicht einen Kratzer reingefahren.«
Er warf die Schlüssel auf seinen Schreibtisch. »Ich rede nicht von dem blöden Auto.« Er legte ihr eine Hand in den Nacken und zog sie zu sich heran.
»Ich weiß.« Seufzend schmiegte sie sich an ihn und legte den Kopf auf seine Schulter. Wieder einmal war sie erstaunt, wie richtig sich das anfühlte, wie natürlich. Als ob diese Stelle nur für sie gemacht worden wäre. Nachdenklich strich sie ihm übers Hemd. »War nicht so toll. Er hat sich dafür entschuldigt, dass er bei dir reingeplatzt ist. Und für das andere. Für alles.«
»Ooookay …?« Remy zog das Wort fragend in die Länge, weshalb Hope sich ein wenig blöd vorkam, einen Schritt zurücktrat und die Arme vor der Brust verschränkte. »Ich find’s nicht so schlimm, dass er uns hier so überfallen hat. So ist er eben. Er muss halt nur langsam mal kapieren, dass er mich nicht immer zu beschützen braucht.«
»Das wird so bald nicht passieren.« Grinsend rieb Remy sich das Kinn.
»Ich weiß. Und auch darüber kann ich hinwegsehen.« Unwillkürlich zuckte sie zusammen und musterte ihn aufmerksam. »Auch wenn mir klar ist, dass es dir da wahrscheinlich anders geht …«
Seufzend lehnte Remy sich gegen seinen Schreibtisch. »Weißt du, Süße, wegen der Sache gestern Abend bin ich nicht sauer auf ihn. Das war … na ja, es war eben typisch Law. Unbeherrscht, impulsiv … Und er hat es deinetwegen getan. Er wusste, dass du einen anstrengenden Tag hinter dir hattest. Und wenn du mit irgendeinem Kerl unterwegs gewesen wärst, der dich einfach nur hätte flachlegen wollen, na ja …« Er zuckte mit den Schultern.
»Männer lassen sich nicht auf mich ein, um mich einfach nur flachzulegen«, brummte Hope kopfschüttelnd. Dafür war es mit ihr zu kompliziert. Sie fuhr sich durchs Haar und verschränkte die Hände im Nacken. »Aber ich bin froh, dass du nicht sauer auf ihn bist.«
»Oh, das habe ich nicht behauptet.« Remys Tonfall wurde schärfer, sein Blick eiskalt. »Ich bin sogar extrem sauer, und es hat mich gestern unglaublich viel Selbstbeherrschung gekostet, ihm nicht einfach eine zu zimmern.«
Er stieß sich vom Schreibtisch ab, trat zu ihr und legte ihr eine Hand an die Wange. »Ich habe schon so oft miterlebt, wie Menschen sich gegenseitig die verletzendsten Dinge an den Kopf geworfen haben – öfter, als du es dir überhaupt vorstellen kannst. Und manchmal geht mir das richtig nahe.« Er strich ihr mit dem Daumen über die Unterlippe und sah ihr dabei tief in die Augen. »Aber noch nie hat mich jemand aufgrund seiner Wortwahl so sauer gemacht, Hope. Noch nie. Ich hätte ihm am liebsten jeden einzelnen Knochen dafür gebrochen, dass er dir diesen Kummer bereitet hat. Also, ja, ich bin wütend. Aber das ist etwas zwischen euch beiden – ihr seid miteinander befreundet, und ich werde mich nicht einmischen.«
Sie hätte dahinschmelzen können. Und schon zum zweiten Mal an diesem Tag kämpfte sie gegen ihre Tränen an. Damit er nichts merkte, lehnte sie schnell die Stirn gegen seine Brust.
»Das Schlimme ist, dass ich nicht weiß, warum er es getan hat«, murmelte sie. »Ich bekomme diese eine Frage einfach nicht aus meinem Kopf – Warum hat er das getan?«
»Hast du ihn gefragt?«
»Ja.« Sie schloss die Augen und atmete Remys Duft ein. Mann, sie liebte seinen Geruch. Männlich … und warm. Teuer. Versonnen bemerkte sie, dass auch sie ihn nun trug. Sein Duschgel roch so. Das war ihr am Morgen aufgefallen, als sie sich eingeseift hatte. Doch an ihm war der Duft nahezu berauschend, an ihr eher nicht so sehr. Geistesabwesend strich sie ihm über den Oberkörper.
»Hope, du machst es mir gerade ganz schön schwer, diese Unterhaltung weiterzuführen.«
»Hmmm?« Sie legte den Kopf in den Nacken und schaute ihn mit halb geschlossenen Augen an. Dieser
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