Stille Gefahr #2
Schließlich bezahlst du deine Rechnungen selbst. Du wohnst hier.« Er gab ihr einen zarten Kuss. »Aber du wirst dich wundern. So wichtig sind diese Gehaltsnachweise nicht, wenn du das Geld für die Kaution und den Rest zusammenhast. Aber sollte dir das schwer im Magen liegen, dann warte lieber noch ein bisschen, bis du positive Einträge bei den Banken gesammelt hast und versuch es zu einem späteren Zeitpunkt noch mal.«
»Nein.« Hope schaute ihn mit finsterer Miene an. »Warten ist nicht.«
»Dachte ich’s mir doch. Auch wenn ich mich frage, warum du auf einmal so dringend wegwillst. Du bist doch nicht immer noch wütend auf ihn, oder?«
Wütend …
Hope löste sich von Remy, verschränkte die Arme vor der Brust und stellte sich ans Fenster. Von hier aus konnte sie Remys Balkon sehen. Ein Vorzug dieser Wohnung. Er war nah – richtig nah.
Sie lehnte die Stirn gegen die von der Sonne erwärmte Fensterscheibe. »Keine Ahnung. Eher nicht. Ich bin immer noch … sprachlos, könnte man es vielleicht nennen. Absolut sprachlos. Aber das ist es nicht allein. Irgendwie fehlt mir in letzter Zeit die Luft zum Atmen. Und zwar völlig. Law scharwenzelt die ganze Zeit um mich rum, und ich halte es kaum aus. Und wenn ich ihm das erklären möchte, begreift er es irgendwie nicht. Er schaut mich an und sieht nur …«
Sie hielt inne und schüttelte seufzend den Kopf, wusste nicht einmal genau, was sie eigentlich sagen wollte.
»Er glaubt, er hätte dich im Stich gelassen«, entgegnete Remy leise. »Jedes Mal, wenn er dich sieht, muss er daran denken, wie er es versäumt hat, dir zu helfen. Und irgendwie möchte er das wiedergutmachen, um jeden Preis. Darüber kommt er nicht hinweg.«
»Aber Law hat mich doch gar nicht im Stich gelassen«, erwiderte sie leise. »Ich selbst war nicht bei mir.«
»So ein Blödsinn. Keiner hat irgendwann irgendwen im Stich gelassen. Der Einzige, der Mist gebaut hat, ist der Scheißkerl, von dem dir wehgetan wurde.« Remy kam zu ihr herüber und schlang den Arm um ihre Taille. »Ich kann verstehen, dass Law sich Vorwürfe macht – wahrscheinlich würde ich dasselbe tun. Und ich verstehe, warum du sauer auf dich selbst bist. Du schaust zurück und fragst dich, ob du schon früher hättest entkommen können, ob du dazu in der Lage gewesen wärst, zu verhindern, dass er dir wehtut, wenn du dies oder jenes getan hättest. Doch das ist Quatsch. Der Einzige, der versagt hat, ist dein Exmann. Das hat weder etwas mit dir … noch mit Law zu tun.«
»Bei dir klingt das alles so logisch.« Sie öffnete die Augen und musterte den Halloween-Schmuck auf der Main Street. Halloween … War es schon wieder so weit?
Die Zeit der Verkleidungen, der Süßigkeiten, der üblen Streiche. Plötzlich kam ihr wieder das blaue Auto in den Sinn … und der Mann hinterm Steuer. War das wirklich Joe gewesen?
Sie befeuchtete die Lippen, bevor sie endlich mit der Sprache herausrückte: »Ich glaube, ich habe vorhin Joe gesehen.«
Remy erstarrte. Sie spürte, wie sich seine Hände um ihre Schultern verkrampften.
Erneut schloss Hope die Augen.
»Wie bitte?«
»Joe. Mein Exmann. Ich glaube, ich habe ihn gesehen.«
»Ich weiß, wer Joe ist«, blaffte Remy wütend. »Wo?«
»Auf dem Weg in die Stadt. In einer blauen Limousine«, erwiderte sie. »Das Auto kam an mir vorbeigeschossen, so dicht, dass ich fast von der Straße abgekommen wäre, um ihm auszuweichen. Aber ich bin mir nicht ganz sicher. Ich habe das Gesicht des Fahrers nur ganz kurz gesehen. Doch … er sah ihm so ähnlich.«
»Glaubst du denn, er war es?«
Hope schluckte schwer. Die Angst in ihr, das flaue Gefühl in ihrem Magen, sprachen dafür. Sie drehte sich um und sah ihn unverwandt an. »Ja.«
Remys Augen schimmerten dunkel und der Ausdruck darin war hart. »Würde er hierherkommen? Dir folgen?«
»Oh ja, ohne zu zögern.« Sie lachte auf, doch sie spürte ein Kratzen in der Kehle, als würde sie scharfkantige Glasscherben hochwürgen.
»Ja, das würde er, sollte er sich in den Kopf gesetzt haben, mich zurückzuholen. Und er hat mir mal gesagt, dass er mich nicht gehen lassen würde. Deswegen bin ich auch so lange auf der Flucht gewesen … Weil ich die Angst hatte, er würde mir folgen. Und ich wollte nicht so leicht gefunden werden.«
»Und du bist dir sicher, dass er es war?«
Ein seltsames Schluchzen entfuhr ihrer Kehle. »Sicher? Keine Ahnung, verdammt.« Sie schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung«, flüsterte sie noch einmal und ballte
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