Stille Gefahr #2
sie ihren Groll endlich Groll sein lassen.
Also versuchte sie den ganzen Ärger herunterzuschlucken und nahm ihn in den Arm. Sein schlanker, schmaler Körper fühlte sich noch knochiger und härter an als sonst. Er hatte in letzter Zeit nicht viel gegessen, kaum geschlafen, und sie fragte sich, ob er sich zum Teil ihretwegen so verhielt. »Law, du musst aufhören, dir so viele Sorgen um mich zu machen. Mir wird nichts passieren, versprochen.«
»Das will ich hoffen«, brummte er heiser, legte seinen gesunden Arm um ihre Schultern und drückte sie an sich. »Sonst werde ich sauer.«
Das lief doch eigentlich gar nicht so schlecht, dachte sie, als sie schließlich losfuhr.
Sie war zwar eine Stunde zu früh dran, aber sie konnte gerade einfach nicht länger bei Law rumhängen. Sie fühlte sich viel zu nervös und zu unruhig.
Also würde sie einfach ein bisschen über den Markt spazieren, vielleicht im Buchladen reinschauen und sich ein, zwei Bücher besorgen. Eine gute Idee … immerhin war sie in letzter Zeit kaum zum Lesen gekommen, danach könnte sie dann noch im Bistro vorbeischauen …
Hinter ihr kam ein Auto angeschossen.
Blau. Nur langsam verarbeitete sie die Information, dass es sich dabei um eine blaue Limousine handelte – um eine hellblaue um genau zu sein. Genau wie jenes Auto, das ihr auf dem Weg nach Lexington auf dem Highway gefolgt war.
Sie hatte damit zu kämpfen, die Kontrolle über das Auto zu behalten und ihre Angst zu unterdrücken, als der Wagen auf die andere Spur wechselte – und nur wenige Zentimeter neben ihr weiterfuhr. Sie schrie auf, umklammerte das Lenkrad und hätte es beinahe zur Seite gerissen.
Doch für ein Ausweichmanöver fuhr sie zu schnell – weshalb sie sich schließlich dazu durchrang, auf die Bremse zu treten, selbst wenn das bedeutete, dass das andere Auto näher und näher kam. Als sie aus den Augenwinkeln heraus zu dem Wagen hinüberschaute, erkannte sie das Gesicht des Fahrers.
Ein weißblonder Haarschopf. Ein kantiges Gesicht mit rötlicher Haut.
Eine vertraute Person …
… Joe …
Das Herz klopfte ihr bis zum Hals und sie wurde von Panik erfasst.
Plötzlich beschleunigte der Wagen neben ihr, und bevor sie auch nur blinzeln konnte, fädelte er sich vor ihr ein und brauste mit quietschenden Reifen davon.
Die Limousine war schon lange außer Sichtweite, als sich ihr Herzschlag allmählich wieder beruhigte.
»Scheiße«, flüsterte sie.
Ach du Scheiße.
Joe …
Die nackte Angst in ihrem Gesicht war es wert gewesen. Er bezweifelte zwar, dass sie ihn genau hatte erkennen können. Jedenfalls nicht so genau, dass sie ganz sicher sein konnte.
Aber es war gewiss lang genug gewesen, damit sie sich Sorgen machte.
Und so wie er sein Mäuschen von Frau einschätzte, würde Hope es nicht wagen, die Bullen zu rufen. Er wusste, was für eine Angst sie vor der Polizei hatte.
Kichernd behielt er den Rückspiegel im Auge, um zu sehen, ob ihr verbeultes Auto hinter ihm auftauchen würde. Doch das tat es nicht. In der Stadt angekommen bog er in eine Seitenstraße ab und parkte so, dass er die Main Street im Auge behielt. Knappe fünf Minuten später fuhr sie an ihm vorbei.
Er wünschte, er hätte ihr Gesicht sehen können.
Wollte, er wäre nah genug an ihr dran gewesen, um ihre Reaktion zu beobachten.
Bald , sagte er sich.
Bald …
Ihre Vorfreude war verschwunden, und ihr Magen krampfte sich heftig zusammen. Doch davon würde sie sich den Nachmittag nicht verderben lassen.
Niemand schränkte sie mehr ein oder beherrschte sie.
Und auch wenn sie am liebsten weggerannt wäre, würde sie sich davon dieses Mal nicht verjagen lassen.
Hope stand inmitten der leeren Wohnung und ließ den Blick umherschweifen, wobei sie nervös an ihrer Unterlippe knabberte und immer mal wieder einen Blick auf die Maklerin warf. »Es wirkt ziemlich … na ja, zu groß für eine Person«, sagte sie schließlich leise.
»Warte nur ab, bis die Möbel drin sind.« Remy tauchte hinter ihr auf, legte den Arm um sie und küsste sie auf die Schläfe. »Glaub mir, sie sieht nur so groß aus, weil sie leer ist.«
Hope entspannte sich durch seine Umarmung sichtlich und versuchte, sich den Raum mit ein paar Möbeln vorzustellen. Wahrscheinlich hatte Remy recht. Ein Sofa an dieser Wand, dort ein Fernseher … Sie schluckte. »Möbel … Darüber habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht.«
Die Maklerin strahlte sie an. »Eine neue Wohnung einzurichten, ist immer so aufregend.«
Hope wurde
Weitere Kostenlose Bücher