Stille Gefahr #2
achten, aus dem Büro.
Das hatte sie nicht nötig. Und sie war davon ausgegangen, er würde ihr glauben …
Remy. Remy tat es.
Sie musste mit ihm reden.
Noch während sie über alles nachdachte, traten ihr die Tränen in die Augen und sie hatte das Gefühl, als würde es ihr die Kehle zuschnüren.
Nein. Zuerst musste sie sich wieder beruhigen, musste runterkommen, nachdenken und durchatmen.
So aufgelöst durfte sie niemand sehen. Deshalb stürzte sie in die Damentoilette und spritzte sich Wasser ins Gesicht, damit sie wieder einen kühlen Kopf bekam.
Und dennoch blieb das Gefühl von Scham – und Wut. Sie irrte sich nicht.
Sie hatte Joe gesehen. Das wusste sie ganz genau.
Draußen auf dem Highway. Dann handelte es sich bei der Limousine auf dem Parkplatz eben um ein anderes Auto. Na und?!
Sie lernte daraus, vorsichtiger zu sein, noch bedachter vorzugehen.
Vielleicht sollte sie doch warten, bis Remy Zeit fand, um mit ihr nach Lexington zu fahren …
»Nein«, murmelte sie trotzig und drehte mit Nachdruck den Wasserhahn zu. Verdammt noch mal, seit zwei Jahren kam sie nun schon allein zurecht. Und nun würde sie sich von Joe bestimmt nicht wieder in diese feige, verzweifelte Heulsuse verwandeln lassen, jetzt erst recht nicht.
Nicht jetzt …
Bevor sie es sich noch einmal anders überlegen konnte, verließ sie die Toilette wieder.
Sie würde nach Lexington fahren, verdammt noch mal. Sie würde sich ihre blöden Vorhänge kaufen, und wenn der Mistkerl sie dabei aufhalten wollte, würde sie ihm eins mit der Gardinenstange überbraten.
Es fühlte sich gut an, wütend zu sein.
Dieses Mal wurden sie nicht von Motorrädern gestört.
Joe wartete ab, bis sie die fünf Kilometer lange Strecke zwischen Ash und der Interstate 64 erreicht hatten. Dann schritt er zur Tat.
Lächelnd beobachtete er, wie Hopes Auto von der Straße schlitterte.
Er sah sich um und vergewisserte sich, dass niemand etwas gesehen hatte, erst danach fuhr er an die Unfallstelle heran und stieg aus.
Er musste sich eingestehen, das Ganze gut gelöst zu haben.
Hope saß stöhnend hinterm Steuer und hielt sich den Kopf. Benommen blickte sie zu ihm auf.
Ein rascher Hieb mit dem Ellenbogen genügte, damit sie das Bewusstsein verlor, dann hievte Joe ihren schlaffen Körper aus dem Auto. Noch einmal scannte er die Umgebung ab – bisher hatte sein Glück ihn nicht verlassen. Er warf sie auf den Beifahrersitz und fuhr los.
Die ganze Aktion war in weniger als einer Minute über die Bühne gegangen, und sein Leihwagen hatte nur ein paar Kratzer abbekommen. Letzten Endes war alles eben nur eine Frage der Technik, sowohl bei Autos als auch bei den Frauen.
Gedankenverloren legte er ihr die Hand auf den Oberschenkel.
Sie würden ein bisschen Zeit für sich brauchen, nur sie beide, bevor sie nach Hause zurückfuhren, schließlich hatten sie einiges zu klären.
Hope musste dringend begreifen, was sie angerichtet hatte.
Nielson spürte ein Kribbeln auf der Kopfhaut.
Dieser blaue Malibu war, kurz nachdem er mit dem Fahrer gesprochen hatte, plötzlich verschwunden. Und auch Hope konnte niemand finden.
Das in dem Auto war definitiv nicht Carson gewesen. Abgesehen von der Haarfarbe sahen sich beide Männer nicht sonderlich ähnlich.
Doch diese Tatsache erschien Nielson viel zu simpel. Natürlich hätte er das Ganze als Hirngespinst abtun und in Hope wirklich die Frau sehen können, die er sehen sollte …
Aber sie war anders. Sie mochte vielleicht still sein und von dem, was sie im Leben bereits hatte ertragen müssen, gezeichnet, doch eines war sie nicht: daran zerbrochen.
Verdammt!
Nielson stützte den Kopf in die Hand, konnte immer noch ihre Stimme hören.
Ich weiß, wie mein Exmann aussieht. – Ja … Natürlich tat sie das. Stirnrunzelnd nahm er die einstweilige Verfügung vom Schreibtisch und ging hinaus.
Er hatte Jennings versprochen, auf sie aufzupassen. Und genau das würde er auch tun.
Nielson erreichte die Unfallstelle wenige Augenblicke, nachdem das Unglück geschehen war.
Hope hatte sein Büro nur fünf Minuten vor ihm verlassen. Lange konnte es noch nicht her sein. Und der Anblick ihres Autos reichte, um ihm eine Reihe von Flüchen zu entlocken.
Er hatte versagt, und zwar im ganz großen Stil.
Er ging in die Hocke und begutachtete den Kies. An dieser Stelle hatte noch ein weiterer Wagen gestanden – und zwar vor gar nicht langer Zeit. Er griff nach seinem Funkgerät.
Sie hatten ein ernstes Problem.
Ein sehr ernstes.
Und
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