Stille Gefahr #2
ist meine Stadt. Und ich lasse es nicht zu, dass gewalttätige Mistkerle rücksichtslos in ihr herumbrettern. Erstatten Sie Anzeige. Lassen Sie mich meine Arbeit machen und Ihnen helfen«, beschwor er sie mit ernstem Blick und fester Stimme.
Er klang so aufrichtig. So ernst. Sie befeuchtete ihre Lippen und erwiderte seinen Blick.
Dann schaute sie Richtung Highway, über die Motorräder hinweg, die sie von Joe trennten. Diese verdammten Bikes. Sie wurde das eigenartige Gefühl nicht los, dass diese Maschinen sie vor etwas Schrecklichem bewahrt hatten, etwas sehr Entsetzlichem.
Hope schloss die Augen und nickte.
»Ich mach’s.« Dann atmete sie einmal tief durch und wiederholte wie zur Versicherung lauter: »Ich mach’s.«
Sie warf einen Blick auf das Handy im Getränkehalter neben sich und spielte mit dem Gedanken, Remy anzurufen.
Nein. Später. Sie würde es ihm später erzählen.
Ungläubig starrte Remy den Schleimbeutel an, der aus Lexington nach Ash gekommen war, um Pete Hamilton zu vertreten.
Dank dieses Widerlings hatte man Pete mit einer Bewährungsstrafe davonkommen lassen. Immerhin durfte er seine Kinder nicht sehen, wovon er wohl nicht sonderlich begeistert war.
Und statt nun das Wochenende mit Hope zu verbringen, schlug Remy sich seit zwei Stunden mit diesem Mist herum. Na ja, eigentlich hatte er sich die ersten anderthalb Stunden mit etwas anderem befasst, mit einem echten Notfall. Doch dann war ihm diese Geschichte aufgedrückt worden, als Frank Isaacs ihm vor dem Gerichtsgebäude aufgelauert hatte. Und es war wirklich das Letzte, worauf er gerade Lust hatte.
Auf Männer, die ihre Frauen schlugen, war er noch nie gut zu sprechen gewesen, aber wenn er in seiner derzeitigen Lage einem Mann gegenübertreten musste, der sich an seiner Frau verging … Nun, Remys Geduld hing nicht einmal mehr an einem seidenen Faden. Wenn Hamilton auch nur eine Handvoll Gehirnzellen besessen und sein Anwalt Remy auch nur ansatzweise einzuschätzen gewusst hätte, dann wären sie niemals auf die Idee gekommen, ihm diese kurzfristige Besprechung aufzudrängen.
Und als Remy schließlich auch noch erfuhr, wer den beiden den Tipp gegeben hatte, dass er sich im Gerichtsgebäude aufhielt …
»Nein«, sagte er gerade zum zweiten Mal.
»Ich verstehe wirklich nicht, warum Sie sich keinen Vergleich vorstellen können«, antwortete Isaacs und lächelte unterwürfig, wobei sich viele Falten auf seinem fahlen Gesicht zeigten. »Das Ganze ist eine Privatangelegenheit zwischen einem Mann und seiner Ehefrau. Und das sollte es auch bleiben, finden Sie nicht?«
»Privatangelegenheiten zwischen einem Mann und seiner Frau sind nicht mehr privat, wenn Gewalt ins Spiel kommt und eine Mutter vor den Augen ihrer Kinder verprügelt wird«, gab Remy zurück und zupfte eine »unsichtbare Fluse« von seinem Anzug. »Und wegen dieser einen Frage haben Sie auf diese Besprechung bestanden? Es ist Wochenende, und ich würde das nicht gerade als dringende Angelegenheit bezeichnen.«
Isaacs strich über seine Seidenkrawatte. Sein Anzug war maßgeschneidert, von Armani . Remy erkannte es am Schnitt, und wahrscheinlich hätte er beeindruckt sein sollen. Der Mistkerl dachte wohl, er säße einem Dorftrottel gegenüber.
»Ich möchte meinen Klienten zu jeder Tages- und Nachtzeit zur Seite stehen. Und Mr Hamilton ist so verzweifelt wegen des Geburtstags seiner Tochter, der bald ansteht.« Er schaute Pete an, der sofort den Blick senkte, als wäre dies sein Stichwort gewesen.
»Sie wird dreizehn. Das ist ein ganz besonderer Geburtstag, wissen Sie. Denn dann ist sie kein kleines Mädchen mehr. Ihre Mama und ich wollten es zu etwas ganz Besonderem machen … ich … hören Sie, ich will nur meine Familie zurück«, sagte er und versuchte, möglichst leidend zu klingen.
»So, so.« Remy unterdrückte ein Schnauben. »Was Besonderes. Na dann, was für eine Party hatten Sie denn geplant?«
Pete blinzelte ihn an. Zorn blitzte in seinen dunklen Augen auf.
Remy hob eine Augenbraue. »So besonders, und Sie können sich nicht einmal mehr daran erinnern, was Sie vorhatten? Eine Pyjamaparty … ein Picknick im Grünen … oder vielleicht ein Kostümfest … Sagen Sie’s mir, ich lasse mir die Geschichte dann von Ihrer Frau bestätigen. Überzeugen Sie mich von Ihrer Aufrichtigkeit.«
Die Muskeln um Petes Mund herum begannen zu zucken, als wollte der Mann jeden Moment die Zähne fletschen, doch dann senkte er den Blick wieder. »Ach, Sie wissen doch, dass
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