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Stille Gefahr #2

Stille Gefahr #2

Titel: Stille Gefahr #2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shiloh Walker
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Raum verteilt. Er stellte die Tasse ab, zog ein paar Taschentücher aus der Schachtel auf dem Schreibtisch des Sheriffs, mit denen er sich den Mund abwischte, und besah sich dann sein Hemd und seine Krawatte. »Schwulitäten?«
    »Jepp«, murmelte Nielson. »Sagt man so, wenn die Lage unangenehm wird.«
    »Schon klar«, brummte Remy. Zugegebenermaßen beschrieb das die Situation ziemlich genau.
    »Und der Bürgermeister ist damit einverstanden, dass Brody in eine Klinik geht, um eine Therapie zu machen?«
    »Nein, ganz und gar nicht.« Beim Gedanken an die vergangene Nacht machte Remy ein finsteres Gesicht. Er hatte keine zwei Stunden geschlafen, und sobald er hier fertig wäre, würde noch mehr Arbeit auf ihn warten. Schlaf war ein Luxus, den er sich momentan nicht leisten konnte. »Er ist überhaupt nicht damit einverstanden … aber ich glaube, er begreift, dass er keine Wahl hat. King wird nicht mit sich reden lassen, was wahrscheinlich auch ganz gut so ist. Wenigstens einer hat erkannt, dass Brody Hilfe braucht. Hank … na ja, er weiß das zwar, will die Dinge aber lieber selbst regeln. Nur braucht der Junge mehr als das. So ungern ich das auch sage, momentan würde es Brody wahrscheinlich sogar guttun, eine Zeit lang weg von seinem Vater zu sein.«
    »Wie hat Ihre Mutter es aufgenommen?«
    Remy verzog das Gesicht. »Ziemlich genau so, wie man es erwarten würde. Es bricht ihr das Herz – Brody ist ihr einziges Enkelkind.«
    Nielson schwieg für einen Moment. »Ich wollte immer glauben, dass die Liebe einer Familie alle Wunden heilen kann – aber manchmal, wenn die Verletzung so tief geht, muss man zuerst den Splitter herausziehen. Brody ist oft verletzt worden, trägt viele Splitter in sich. Ich weiß, dass Hank ihn liebt, ich kann mich noch daran erinnern, wie gut sie sich verstanden haben, bevor Sheryl starb. Vielleicht gelingt es ihnen in dieser Klinik den Splitter rauszuziehen, und dann können beide Frieden schließen.«
    »Ja, mag sein.« Grüblerisch starrte Remy vor sich hin. »Verflucht. Ich hätte früher erkennen sollen, wie schlimm es um ihn steht.«
    Dann seufzte er und konzentrierte sich wieder auf das Hier und Jetzt. »Was halten Sie von der Geschichte mit diesem Mann im Wald?«
    »Ihr Bruder glaubt nicht, dass Brody irgendwen gesehen hat.« Nielson musterte Remy über den Rand seiner Brille hinweg. »Trotzdem hab ich Mabry hingeschickt, damit er mal den Wald durchkämmt. Wenn es da irgendetwas gibt, findet er’s.«
    Mabry, der stellvertretende Sheriff. Ja, wenn da etwas im Busch war, dann würde Mabry es aufspüren.
    »Glauben Sie, er wird fündig?«, fragte Remy.
    »Was denken Sie? Eins kann ich Ihnen sagen … Ihr Bruder geht davon aus, dass wir nichts finden werden, weil er der Meinung ist, da sei überhaupt nichts gewesen.«
    »Himmel.« Remy schüttelte den Kopf. »Das ist mir klar, und die Gründe dafür kenne ich auch. Danach hatte ich nicht gefragt.«
    »Ich kann keine der beiden Möglichkeiten ausschließen.« Nielson seufzte und fuhr sich mit der Hand über den kahlen Kopf. »Allerdings – dem Kleinen haben ganz schön die Knie geschlottert, finden Sie nicht?«
    Letztlich war der Sheriff doch noch zu Law gerufen worden. Selbst Stunden später, als Remy Hank und Brody nach Hause gebracht hatte, war der Junge noch völlig fertig gewesen. Zu Tode erschrocken.
    Schlotternde Knie? Das war noch untertrieben.
    »Ja«, sagte er leise. »Er hatte riesige Angst.«
    Remy dachte über diese Angst nach, darüber, wie blass Brody gewesen war. Wie die blauen Augen in seinem jungen Gesicht fast schwarz geschimmert hatten. Sein Vater hatte ihm nicht solche Angst eingejagt. Das war etwas Neues. Etwas anderes.
    Es klopfte, und als Remy aufschaute, öffnete Nielsons Burgdrache die Tür. Hinter ihr erschienen Law … und Hope.
    Sie sah über ihn hinweg zum Sheriff, so als wäre er gar nicht da. Wie immer lag etwas Gehetztes in ihrem Blick.
    »Wir sind ein bisschen früh dran«, sagte Law, der Hope eine Hand auf die Schulter gelegt hatte.
    Ihr Gesichtsausdruck wirkte verschlossen, abweisend.
    Und angespannt.
    Stirnrunzelnd sah Remy erst zum Sheriff, dann wieder zurück zu Law und Hope. »Was machen Sie hier, Law?«
    »Das ist eine persönliche Angelegenheit, Remy«, sagte der Sheriff leise.
    Hope zupfte an den Ärmeln ihres Oberteils. Unter dem Saum schauten ihre schmalen Handgelenke hervor, und Remy erhaschte einen Blick auf eine der langen, dünnen Narben – leuchtend rot, gekreuzt von engen,

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