Stille Gefahr #2
legte sie auf die Oberschenkel.
Sechs …
Sieben …
Dann hob sie den Kopf und zwang sich, den Sheriff anzuschauen, der tat, als wäre er in seine Unterlagen vertieft, während sie um Fassung rang.
Acht …
Neun …
Hinter ihr stand immer noch Remy Jennings und beobachtete sie.
Zehn.
Aus irgendeinem Grund reichte der Gedanke aus, um auch den letzten Rest Panik abzuschütteln.
Du kennst mich nicht, ging es ihr erneut durch den Kopf. Sie straffte die Schultern und atmete ein letztes Mal tief durch.
Verflucht noch mal, du kennst mich nicht.
In dem Augenblick wurde hinter ihr leise die Tür geschlossen.
Plötzlich kam ihr der Raum viel größer vor … aber auch kälter und dunkler.
Oje, vielleicht war sie doch verrückt.
Nun, da er weg war, hätte ihr das Atmen leichter fallen sollen. Woher kam dann also dieser plötzliche Schmerz in ihrer Brust?
Hör auf, an ihn zu denken. Selbst wenn du zu einer Art Beziehung in der Lage wärst, hielte der Mann dich immer noch für verrückt.
Außerdem war sie hier, um den Sheriff davon zu überzeugen, dass sie eben keine Irre war – was einfacher werden dürfte, wenn sie sich nicht länger wie eine aufführte.
Sie schob jeden Gedanken an Remy beiseite und sah den Sheriff an.
Der tat nicht länger, als wäre er beschäftigt, sondern wartete nun geduldig. Auf seinen Lippen lag ein leichtes Lächeln … dieselbe Miene kannte sie von Ezra.
Und der Mann hatte freundliche Augen. Auch wenn es die eines Bullen waren.
Hope schluckte schwer und zwang sich, seinem Blick standzuhalten. Sie konnte nicht länger in Angst leben – das ging einfach nicht.
»Law sagte mir, der Ablauf der Ereignisse, wie wir ihn protokolliert haben, stimme nicht ganz. Zum Beispiel die Aufzeichnungen dazu, was Ihnen widerfahren ist«, begann Nielson sanft.
Hope nickte ruckartig.
»Möchten Sie mir davon erzählen?«
Sie befeuchtete sich die Lippen. Beinahe hätte sie zu Law hochgeschaut, von dem sie spürte, dass er hinter ihr stand – sie brauchte seine Unterstützung, seine Stärke. Aber Herrgott noch mal, sie hatte ihn total zusammengefaltet, weil er sie ständig bemutterte. War das nicht die perfekte Gelegenheit, ihm zu beweisen, dass sie allein zurechtkam?
Definitiv. Jetzt … oder nie.
Sie holte tief Luft und schob die langen Ärmel ihres Oberteils hoch, sodass man die langsam verheilenden Wunden an ihren Handgelenken sehen konnte. »Ich … ich war das nicht, Sheriff«, sagte sie stockend.
»Okay. Können Sie sich daran erinnern, was passiert ist?«
»Nein.« Jetzt sah sie doch zu Law. »Wir waren gerade erst nach Hause gekommen und hatten kein Licht. Law ist in den Keller gegangen, um die Sicherung zu überprüfen. Dann kam er wieder nach oben … Ab dem Zeitpunkt wird’s verschwommen. Ich weiß noch, dass ich Prather gesehen habe, er lag in Laws Büro auf dem Fußboden. Ich konnte zwar nur sein Gesicht sehen, wusste aber gleich, dass etwas nicht stimmte – auch wenn ich vielleicht nicht sofort begriffen habe, dass der Mann tot war. Ich bekam Angst, habe mich umgedreht – und da stand Law vor mir.«
Sie geriet ins Stocken und ihr versagte die Stimme, als die Erinnerungen wieder hochkamen, die Angst zurückkehrte. Sie hielt inne und schloss die Augen. Das musste sie jetzt durchziehen – es musste einfach sein. Also schluckte sie, zählte im Stillen bis zehn und fuhr dann flüsternd fort. »Ich habe irgendwas hinter Law gesehen, einen Schatten – nur einen Schatten, jemanden hinter ihm. Dann, ähm … muss ich wohl ohnmächtig geworden sein. Ich hatte solche Angst. Ich … also, na ja, ich komme nicht gut mit Angst klar, und ich hatte wirklich Panik … aber ich hätte niemals versucht, mich umzubringen. Nicht, während Law verletzt am Boden lag.« Sie merkte, dass sie in dessen zerschundenes Gesicht starrte. Wenn sie aufgewacht wäre und ihren besten – ihren einzigen – Freund so aufgefunden hätte, hilflos und verletzt … nein. Sie war vielleicht nicht sehr stark, aber sie hätte in der Situation nie und nimmer beschlossen, sich die Pulsadern aufzuschneiden. »Nicht, während er Hilfe brauchte. Egal wie sehr ich mich gefürchtet haben mag.«
Damit schaute sie den Sheriff an, darauf gefasst, dass er ihre Geschichte abtun und sie nach Hause schicken würde.
Doch stattdessen nickte er. »Gut. Ich glaube, wir können nicht viel mehr tun, als das zu Protokoll nehmen, aber das machen wir auf jeden Fall.«
»Sie …« Hope schluckte. »Sie glauben mir?«
Er seufzte. »Miss
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