Stille Gefahr #2
schwarzen Nadelstichen.
Es war eine anschauliche, schmerzhafte Erinnerung daran, dass er aufhören musste, an diese Frau zu denken.
Langsam stand er auf. »Dann besprechen wir das später weiter.« Er schnappte sich seine Aktentasche und ging auf die Tür zu, während Law Hope ins Büro schob.
Remy spürte wie sein Herz vor Zorn heftig zu schlagen anfing, als sie weiter an ihren Ärmeln herumspielte, und bevor er es sich besser überlegen konnte, blieb er stehen. Genau vor ihr. Ziemlich nah … jedenfalls nah genug, um den Duft ihres Haars und ihrer Haut wahrzunehmen. So nah, dass er das sanfte Grün ihrer Augen dunkler werden sah, als sie blinzelte.
»Sie können Hilfe bekommen, Hope. Was auch immer Ihnen innerlich so zu schaffen macht, Sie müssen nicht damit leben.«
Hilfe bekommen …
Hope starrte ihn an, blickte in diese dunkelblauen Augen, und zu ihrer eigenen Überraschung lachte sie. Es war kein belustigtes Lachen – großer Gott, es tat ihr in den Ohren weh und in der Brust –, eher so, als würde sie Rasierklingen hochwürgen.
Genauso plötzlich, wie sie begonnen hatte zu lachen, hörte sie wieder auf und starrte ihn erneut an.
Da merkte sie, dass sie seinem Blick tatsächlich standhalten konnte. Sie war in der Lage, in seine blauen Augen zu schauen, ohne sich verstecken zu wollen.
Wann hatte sich das geändert?
Wann hatte sie sich verändert?
Seit wann konnte sie einem Mann, den sie kaum kannte, geradewegs in die Augen gucken?
Sogar diesem Mann …
Nein. Ausgerechnet diesem Mann.
»Hilfe? Ja, wenn ich solche Probleme hätte, wie Sie es vermuten , dann müsste ich mir wahrscheinlich wirklich Hilfe suchen.« Sie wandte sich ab, ehe sie mit einem Blick über die Schulter leise hinzufügte: »Sie kennen mich nicht, Mr Jennings. Auch wenn Sie das vielleicht glauben. Sicherlich haben Sie sich eine nette kleine Geschichte über mich zusammengereimt, aber Sie wissen rein gar nichts.«
Sie spürte, wie er sie fixierte, konzentrierte sich jedoch auf den Sheriff.
Nielson in die Augen zu sehen, fiel ihr deutlich schwerer. Lag es an der Uniform? An seiner Position? Hope wusste es nicht.
Sie bekam eine trockene Kehle und während sie auf einem der Holzstühle Platz nahm, wusste sie, dass sie sich nicht nur zwingen müssen würde, seinem Blick standzuhalten, sondern auch wirklich alles zu sagen. Der Stuhl hatte eine sehr gerade Rückenlehne und war genauso unbequem, wie er aussah. Sie hockte sich auf die Stuhlkante, faltete die Hände und klemmte sie zwischen ihre Knie.
»Bringen wir es hinter uns«, sagte sie mit rauer, entschlossen klingender Stimme.
Sie wollte nicht mal in der Nähe dieses Büros sein.
Immer noch konnte sie Remy Jennings’ Blick auf sich spüren, ebenso Laws sowie den des Sheriffs und wünschte sich an irgendeinen anderen Ort, nur nicht diesen.
Ihr zitterten dermaßen die Knie, dass sie fast gegeneinanderschlugen, und wenn sie nicht gesessen hätte, dann wäre sie wohl umgefallen. Sie hatte sich immer noch nicht vollständig von dem großen Blutverlust erholt. Jetzt stieg leichte Übelkeit in ihr auf, ihr Kopf fühlte sich seltsam wattig an, und ihr war schwindlig. Dass sie diesen Morgen vor lauter Sorge kein Frühstück hinuntergebracht hatte, machte es nicht besser. Nun bereute sie heftig, sich nicht wenigstens eine Kleinigkeit hineingezwungen zu haben.
Panisch ballte sie die Hände zusammen. Schmerz durchfuhr daraufhin ihre Handgelenke, sodass sie die Luft zwischen den Zähnen ausstieß und sich zwang, die Fäuste wieder zu öffnen.
Jemand legte ihr eine Hand auf die Schulter und strich ihr vorsichtig über den Arm. »Hope.«
Laws Stimme durchdrang das Durcheinander in ihrem Kopf. Verzweifelt holte sie Luft, kämpfte gegen die drohende Panikattacke an. Reiß dich zusammen, Hope …
Sie war hier nicht eingesperrt, sondern freiwillig hergekommen, weil es sein musste. Sie konnte jederzeit aufstehen und gehen.
Law beugte sich vor und flüsterte ihr beruhigend ins Ohr. »Einmal tief durchatmen. Komm schon, Kleines. Hier willst du doch wohl nicht in Ohnmacht fallen. Um Himmels willen, nicht hier.«
Nein, nicht hier. Etwas Besseres hätte er nicht sagen können.
Hope öffnete den Mund und holte tief Luft. Dann noch einmal. Schließlich zwang sie sich, auch noch ein drittes Mal langsam ein- und wieder auszuatmen.
Eins …
Zwei …
Drei …
Dieser dunkle Schleier der Panik lichtete sich allmählich.
Vier …
Fünf …
Sie machte die Augen auf, entspannte die Hände und
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