Stille Gefahr #2
es egal, ob sie sich herausputzte oder nicht, und ihr Selbst maß dem auch keine große Bedeutung bei.
Und wenn beide sich nicht sonderlich darum scherten, warum sollte sie sich dann Gedanken machen?
Er beobachtete, wie der silberne Jaguar hinter der nächsten Kurve verschwand.
Dann wandte er sich wieder Reillys Haus zu. Er hatte Wut im Bauch. Es war, als würde sich in seinem Magen ein heißer, fester Klumpen aus Zorn befinden.
Sie machte einen Fehler … Und was für einen!
Gedankenverloren strich Joey über den Kolben seiner Pistole.
Er war in Versuchung geraten, als der Anwalt Hope zu seinem Auto geführt hatte.
Schwierig war es nicht.
Nicht aus dieser Distanz.
Erst eine Kugel in seinen Schädel, dann eine in ihren.
Doch nicht gleich hintereinander weg. Bei seiner Frau hätte er sich ein bisschen Zeit gelassen und zugesehen, wie sie zu schreien anfangen würde, wenn ihr Liebhaber tot zu Boden sank.
Aber noch war der richtige Zeitpunkt dafür nicht gekommen.
Auf einmal hörte er hinter sich ein leises Geräusch.
Joey erstarrte. Mit dem Rücken an einen alten Eichenstamm gelehnt, drückte er sich tiefer in die Schatten und suchte seine Umgebung nach Bewegung oder irgendetwas Ungewöhnlichem ab.
Nichts.
Wahrscheinlich bloß ein Reh.
Doch nur für denn Fall, dass …
Mit einem letzten Blick vergewisserte er sich, keine Spuren hinterlassen zu haben, dann zog er sich schrittweise und wachsam zurück.
Schließlich war ihm nicht geholfen, sollte er an diesem Ort erwischt werden.
Doch für diese Demütigung würden sie bezahlen müssen.
Alle drei.
Reilly und dieser Anwalt würden sterben.
Hatte er zunächst nur vorgehabt, Hope wieder zurück nach Clinton zu bringen, war dieser Plan inzwischen stark ins Wanken geraten. In letzter Zeit hatte er immer öfter darüber nachgedacht, sie zu töten. Er wollte kein Flittchen, die Hinterlassenschaften von Reilly und diesem Anwalt, zurück.
Aber er brauchte eine Strategie.
Er musste sich eine Vorgehensweise überlegen und dabei möglichst unsichtbar für alle Beteiligten bleiben.
Zum Glück kannte er das perfekte Versteck.
Er war an diesen Ort gekommen, um sie zu beobachten.
Doch er schien nicht der Einzige zu sein. Dieser Mann führte vermutlich Böses im Schilde. Und er musste feststellen, dass ihm diese Vorstellung gar nicht gefiel, überhaupt nicht.
Als der Kerl schließlich im Gehölz verschwand, verbarg er sich im Schatten der Bäume. In diesem Wald war er aufgewachsen, er kannte ihn wie seine Westentasche. Niemand Fremdes würde ihn entdecken, wenn er nicht entdeckt werden wollte.
Als der Mann nicht mehr zu sehen war, zog auch er sich zurück.
Er würde später noch einmal nach Hope schauen müssen.
Immerhin wartete noch ein Berg Arbeit auf ihn, und er hatte schon genug Zeit damit verplempert, unbeweglich wie eine Statue im Wald herumzustehen, während dieser Mistkerl ihr nachgestiegen war.
Er würde später noch einmal nach ihr sehen … nach ihr sehen und auf sie aufpassen.
Das arme Mädchen hatte in der letzten Zeit eine Menge mitmachen müssen. Was für ein entschlossenes kleines Ding. Dabei war sie ihm anfänglich noch wie eine graue Maus vorgekommen.
Aus irgendeinem unerklärlichen Grund fühlte er sich magisch zu ihr hingezogen.
Nachdem die Teller abgeräumt worden waren, lehnte Hope sich zurück und klopfte sich auf den Bauch. »Mann, war das lecker«, murmelte sie.
Es hatte sie überrascht, überhaupt einen Bissen herunterbekommen zu haben.
»Und, was machst du heute noch so?«
Sie schaute zu Remy, der ihr gegenübersaß, und zuckte mit den Schultern. »Weiß nicht. Law aus dem Weg gehen. Hab nämlich keine Lust, mit ihm zu reden. Und ich muss auch noch ein paar Dinge erledigen – Besorgungen und so. Darauf läuft es wohl hinaus.«
»Sind das dringende Sachen?«
»Na ja, eigentlich nicht.« Sie schenkte ihm ein schwaches Lächeln und hoffte, dass er sie nicht weiter danach fragte, was sie eigentlich beruflich machte, denn sie wusste immer noch nicht recht, was sie darauf antworten sollte. Diese Halbwahrheiten, die sich Law ausgedacht hatte, würde er ihr nicht abkaufen, und sie wollte ihn auch nicht anlügen.
Seit zwei Wochen gingen sie nun bereits miteinander aus, und das Thema war bisher nicht aufgekommen. Doch früher oder später würde er es unweigerlich ansprechen, und spätestens dann brauchte sie eine glaubhafte Geschichte.
Aber bitte nicht jetzt …
»Wenn du das nicht unbedingt heute erledigen musst, warum
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