Stille Gefahr #2
bekam Remy die seltene Gelegenheit, Law Reilly einmal perplex zu erleben.
»Mensch, Hope.« Law schüttelte den Kopf. »Ich weiß doch auch nicht … aber sie wird ganz sicher nicht wiederkommen, um dir oder mir wehzutun.« Er streckte die Hand nach ihr aus.
Doch Hope starrte sie nur an, um sich dann umzudrehen und sich stattdessen Remy zuzuwenden.
Sie liebte Law – er war ihr bester, engster Freund. Und er hatte sie vor dem Wahnsinn bewahrt, jedenfalls so weit es in seiner Macht gestanden hatte.
Aber nun hielt sie es nicht mehr aus bei ihm. Ihr war immer noch schwindelig und übel von den Ereignissen kurz zuvor.
Wie Law ihr in den Rücken gefallen war … eiskalt … Es machte sie traurig, tat fast schon körperlich weh. Sie fühlte sich, als hätte ihr jemand einen kräftigen Schlag vor die Brust versetzt, sie einfach von den Füßen gefegt.
Sie hakte sich bei Remy unter. »Du hast nicht zufällig Lust, mich zum Mittagessen auszuführen oder so?«
»Eigentlich bin ich genau deswegen hier.« Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
»Danke.« Sie schaute an sich herab, trug ein schlabberiges T-Shirt und Jeans. Das musste so gehen. Nur barfuß konnte sie nicht los. »Ich hole noch schnell meine Schuhe.«
Dann verschwand sie, wohl wissend, in welcher spannungsgeladenen Atmosphäre sie die beiden zurückließ.
Doch das war ihr in diesem Moment egal.
»Wo ist die Pistole?«, fragte Remy wieder, als Hope die Treppe hinauf verschwunden war.
Law schürzte die Lippen und wiederholte: »Was denn für eine Pistole?«
»Ach, hören Sie doch auf.« Remy sah kurz zur Decke. »Wie konnten Sie ihr das nur antun?«
»Verdammt, Remy. Sie wissen, was Hope mir bedeutet. Glauben Sie wirklich, ich würde sie wissentlich einer Gefahr aussetzen?«
Remy schüttelte den Kopf. »Ich rede nicht von der Waffe. Und auch nicht von dieser Frau. Obwohl das ein ziemlich heißer Feger sein muss, wenn sie Ihr Hirn dermaßen lahmgelegt hat – nebenbei bemerkt, hätte ich nie gedacht, dass Sie mal Augen für jemand anderes als Lena haben würden.« Er trat einen Schritt näher zu Law und fuhr mit gedämpfter Stimme fort: »Hope bedeuten Sie alles. Sie sind fast wie ein Bruder für Sie. Das ist sogar mir bewusst. Und genau das haben Sie gerade wissentlich ausgenutzt. Sie haben Hope benutzt, um eine Frau zu beschützen, die Sie gar nicht kennen. Sie haben sie benutzt , verdammt noch mal – wie eine Figur auf einem Schachbrett. Was glauben Sie wohl, wie Hope sich augenblicklich fühlt? Bei Gott, ich könnte Ihnen gerade so was von in den Arsch treten, Sie Penner!«
Im Flur waren Hopes Schritte zu hören.
Ohne Laws Reaktion abzuwarten, wandte Remy sich von dem Schriftsteller ab und ging zur Tür.
Er musste nachdenken, was er nun tun sollte, herausfinden, wer diese Frau war und ob sie eine Gefahr für Hope darstellte. Falls ja, dann war es fast schon egal, ob die Freundschaft von Hope und Law darunter litt, dann würde er alles unternehmen, um diese verdammte Waffe in die Finger zu bekommen.
Aber jetzt würde er Hope erst einmal von diesem Ort wegbringen und versuchen, diesen traurigen Ausdruck aus ihren hübschen grünen Augen zu vertreiben.
Mit einem Kloß im Hals sah Law zu, wie sich die Tür hinter Hope und Remy schloss.
Zum einen hätte er dem Idioten gern gesagt, dass er sich seine Belehrungen sonst wohin stecken konnte.
Zum anderen wollte er Hope zurechtstutzen, dass sie sich endlich mal entspannen sollte.
Und dann wiederum verspürte er den Drang, seine Autoschlüssel zu holen und nach Nia zu suchen … der Sheriff würde bestimmt mehr über sie wissen.
Aber im Grunde genommen ging es ihm einfach nur schlecht. Was um alles in der Welt hatte er da gerade getan?
Stöhnend ließ er sich an der Wand heruntersinken und legte den Kopf in den Nacken. Was war nur mit ihm los?
Eine Pistole … Eine gottverdammte Knarre … die auch noch geladen war, das hatte er überprüft und sie dann versteckt, damit Remy sie nicht zu sehen bekam. Die Fremde war mit einer geladenen Waffe zu seinem Haus gekommen, und er hatte es in ihren Augen gesehen – sie hätte abgedrückt.
Mit zittrigen Fingern fuhr er sich über den Mund. »Aber sie wird’s nicht wieder tun.«
Jetzt nicht mehr. Das wusste er so sicher wie seinen eigenen Namen.
Aber ihm war auch klar, dass er Hope das nicht plausibel machen konnte. Selbst wenn sie es würde nachvollziehen können, durfte er nicht von ihr erwarten, sein Verhalten auch zu verstehen.
Wie denn auch? Nicht
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