Stille Kuesse sind tief
war sie sich auch seiner Hände bewusst – eine lag auf ihrer Taille und die andere etwas oberhalb ihres Pos. Instinktiv schmiegte sie sich an ihn, und plötzlich hatte sie das Gefühl, als stünde er in Flammen.
„Deine Muskeln brauchen einen Moment, um sich nach dem Reiten wieder zu erholen“, murmelte Shane. „Ich hätte dich wohl warnen sollen.“
Oh, oh, waren das etwa Schmetterlinge in ihrem Bauch? Das Reiten hatte sie ja schon nervös gemacht, aber das, was jetzt passierte, war noch viel aufregender. Shanes Gegenwart schien weitaus gefährlicher, als jede Reitstunde es sein könnte.
Anscheinend hätte er sie noch vor ganz anderen Dingen warnen sollen.
3. KAPITEL
„Ich hab ʼ s gefunden“, sagte das kleine Mädchen stolz und hielt den neuesten Band der Lonely Bunny -Serie in die Höhe. Dieser Band mit dem Titel Der einsame Hase geht an den Strand zeigte den inzwischen berühmt gewordenen Hasen mit einem Sonnenhut auf dem Kopf, wie er auf einem Strandlaken am Meer lag.
„Das Buch wird dir bestimmt gefallen“, meinte Annabelle zu dem Mädchen. „Es ist eine meiner Lieblingsgeschichten.“
„Oh, ich kann es gar nicht erwarten!“
Die Kleine rannte davon, um das Buch ihrer Mutter zu zeigen.
Im Sommer herrschte morgens immer rege Betriebsamkeit in der Bücherei. Das Sommer-Lese-Programm, das die Schulen und die Bücherei initiiert hatten, lockte scharenweise Kinder und auch viele Eltern an.
Auch wenn sie im Sommer weniger Stunden arbeiten mussten, war diese Zeit für die Bibliothekare immer ziemlich hektisch. Es bedeutete, dass sie ihr normales Pensum schneller, aber mit mehr Menschen um sich herum bewältigen mussten. Annabelle liebte es, wenn es voll war in der Bücherei, wenn die meisten Plätze belegt waren und die Computer viel genutzt wurden.
Normalerweise war sie nicht in der Kinderabteilung tätig, aber da die zuständige Mitarbeiterin im Urlaub war, hatte Annabelle gern ihre Vertretung übernommen. Der ungewohnte Arbeitsplatz ließ ihr weniger Zeit zum Nachdenken – was angesichts des Mannes, der ihr nicht mehr aus dem Kopf ging, ganz gut war.
Seit „dem Vorfall auf dem Pferd“ hatte sie nicht aufhören können, an Shane zu denken. Obwohl, genau genommen war der Vorfall ja passiert, als sie vom Pferd heruntergestiegen war, aber sie fand, so genau musste man das ja nicht nehmen.
Mit Shanes attraktivem Äußeren hatte sie noch umgehen können. Er war gut aussehend, wenn auch ein bisschen merkwürdig, und sollte ihr das Reiten beibringen. Dann hatte sie allerdings gesehen, wie er mit Elias herumgescherzt hatte, und hatte sich von seinem Sinn für Humor augenblicklich angezogen gefühlt. Was auch noch okay gewesen wäre, wenn sie danach nicht in seinen Armen gelandet wäre. Eng an seinen harten Körper gepresst, Hitze und Kribbeln inklusive. Eine sehr gefährliche Kombination.
Sie wusste, wenn es um Männer ging, stand ihr das Wort Katastrophe auf die Stirn geschrieben. Stets versuchte sie, sich genau so zu verhalten, wie sie glaubte, dass der Mann es gern hätte. So langsam wurde es Zeit, dass sie lernte, sie selbst zu sein. Ob sie das wohl je schaffen würde? Würde es ihr gelingen, sich Shane gegenüber so zu zeigen, wie sie wirklich war, um dann zu sehen, wohin das führte?
Wenn er bloß nicht so anziehend wäre, dachte sie bekümmert. Denn ganz ehrlich, allein bei dem Gedanken an seine breite Brust, seine langen Beine und überraschend großen Hände verspürte sie den Wunsch, schnellstens herauszufinden, was ihm gefiel, um dann genau das für ihn zu sein. Doch damit würde sie sich nur wieder Ärger einhandeln.
Ich will diesmal eine echte, partnerschaftliche Beziehung, erinnerte sie sich. Das bedeutete, dass sie mit alten Gewohnheiten brechen musste, dass sie stark und vor allem sie selbst sein musste. Wenn Shane also etwas für kleine, Pflanzen tötende Frauen übrighatte, die gern lasen und sich mit ihren Freundinnen trafen, dann hatte sie eine Chance. Wenn nicht, würde sie das Kribbeln, das er in ihr auslöste, ignorieren und weitersuchen müssen.
Mal ganz davon abgesehen, dass er sie noch gar nicht gefragt hatte, irgendetwas mit ihm zu unternehmen.
Das Gute war, dass am folgenden Tag der 4. Juli, der Nationalfeiertag, war, undsomit standen weder Arbeit in der Bücherei noch Reitstunden an. Sie würde einfach den Tag und die Feierlichkeiten in Fool ʼ s Gold genießen und den kernigen Cowboy mit dem verführerischen Lächeln vergessen.
Ein kleiner Aufschrei verkündete
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