Stille mein Sehnen
und in diesem Moment erlebte ich meinen ersten Orgasmus. Nie zuvor fühlte ich mich lebendiger.
Auch diesen Mann liebte ich nicht, doch ich wurde süchtig nach diesem Moment, nach dem kurzen Augenblick, der einem das Gefühl gibt, am Leben zu sein. Unsere Spiele wurden ausschweifender, unberechenbarer, und ich konnte nicht genug davon bekommen. Ich ließ alles mit mir machen, gab er mir nur die Erfüllung, die ich brauchte. Nach wenigen Wochen zog ich bei Bill aus, lebte mit und für diesen Mann.
Alles veränderte sich. Als ich bei ihm einzog, verlor ich mein eigenes Leben. Ich kündigte bei Bill in der Praxis. Meine sozialen Kontakte brachen ab. Ich lebte in diesen vier Wänden, in einem Gefängnis aus Lust, Schmerz und Erniedrigung. Er brauchte nicht lange und ich war ihm hörig, tat alles, was er von mir verlangte. Eine willenlose Hülle wurde aus mir, ohne dass ich es wahrnahm. Irgendwann brachte er einen anderen Mann mit. Ich wollte das nicht, flehte ihn an, weinte und schrie. Er stellte sich vor mich, nahm mein Kinn in seine Hand und sah mich mit diesen dunklen Augen an. ‚Du tust das für mich, mein Schatz! Es macht mich geil, mit anzusehen, wie er dich benutzt.‘ Ich hab es getan, immer und immer wieder. Meine Tränen, mein Flehen, mein Schluchzen haben ihn gieriger gemacht. In einer Nacht hatte er fünf Männer dabei. Sie haben mich gefickt, bis ich das Bewusstsein verlor.“
Faith hob abwehrend die Hand, als Luca aufstand und zu ihr wollte.
„Bleib, wo du bist. Ich könnte deine Berührung jetzt nicht ertragen.“ Um ihre Gedanken zu sammeln, trank sie einen Schluck Kaffee. Ihre Hände zitterten, als sie die Tasse abstellte. Das Herz schlug ihr bis zur Kehle, das Sprechen fiel ihr schwer, doch es breitete sich Erleichterung in ihr aus. Es war das erste Mal, dass sie ausführlich jemandem davon erzählte. Es fühlte sich wie ein Befreiungsschlag an, diese Bürde nicht mehr allein zu tragen.
„Über zwei Jahre war ich in diesem Teufelskreis gefangen, hatte mich vollkommen verloren, spürte mich nicht mehr. Eines Tages brachte ich den Mut auf – oder war verzweifelt genug – Bill anzurufen. Ich flehte ihn an, mich zu holen. Dass mein Herr bereits zu Hause war, hatte ich nicht bemerkt. Und sie waren zu zweit! Entsetzt wich ich vor ihnen zurück und wehrte mich, aber es gab kein Entkommen. Ich habe meinen Herrn in dieser Nacht gebissen. Außer sich vor Wut schlug er mich, bis ich am Boden lag und nur noch wimmern konnte. Dann setzte er mir einen Spreizring in den Mund, und gemeinsam fickten sie mich, bis ich nicht mehr wusste, ob ich leben oder sterben wollte. Blutend und schluchzend kroch ich über den Boden, als mich ein Schmerz zwischen den Schulterblättern traf und ich das Bewusstsein verlor. Manchmal rieche ich noch heute das verbrannte Fleisch.
Eine Woche war ich im Krankenhaus, anschließend zwei Wochen bei Bill. Wie er mich rausgeholt hat, weiß ich bis heute nicht. Trotz allem wollte Bill, dass ich ihn heirate, Kinder mit ihm bekomme und eine Familie gründe. Ich floh nach New York. Heute weiß ich, dass ich nicht vor Bill oder meinem Herrn geflohen bin, sondern vor mir selbst. Die Angst, dass ich trotz allem, was er mir angetan hat, zu ihm gehen könnte, lähmte mich. Er war der Einzige, der mir je Erfüllung geschenkt hatte, und nach wie vor sehnte ich mich beim Sex nach Dominanz.
Mit dem nicht unbeträchtlichen Erbe meiner Eltern eröffnete ich einen Nachtclub, und innerhalb von zwei Jahren besaß ich den erfolgreichsten Club New Yorks. Ich war glücklich und führte ein ausgefülltes Leben. Da lernte ich Rick kennen – Sternekoch, kultiviert und nett, durch und durch Vanilla, keine Bedrohung, und ich fühlte mich in seiner Nähe wohl. Sexuelle Erfüllung hakte ich für mich ab. Es war zu gefährlich, mich erneut darauf einzulassen. Millionen Frauen haben in ihrem ganzen Leben keinen Orgasmus. Warum sollte ich nicht so leben können? Ich dachte, ich hätte alles im Griff, aber auch in New York sollte ich scheitern. Ich bürgte für Ricks Restaurant. Innerhalb eines halben Jahres stand ich vor dem Bankrott und musste den Club verkaufen, um seine Schulden zu bezahlen.“ Freudlos lachte Faith auf. „Da fliehe ich nach New York und werde von einem Vanilla erneut gedemütigt. Das ist die Ironie des Lebens!
Der Abstieg kam schnell. Es dauerte kaum zwei Monate, und ich hatte nichts mehr. Keiner meiner sogenannten Freunde war da, eine zweite Chance wurde mir in New York nicht gegeben.
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