Stille mein Sehnen
Deshalb kam ich zurück und landete im Delicious Club . Aidan war meine letzte Chance. Ich hätte jeden Job angenommen. Mir blieb keine andere Wahl.
Und nun konnte ich die Sehnsucht in mir nicht mehr ignorieren. Alles im Club erregte mich und führte mir vor Augen, was ich nicht hatte. Durch meinen alten Herrn kenne ich kein normales Maß an Schmerz oder Lust. Die Session mit Janette war wundervoll, aber sie ist eben kein Mann. Ich musste wissen, ob ich bei einem Mann Grenzen empfinde oder alles erdulde. Aidan hatte mir Hilfe angeboten, und ich nahm sie an. Als ich das Safeword tatsächlich gebrauchte, war ich unendlich stolz auf mich. Doch Aidan war das nicht genug. Er wollte mir beweisen, dass ich im Club sicher bin. Plötzlich war da ein zweiter Mann. Aidan wusste nichts von meiner Vergangenheit, lediglich, dass ich den Kerl nicht mochte. Er wollte, dass ich die Session beende, dass ich mir treu bleibe.“
Faith sah in Lucas Richtung, doch sie nahm ihn kaum wahr.
„Du …“ Seine Stimme brach. Er musste sich räuspern, um sprechen zu können. „Du hast es ertragen?“
„Nein! Ich habe die Session abgebrochen!“
„Das ist gut! Du bist eine starke Frau, Faith.“
„Nichts ist gut. Was Aidan nicht wissen konnte: Der Kerl war der zweite Mann aus jener Nacht. Aidan hat in guter Absicht gehandelt, und es hat funktioniert, aber durch diese Situation ist alles hochgekommen. Ich habe mich verweigert, und Aidan hat mich sofort losgebunden. Wie ein Sieg fühlte es sich nicht an. In mir waren der Schmerz, die Demütigung und die Angst von damals. Aidan bot mir Rache an. Das konnte ich nicht. Nichts wird das jemals ungeschehen machen.“
Faith fühlte Erleichterung in sich, jedoch auch eine bleierne Müdigkeit. Ihre Leidensgeschichte vor Augen zu haben, bestätigte ihr, dass ihre Psyche kaputt war. Sie brauchte wirklich Hilfe. Allein würde sie das niemals verarbeiten können.
Luca saß auf der Couch und sah sie an. Sie konnte nicht deuten, was in ihm vorging. Ekelte er sich jetzt vor ihr?
„Warum bist du hier, Luca?“, fragte sie mit halbwegs gefasster Stimme.
„Ich … Ich … Oh Gott, Faith. Das alles tut mir unendlich leid.“
„Warum bist du hier?“, wiederholte sie die Frage.
„Ich wollte gestern Abend zu dir und mit dir reden. Da sah ich, wie du das Haus verlassen hast und bin dir gefolgt. Es hat mich zerrissen, als ich sah, dass du in den Club gehst und Aidans Wagen vor der Tür stand. Ich wollte in den Club, stand eine halbe Stunde vor der Tür, und konnte nicht. Zu sehen, wie du dich ihm hingibst, hätte ich nicht ertragen. Eigentlich wollte ich nach Hause und die Wut bei einem Boxtraining abreagieren – auch das konnte ich nicht. Ich saß im Wagen, beobachtete den Regen und wartete auf dich.“
„Du hast meine Frage immer noch nicht beantwortet. Warum, Luca?“
„Weil du mir wichtig bist. Weil ich mich in deiner Nähe ruhig und ausgeglichen fühle. Ich habe mich nach einem Lächeln von dir gesehnt. Deshalb bin ich zu dir gekommen.“
Das war das Netteste, was jemals ein Mann zu ihr gesagt hatte, und es trieb ihr Tränen in die Augen. Als Luca vor ihr auf die Knie sank, presste sie sich tiefer in das Sofa. „Bitte geh! Tu das nicht, Luca, bitte.“
„Ich kann nicht gehen, das weißt du. Lass mich für dich da sein.“
„Weißt du, was mir am meisten Angst macht?“
Langsam schüttelte er den Kopf.
„Im Lagerraum, als du ausgerastet bist und ich ohne zu überlegen auf die Knie gefallen bin, habe ich nicht an meine Vergangenheit gedacht. Ich hasste mich dafür, aber deine Unberechenbarkeit hat mich erregt. Ich darf nicht zulassen, dass du so nahe an mich herankommst – dass du mir etwas bedeutest.“ Vorsichtig strich sie ihm übers Haar, als er seufzend den Kopf auf ihre Knie legte. „Bitte geh jetzt, Luca.“ Sein Haar war weich unter ihren Fingern. Sie spürte die Wärme, die er ausstrahlte, und die Verzweiflung in ihm, als sich sein Körper unter ihrer Berührung anspannte. Alles in ihr sehnte sich nach ihm.
Kapitel 12
Unruhig lief Luca den schmalen Gang auf und ab. Prof. Dr. Cunningham war bereits seit einer Stunde bei Grace. Was würde geschehen, wenn er ihr nicht helfen konnte? Was würde aus Grace werden? Und was aus ihm?
Fortwährend sah er Bill fragend an, doch auch der kannte keine Antwort. Luca musste sich irgendwie ablenken und die Wartezeit überbrücken, sonst würde er verrückt. Seufzend setzte er sich auf den Stuhl neben Bill.
„Wie hast du sie damals
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