Stille mein Sehnen
Augen auf. Auf dem Sessel am Fenster saß Luca. Durch das Fenster konnte man über die ganze Stadt sehen, doch Luca sah nicht hinaus. Er starrte sie an, angespannt, traurig und unendlich müde. Saß er seit gestern Nacht da und wartete?
Faith erinnerte sich daran, dass sie ihn geschlagen hatte. Sah es vor sich, als würde es erneut geschehen. Immer wieder trommelte sie mit den Fäusten auf seine Brust und flehte ihn an, ihr diese Verzweiflung zu nehmen. Er presste sie an sich, ertrug die Schreie und Tränen, hielt sie, wiegte sie wie ein Kleinkind in den Armen.
Lange sah sie ihn schweigend an. Keiner von beiden rührte sich.
„Hi“, flüsterte sie schließlich.
„Hi.“ Lucas Blick war unverwandt auf sie gerichtet.
Faith drehte sich auf den Rücken und schwang die Beine auf der anderen Seite aus dem Bett.
„Wo willst du hin?“
Seine Stimme klang ruhig. Faith nahm die bedrohlichen Schwingungen dennoch wahr. Er war aufs Äußerste angespannt, würde sich nicht mehr lange beherrschen können.
„Es geht mir besser. Danke, dass du geblieben bist“, fügte sie nach einem scheuen Blick auf ihn hinzu.
„Ich gehe nirgends hin, bevor du mir nicht gesagt hast, was passiert ist.“
„Ich muss ins Bad.“
„Und ich werde hier sein, sobald du zurückkommst. Bis in alle Ewigkeit werde ich hier sitzen, wenn du mir nicht sagst, was gestern mit dir los war.“
Resigniert ging sie ins Bad. Als sie sich im Spiegel sah, erschrak sie. Ihre Augen waren vom Weinen rot und geschwollen, das Haar stand zerzaust in alle Richtungen ab, und ihre Haut sah blass und krank aus. Sie duschte schnell, putzte sich die Zähne und schlüpfte in ihren alten plüschigen Bademantel. Als sie aus dem Badezimmer trat, saß Luca im Sessel am Fenster und sah sie abwartend an.
„Möchtest du auch einen Kaffee?“
„Erzählst du mir anschließend, was geschehen ist?“
Ihre Hände zitterten, als sie das Kaffeepulver in die Maschine gab.
„Lass mich das machen. Setz dich!“
„Bitte, Luca. Ich muss mich ablenken. Gib mir noch ein paar Minuten.“ Ihr Blick war hoffentlich flehend, sie fühlte Tränen in sich aufsteigen.
Schweigend setzte er sich auf das weiße Sofa im Wohnzimmer und beobachtete sie. Langsam wurde sie ruhiger, lud zwei Kaffeebecher, Milch und Zucker auf ein Tablett und ging damit zu ihm. Sie goss den dampfenden Kaffee ein, stellte eine Tasse vor ihn und setzte sich mit ihrer in die äußerste Ecke des anderen Sofas. Mehr Abstand konnte sie nicht zwischen sie bringen.
„Warum hast du vor meinem Haus gestanden?“
„Ich sah, wie du in den Club gegangen bist. Erst wollte ich dir folgen, konnte es jedoch nicht. Dann habe ich auf dich gewartet, wollte … Ach, ich weiß nicht, was ich wollte. Du lenkst ab. Was ist passiert?“
Eine Weile sah sie ihn schweigend an. Er hatte sich rührend um sie gekümmert, sie in einer ihrer dunkelsten Stunden aufgefangen. Sie schuldete ihm die Wahrheit – die ganze Wahrheit.
„Mit vierzehn Jahren habe ich meine Eltern durch einen Flugzeugabsturz verloren. Unsere Familien waren befreundet, und so haben die Pullmans mich bei sich aufgenommen. Ich wusste immer, dass Bill mich liebt. Mit ihm habe ich meine ersten sexuellen Erfahrungen gemacht.“
Luca hob eine Augenbraue und öffnete den Mund. Sie unterbrach ihn noch vor dem ersten Wort. „Nein! Bitte lass mich ausreden. Es hängt alles zusammen. Ich muss da beginnen, sonst wirst du es nicht verstehen.
Geliebt habe ich Bill nie, und doch war ich mit ihm zusammen. Er war mein ganzes Leben lang wie eine Rettungsinsel für mich. Ich schlief mit ihm, genoss seine Nähe, Erfüllung fand ich jedoch keine. Um mit ihm gemeinsam die Praxis zu führen, ließ ich mich zur Krankenschwester ausbilden. Er ist lieb und sanft, hat mich immer gut behandelt, und ich mag ihn sehr, aber ich war nicht glücklich. Ich vermisste irgendwas, das ich nicht benennen konnte.
Ich war dreiundzwanzig Jahre alt, als ich in einer Bar einen Mann kennenlernte. Er war charmant, gut aussehend, eine Aura des Bösen umgab ihn, die mich faszinierte. Wir gingen zusammen aus, freundeten uns an, und nach drei Wochen schliefen wir miteinander. Schnell merkte er, dass ich nicht zum Orgasmus kommen konnte. Da ließ er mich etwas erleben, das ich bis dato nicht kannte: Härte und Dominanz. Er drehte mich auf den Bauch, hielt meine Handgelenke auf dem Rücken fest und begann, mich von hinten zu ficken. Der Schmerz der hämmernden Stöße und meine Lust mischten sich miteinander,
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