Stille mein Sehnen
vergewaltigt – eine Hülle ihrer selbst. Seine Wut bei ihrem Anblick war jedoch nichts gegen die Bestürzung gewesen, nachdem sie ihm ihre Geschichte erzählt hatte und dass sie sich nur lebendig fühlte, wenn sie einen Orgasmus erlebte. Das war zur Sucht geworden. Sie zahlte jeden Preis für ein paar Sekunden Glück, wie sie es nannte. Schnell war Ben klar geworden, dass die junge Frau die Grenze zur Selbstzerstörung überschritt. Bill Pullman zuliebe sah er davon ab, sie in seine Klinik zwangseinweisen zu lassen. War diese Entscheidung ein Fehler gewesen?
„Besteht Ihre Beziehung zu Luca Jones ausschließlich auf sexueller Basis?“
Überrascht sah sie ihn an. „Wie meinen Sie das?“ Es wunderte ihn nicht, dass sie nicht begriff, worauf er hinauswollte. Sie hatte ein völlig gestörtes Verhältnis zu Empfindungen. Manche nahm sie überdeutlich wahr, andere überhaupt nicht.
„Schlafen Sie mit ihm und gehen ansonsten getrennte Wege?“
„Nein!“, brach es empört aus ihr heraus.
Er lächelte, sah die tiefen Gefühle, die sie für diesen Mann empfand. „Er hat für mich gekocht. Wir reden viel miteinander. Ich habe ihm alles über Karl erzählt.“
„Alles?“, warf er ein. Niemand wusste alles, dessen war er sich sicher.
„Nicht jedes Detail! Aber er weiß, was er mir angetan hat. Außer Ihnen habe ich nie einem anderen Menschen so sehr vertraut wie Luca. Er hat mir von Grace erzählt, von den Kindern und dem Unfall.“
Sie lenkte vom Thema ab. Das war typisch für Faith. Er konnte sich kaum ausmalen, wie schmerzlich die Erinnerungen für sie sein mussten, aber jetzt durfte er sie nicht schonen.
„Erzählen Sie mir von den Träumen“ unterbrach er sie.
Sie wurde deutlich sichtbar blasser.
„Vergangene Nacht wachte ich schreiend auf. Luca hat mich gehalten, getröstet und sogar gebadet. Ich wollte mit ihm schlafen, wollte, dass er mir die Erinnerung nimmt. Er hat es nicht getan. Nein, das ist nicht nur Sex.“
Natürlich entging ihm nicht, dass sie der Frage auswich. Das Gespräch nahm dennoch eine Wendung, die ihn seinem Ziel näher brachte.
„Waren Sie ihm böse deswegen?“
Zaghaft nickte sie und brach in Tränen aus. „Ich will ihn nicht verlieren. Bitte helfen Sie mir.“
„Was glauben Sie, kann ich tun?“ Es kostete ihn viel Kraft, nicht aufzustehen und sie in den Arm zu nehmen. Sie sah verloren aus.
„Ich weiß es nicht“, stieß sie schluchzend hervor.
Er beugte sich vor, ergriff erneut ihre Hände und streichelte diese sanft. „Sie haben den ersten Schritt getan, Faith. Sie sind hier. Arbeiten Sie hart an sich, und Sie werden das überstehen.“
„Was muss ich tun?“, fragte sie hoffnungsvoll.
„Schenken Sie den anderen Glücksmomenten mehr Aufmerksamkeit. Spielen Sie nicht, solange Mr. Jones nicht dazu bereit ist. Und verbringen Sie Zeit mit ihm, ohne mit ihm zu schlafen.“
„Ich kann mich ihm nicht verweigern!“
Die Empörung in der Stimme war niedlich, bewies ihm allerdings erneut, dass sie Liebe ausschließlich mit Sex assoziierte. Er lächelte milde. „Das könnten Sie durchaus, aber das müssen Sie nicht. Sie wollen eine Beziehung mit diesem Mann?“
„Ja.“
„Dann werden Sie ihm erzählen müssen, dass Sie bei mir waren. Er wird es verstehen und sich nicht zurückgewiesen fühlen.“ Ben reichte ihr ein Taschentuch und lächelte aufmunternd. „Denken Sie über alles in Ruhe nach. Hören Sie auf ihr Herz. Ergründen Sie, was sie vom Leben erwarten und was Sie sich wünschen. Schreiben Sie es auf. Nächsten Mittwoch sehen wir uns wieder. Passt Ihnen dreizehn Uhr?“
„Ja! Danke, dass Sie sich für mich Zeit nehmen.“
Sie war fast an der Tür, da drehte sie sich erneut um. „Wie geht es Grace?“
„Sie wissen, dass ich Ihnen das nicht sagen darf.“
„Aber Sie haben Hoffnung?“
„Ich hoffe bei jedem meiner Patienten, dass er oder sie eines Tages ein normales Leben führen kann – ohne Ängste und Selbstzweifel.“
Sie schenkte ihm ein Lächeln, das ihm das Herz wärmte. „Danke, Prof. Cunningham … Ben. Bis Mittwoch.“
„Bis Mittwoch, Faith, und genießen sie jede Minute des Tages.“
Kapitel 17
„Bevor ich mit ihr spiele, muss ich das tun, Aidan.“
„Dann lass mich es tun.“
„Nein! Ich müsste immerzu daran denken, dass du Faith diesen Schmerz gegeben hast. Das würde mich wütend machen, und ich brauche einen klaren Kopf.“
„Du bist Sadist, Luca. Du kannst es nicht wie Faith empfinden.“
„Ich muss wissen,
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