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Stille mein Sehnen

Stille mein Sehnen

Titel: Stille mein Sehnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Marcuse
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Erzählen Sie mir, was Sie bedrückt. Ich will Ihnen helfen.“
    Sie war froh, dass er das Angebot von vor sechs Jahren wiederholte. Bereits damals hatte er ihr eine Gesprächstherapie ans Herz gelegt. Er kannte die Verletzungen und wusste von ihrem Martyrium. Vielleicht musste sie nicht endlos in der Vergangenheit wühlen, um die Dämonen der Gegenwart zu bezwingen? „Danke, Ben! Ich hoffte, dass Sie das sagen würden. Keinem vertraue ich wie Ihnen.“
    „Gut!“
    Ben Cunningham ließ ihre Hände los und lehnte sich zurück, schlug die Beine übereinander, faltete die Hände vor dem Kinn. Sein Blick war der eines Falken. Nichts würde ihm entgehen, aber sie wusste, er konnte ihr helfen.
    „Warum kommen Sie jetzt zu mir und nicht vor sechs Jahren?“
    „Ich war in New York und bin erst vor zwei Monaten zurückgekommen.“
    „Waren Sie in New York in Behandlung?“
    Schuldbewusst schüttelte sie den Kopf, hielt dem bohrenden Blick nicht stand.
    „Warum jetzt?“
    „Die Träume kehren zurück.“ Ihre Augen begannen in Tränen zu schwimmen. „Ich habe mich all die Jahre von meinen Neigungen ferngehalten, sie verleugnet. Mein Leben verlief ruhig, und irgendwann hatte ich ihn vergessen.“ Es war ihr nicht möglich, den Namen zu nennen. „Gestern Nacht sind die Albträume zurückgekehrt. Ich will das nicht mehr, Ben. Ich werde daran kaputtgehen und ihn verlieren.“
    „Wen?“
    „Ich habe einen Mann kennengelernt“, flüsterte sie.
    „Dominant?“
    „Ja, sehr dominant. Sie kennen ihn. Seine Schwester ist bei Ihnen.“
    „Oh, Luca Jones. Ein widersprüchlicher, zorniger junger Mann. Nicht gerade die beste Wahl, will mir scheinen.“
    „Sie haben ihn lediglich durch seine Schwester kennengelernt. Er ist verzweifelt und wütend, das ist verständlich. Glauben Sie mir, er ist ein äußerst liebevoller, aufmerksamer Mann. Ich fühle mich sicher und wohl bei ihm.“
    „Und was ist passiert, dass die Erinnerung zurückgekommen ist?“
    „Er hat gesagt, er liebt mich.“
    Nur, wer ihre Geschichte kannte, verstand diesen Satz. Sie wusste, wie absurd sich das anhörte. Ben sah sie lange schweigend an.
    „Glauben Sie ihm?“
    Faith nickte.
    „Und jetzt befürchten Sie, dass er Ihnen dasselbe antun wird wie Karl?“
    Diesen Namen zu hören, jagte ihr eine Gänsehaut über den Körper. „Nein! Luca ist nicht so. Ich glaube ihm, dass er mich wirklich liebt. Er zeigt es in allem, was er tut, ist unglaublich sanft. Aber mein Unterbewusstsein scheint ihm nicht zu trauen.“
    „Wundert Sie das?“ Als sie nicht antwortete, fuhr Ben fort: „Faith, nach allem, was Sie erleben mussten, ist es verständlich, dass Sie nicht vertrauen. Um vorbehaltlos in die Zukunft zu schauen, müssen Sie ihre Vergangenheit bewältigen.“
    „Aus diesem Grund bin ich hier. Ich will Luca nicht verlieren. Ich kann alles ertragen, nur nicht das.“
    „Ist Ihnen je in den Sinn gekommen, dass Sie nichts ertragen müssen, um geliebt zu werden?“
    „Das verstehe ich nicht.“
    Verwirrung machte sich in ihrem Kopf breit. Ben hatte schon immer das Talent besessen, ihr klares Denken auszuschalten und die Intuition hervorzuholen. Das war gefährlich. Sie würde Dinge sagen, die er besser nicht wusste. Allerdings war ihr eins klar – Unehrlichkeit brachte sie nicht weiter. Ben durchschaute jede Lüge, jedes Verheimlichen. Außerdem wollte sie wirklich Hilfe von ihm. Seine leise Stimme lenkte sie von ihren Gedanken ab.
    „Jeder Mensch sehnt sich nach Liebe und Zuneigung. Die wenigsten glauben jedoch, dafür bezahlen zu müssen.“
    Faith hatte für Karls Behauptung, sie zu lieben, einen hohen Preis gezahlt. Bill wollte sie auch noch heute ändern und Rick hatte sie in den Ruin getrieben. Nichts im Leben war umsonst! Und Luca? Er gab sich ihr hin, liebte sie zärtlich und innig.
    „Er will nicht mit mir spielen“, flüsterte sie. „Luca verlangt nichts von mir.“
    „Es geht hierbei nicht um Sex, Faith. Liebe ist viel mehr.“
    Obwohl sie nicht verstand, worauf er hinauswollte, nickte sie. Momentan fühlte sie sich wie ein Häufchen Elend. Sie lenkte die Gedanken zu Luca und seinen Zärtlichkeiten, um in dieser Erinnerung Halt zu finden. „Aber es ist unglaublich, mit ihm zu schlafen. Ich fühle mich vollständig und eins mit ihm. Schläft Luca mit mir, bin ich am Leben.“
     
    Ben erinnerte sich an die junge Frau, die vor sechs Jahren im Schutz der Dunkelheit in seine Klinik gebracht worden war. Verprügelt, blutend, gebrandmarkt und

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