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Stille meine Sehnsucht, Geliebter!

Stille meine Sehnsucht, Geliebter!

Titel: Stille meine Sehnsucht, Geliebter!
Autoren: Sarah Morgan
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warst der Meinung, es sei alles nur halb so schlimm und es gäbe keinen Grund, deine Geschäftsreise abzubrechen. Als ich dich wenige Stunden später erneut anrief, weil die Krämpfe nicht besser wurden, hattest du dein Handy ausgeschaltet. Deutlicher hättest du mir nicht zeigen können, wo deine Prioritäten liegen. Ich denke, damit ist zu dem Thema alles gesagt.“
    „Du verdrehst die Tatsachen“, entgegnete er energisch. „Ich habe deinen Frauenarzt angerufen. Und er sagte, dass deine Symptome kein Grund zur Beunruhigung seien. Dass du nur ein paar Tage Bettruhe bräuchtest. Niemand hat damit gerechnet, dass du eine Fehlgeburt haben würdest.“
    Doch. Sie hatte damit gerechnet. Schon bei den ersten Krämpfen hatte sie mit dem sicheren Instinkt einer Frau gewusst, dass ihr Baby in Gefahr war. „Dann kannst du ja ein reines Gewissen haben“, stellte sie zynisch fest.
    „ Accidenti! Wieso gehst du jeder ernsthaften Aussprache aus dem Weg?“
    „Weil das hier keine Aussprache ist, sondern wieder einmal nur einer deiner Monologe, in denen du mir sagst, wie ich zu denken und zu fühlen habe. Du willst mir einreden, dass ich übertrieben reagiert habe. Aber den Schuh lasse ich mir nicht anziehen. Weil du derjenige gewesen bist, der unangemessen reagiert hat.“ Laurel hatte zunehmend Schwierigkeiten, ruhig zu bleiben. „Nein, unangemessen ist nicht das passende Wort. Du bist grausam gewesen, Cristiano. Grausam.“
    „ Basta! Jetzt reicht es aber!“ Seine Stimme durchbrach wie ein Donnerschlag das monotone Rauschen des Meeres. „Du stellst es so dar, als ob ich eine rein eigennützige Entscheidung getroffen hätte. Aber ich trage in meinem Unternehmen nicht nur für mich die Verantwortung. Meine Entscheidungen wirken sich auf Hunderte von Personen aus. Und manchmal sind diese Entscheidungen nicht leicht.“
    „Und manchmal sind sie einfach falsch. Warum kannst du es nicht zugeben?“
    Cristiano fluchte etwas Unverständliches auf Italienisch. „Rückblickend betrachtet muss ich zugeben, dass ich an jenem Tag vielleicht nicht die beste Entscheidung getroffen habe.“
    Es war das erste Mal, dass Laurel auch nur annähernd so etwas wie eine Entschuldigung aus seinem Mund hörte. Aber das konnte ihren tiefen Schmerz jetzt auch nicht mehr lindern. Und obwohl sie sich fest vorgenommen hatte, die Vergangenheit ruhen zu lassen, verspürte sie das plötzliche Bedürfnis, ihre aufgestaute Wut ein für alle Mal loszuwerden.
    „Etwas spät für diese Erkenntnis, findest du nicht?“, fauchte sie ihn an. „Du hättest schon damals erkennen müssen , wie ernst die Lage ist. Hatte ich dich je zuvor um Hilfe gebeten? Nein, nie. Nur jenes eine Mal, als ich panische Angst hatte und nicht mehr weiterwusste. Du hättest nur eine Prise Einfühlungsvermögen gebraucht. Aber nein, du warst zu sehr damit beschäftigt, den wichtigen Geschäftsmann zu spielen. Und willst du wissen, was das Schlimmste ist?“, fragte Laurel mit einem Zittern in der Stimme. „Bevor ich dich kennengelernt habe, war ich es gewohnt, mich nur auf mich selbst zu verlassen und nicht auf die Hilfe anderer zu bauen. Aber du hast mich mit deinen vollmundigen Versprechungen dazu gebracht, dir zu vertrauen. Wolltest, dass ich mich dir öffne, meine Gefühle mit dir teile. Ich bin so dumm gewesen, dir diese Macht über mich zu geben – und dann hast du mich eiskalt im Stich gelassen.“
    Cristiano lockerte mit einer beiläufigen Handbewegung seine Krawatte und öffnete den obersten Hemdknopf. „Ich leite ein internationales Unternehmen. Ich bin ein Mann mit großer Verantwortung, und da kann es vorkommen …“
    „Du bist ein Mann, für den seine Ehefrau an zweiter Stelle steht, Cristiano“, unterbrach sie ihn unwirsch. „Und weißt du, was mich am meisten deprimiert? Dass du dir selbst jetzt noch nicht einmal eingestehst, einen Fehler gemacht zu haben. Die Worte ‚Ich habe an jenem Tag vielleicht nicht die beste Entscheidung getroffen‘ kommen nur widerwillig aus deinem Mund, weil du nicht wirklich glaubst, etwas falsch gemacht haben zu können. Aber ich habe leider eine schlechte Nachricht für dich – du hast an jenem Tag definitiv die falsche Entscheidung getroffen.“ Laurel fühlte sich wie ein Samurai, der einen Ehrensuizid begeht und sich ein Schwert in den Bauch rammt, als sie die Worte ausstieß, die ihrer Beziehung zu Cristiano unwiderruflich ein Ende setzen würden. „Und deswegen empfinde ich nur Hass für dich. Du bist ein arroganter,
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