Stille meine Sehnsucht
Trinkgeld bekommen.”
Dafür braucht sie sich nur mitten in einen Raum zu stellen und zu lächeln, dachte Jack. “Das bezweifle ich nicht.”
“Deshalb sind nur ich und Grandma hier. Kann ich Ihnen vielleicht helfen, Jack?”
“Eigentlich nicht. Ich wollte nur wissen, ob ich Dani irgendwie behilflich sein kann.”
“Sie sind sehr nett, Jack”, sagte Toni. “Aber da müssen Sie sie selbst fragen. Ich kann nur sagen, dass wir die Ranch mit jeder Minute mehr lieben. Natürlich müssen wir noch viel tun, aber es geht uns gut.”
“Freut mich zu hören. Es war nett, mit Ihnen zu sprechen, Toni.”
Jack legte auf und stand ein paar Minuten nachdenklich da. Er hatte heute viel Arbeit vor sich und musste noch einige Rinder, die übermorgen nach Colorado gebracht wurden, auf die kleine Weide treiben. Abgesehen von der normalen Rinderzucht gab es auf der XOX-Ranch auch einige exotische Tiere, die hier für andere Ranches und Tiergärten gezüchtet wurden. Das Geschäft mit den Touristen lief da eher nebenher. Schon oft hatte Jack überlegt, diesen Bereich ganz aufzugeben, aber die Apartments, der Fitness-Raum und der Swimmingpool waren vorhanden und mussten auch genutzt werden.
Das Telefon klingelte, und Jack nahm den Hörer ab.
“Hier ist Dr. Coleman. Ich möchte für mich und meine Frau für eine Woche im Juni ein Zimmer bei Ihnen reservieren. Wie jedes Jahr.”
“Wie geht’s Ihnen, Doc? Hier ist Jack.”
“Hallo, Jack! Schön, Sie am Apparat zu haben.”
“Leider muss ich Sie enttäuschen.” Grandpa bringt mich um, wenn er das erfährt, dachte Jack. “Wir sind im Juni ausgebucht.”
“Schade. Ich habe meiner Frau gesagt, sie soll eher anrufen, aber sie …”
“Vielleicht kann ich Ihnen trotzdem helfen.” Jack nahm den Hörer ans andere Ohr und blickte sich um, ob jemand in der Nähe war. “Nur ein paar Meilen von hier entfernt gibt es eine andere Ranch, die Touristen aufnimmt. Es ist die Bar-K-Ranch, und ich bin sicher, dass es Ihnen und ihrer Frau dort auch gefallen wird.”
Dani und Niki besprachen sich auf der Hauptstraße vor dem Gebäude, in der die Lokalzeitung ihr Büro hatte. Ein leichter Wind wehte ihnen das Haar ins Gesicht.
“Während ich die Anzeige aufgebe, kannst du die Stellenangebote durchlesen”, schlug Dani vor. “Wenn irgendetwas Interessantes dabei ist, kannst du gleich hingehen. Ich kaufe in der Zwischenzeit ein.”
“In Ordnung.” Niki seufzte. “Stellensuche macht mir wirklich keinen Spaß.”
“Wenigstens hast du ein gutes Empfehlungsschreiben bekommen.”
“Braucht hier jemand eine Empfehlung?”
Jack! Es ärgerte Dani, dass sie die Stimme schon erkannte, ohne ihn überhaupt zu sehen.
Niki lächelte. “Hallo, Jack. Schön, Sie zu treffen.”
“Finde ich auch.” Er stellte sich zu ihnen. “Habe ich richtig verstanden? Sie suchen einen Job, Niki?”
“Ja. Wissen Sie zufällig etwas?”
“Allerdings. Haben Sie schon einmal in einer Bar gearbeitet?”
“Nein, aber ich würde es gern versuchen, wenn es nicht gerade ein Nachtclub ist.”
“Niki!” Dani fuhr zu ihrer Schwester herum. “Ich glaube, in einem Restaurant bist du besser aufgehoben.”
Niki wandte sich Jack zu. “Ist es denn eine anständige Bar?”
“Auf jeden Fall”, versicherte er ihr. “Dort, der 'Sorry Bastard Saloon'.” Er deutete auf die andere Straßenseite.
“Ein Saloon?”, meinte Dani skeptisch.
“Klingt doch witzig”, widersprach Niki. “Und Sie sagen, dort wird noch jemand gesucht?”
“Zwei Kellnerinnen haben im letzten Monat aufgehört, weil sie geheiratet haben. Dort wird man Sie mit offenen Armen empfangen.” Er sah kurz zu Dani. “Bestimmt könnten Sie auch im Café anfangen, aber da bekommen Sie nur halb so viel Trinkgeld.”
“Ich arbeite, um Geld zu verdienen”, entschied Niki und blickte auf die Uhr. “Es ist erst neun Uhr. Sobald der Saloon aufmacht, werde ich mich dort …”
“Da brauchen Sie nicht zu warten. Gehen Sie einfach zur Hintertür und sagen Sie, dass Jack Sie schickt. Die Besitzer sind Rosie Mitchell und ihr Mann Clevon. Sehr nette Leute.”
Niki lächelte so strahlend, als wolle sie die Sonne damit vor Neid platzen lassen. “Danke, Jack. Sie sind ein Schatz.”
Dani wandte sich verärgert Jack zu. “Ich kann nur hoffen, dass es sich um einen respektablen Laden handelt.”
“Würde ich sonst Ihre Schwester dort hinschicken?” In gespielter Empörung sah er sie an. “Sie wird im Saloon mehr Geld verdienen als sonst wo
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