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Stille Nacht

Stille Nacht

Titel: Stille Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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einzige Versteck, das mir einfiel,
für den Fall, daß Sie wiederkommen.«
Das war es, dachte Mort. Als wir uns beim zweitenmal in der
Wohnung umgesehen haben, da war in dem Schrank irgendwas
anders als zuvor. Die Kiste oben auf dem Fach und die
Lederjacke fehlten.
Callys Stimme wurde jetzt brüchig und stockend, als sie ihnen
berichtete, wie Jimmy Brian Dornan mitgenommen und gedroht
hatte, ihn zu töten, falls er einen Cop entdecken sollte, der hinter
ihm her war.
Levy fragte: »Cally, glauben Sie, man kann sich darauf
verlassen, daß Jimmy den Jungen wieder laufenläßt?«
»Ich würde es gern glauben«, sagte sie tonlos. »Das hab ich
mir nämlich eingeredet, als ich Sie nicht sofort angerufen hab.
Aber ich weiß, daß er verzweifelt ist. Jimmy ist zu allem
entschlossen, nur um zu verhindern, daß er wieder ins Gefängnis
muß.«
Folney stellte endlich auch eine Frage. »Cally, weshalb haben
Sie uns jetzt angerufen?«
»Ich hab Brians Mutter im Fernsehen gesehen, und mir war
klar, wenn Jimmy Gigi in seiner Gewalt hätte, dann würde ich
auch wollen, daß Sie mir helfen, sie wiederzukriegen.« Cally
preßte die Hände zusammen. Ihr Körper schwankte in der
uralten Haltung des Kummers etwas nach vorn, dann wieder
zurück. »Der Gesichtsausdruck dieses kleinen Jungen, die Art,
wie er sich diese Medaille um den Hals gelegt und sich dann
dran festgehalten hat, so als wär’s ein Rettungsring… Wenn ihm
irgendwas passiert, dann bin ich schuld.«
Es läutete an der Tür. Wenn das Shore ist…, dachte Folney,
während er aufsprang, um nachzusehen.
Es war Aika Banks. Als sie die Wohnung betrat, musterte sie
fragend die Polizeibeamten, stürzte dann zu Cally hinüber und
umarmte sie. »Baby, was ist denn los? Was ist passiert? Warum
brauchst du mich - damit ich bei Gigi bleibe? Was wollen diese
Leute hier?«
Cally zuckte vor Schmerzen zusammen.
Aika krempelte den Ärmel ihrer Freundin hoch. Die von
Jimmys Fingern stammenden Quetschungen hatten sich jetzt zu
einem häßlichen Lila verfärbt. Jeder Verdacht, den Bud Folney
noch hinsichtlich einer etwaigen Komplizenschaft Callys mit
ihrem Bruder hegen mochte, schwand. Er hockte sich vor sie
hin. »Cally, Sie werden keinen Ärger bekommen. Das
verspreche ich Ihnen. Ich glaube Ihnen, daß Sie das
Portemonnaie gefunden haben. Ich glaube auch, daß Sie nicht
wußten, was Sie am besten hätten tun sollen. Jetzt aber müssen
Sie uns helfen. Haben Sie die geringste Ahnung, wo Jimmy
vielleicht hin ist?«
    Als sie zehn Minuten später Callys Wohnung verließen, trug
Mort Levy das ausladende, als Geschenk verpackte Paket, in
dem die Uniform des Gefängnisaufsehers steckte.
    Shore gesellte sich in dem Streifenwagen zu ihnen und
bombardierte Mort ungeduldig mit Fragen. Während sie in die
Innenstadt gefahren wurden, kamen sie überein, bei der
Fahndung nach Jimmy Siddons von der Annahme auszugehen,
daß er versuchen würde, Kanada zu erreichen.
    »Er muß in einem Auto unterwegs sein«, stellte Folney
lapidar fest. »Es ist undenkbar, daß er zusammen mit diesem
Kind öffentliche Verkehrsmittel benutzt.«
    Cally hatte sie informiert, daß Jimmy schon seit der Zeit, als
er zwölf Jahre alt war, jedes beliebige Auto kurzschließen und
stehlen konnte; sie war überzeugt davon, daß er eins in der Nähe
der Wohnung abgestellt gehabt hatte.
    »Ich schätze, Siddons wird wohl so schnell wie möglich aus
dem Staat New York raus wollen«, sagte Folney. »Was heißt,
daß er dann durch Neuengland zur Grenze fährt. Aber das ist
bloß eine Vermutung. Er könnte auf dem Thruway zur Interstate
Siebenundachtzig unterwegs sein. Das ist die schnellste
Strecke.«
    Und Siddons’ Freundin war vermutlich in Kanada. Es paßte
alles zusammen.
Sie akzeptierten auch die absolute Sicherheit, mit der Cally
davon überzeugt war, Jimmy Siddons werde sich nicht lebend
fassen lassen, und daß er als krönenden Racheakt seine Geisel
umbringen würde.
Also sahen sie sich nun einem flüchtigen Mörder mit einem
Kind als Geisel gegenüber, der möglicherweise einen Wagen
fuhr, den sie nicht beschreiben konnten, und vermutlich in
einem Schneesturm nach Norden unterwegs war. Das glich der
Suche nach einer Nadel in einem Heuhaufen. Siddons war
sicherlich zu schlau, als daß er durch zu schnelles Fahren
Aufmerksamkeit auf sich zöge. Am Heiligabend herrschte stets
starker Verkehr an der Grenze. Folney diktierte eine Meldung,
die an die Dienststellen der

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