Stille Seele (German Edition)
bekommst du aber ein T-Shirt!“
„Ich nehme ein Cap!“ Jakob presste die Worte zwischen den Zä hnen hervor und kniete sich auf den nur oberflächlich sauberen Boden der Mensa. Neben sich hörte er das angestrengte Schnaufen eines blonden Jungen und das enttäuschte Jammern eines Mädchens, das nach fünf Stützen platt auf dem Boden zusammengebrochen war.
„Macht nichts, kriegst einen Kugelschreiber. Go Army – gut g emacht!“ Der Hüne klopfte ihr kameradschaftlich auf die Schulter. „Hey Coblin, wirf mal ‘nen Schreiber rüber!“
Auch der blonde Junge machte schlapp, lächelte aber stolz über das verschwitzte Gesicht. „Für ‘nen Schlüsselanhänger hat es gereicht, oder? Total die coole Mittagspause!“
Jakob schnaubte wütend und drückte, ohne inne zu halten, seinen Körper nach oben. Im Kopf zählte er stumm mit. Fünfunddreißig, sechsunddreißig … Seine Arme schmerzten und Jakob konnte spüren, wie mit jeder Sekunde mehr seiner Muskeln übersäuerten. Er hörte die Anfeuerungsrufe der anderen und biss die Zähne aufeinander. Warum genau, konnte er nicht sagen, aber er hatte das Bedürfnis, es diesem Lackaffen in seiner blöden Uniform zu zeigen.
„Okay, Junge, die fünfzig hast du!“ Coblin hielt ihm das Cap unter die Nase. Ein wenig Schweiß tropfte auf das Logo und bildete einen dunklen Fleck auf dem O der Aufschrift Go Army . „Er macht ernst, meine Damen und Herren. Also hundert für ein Cap!“
Jakobs Kopf war hochrot. Stoßweise stieß er die Luft aus seinen Lungen. Führt sich auf wie ein verdammter Zirkusdirektor, der Idiot.
„Die letzten zehn. Neun, acht, sieben, … und eins. Geschafft!“ Coblin hielt Jakob seine Hand hin, um ihm aufzuhelfen, und zog ihn dann hoch. „Meinen Respekt. Du bist gut in Form. Genau solche Leute brauchen wir.“ Er reckte Jakobs Hand in die Höhe, als hätte er einen Boxkampf gewonnen, und überreichte ihm dann das Cap. „Hier hast du eine Karte von uns. Du machst bald deinen Abschluss? Wenn du fertig bist, denk einfach mal an uns. Wir sind diejenigen, die die Welt verändern, und ihr alle könnt dabei mithelfen!“ Er zwinkerte Jakob zu, sah dann in die Runde und klopfte ihm auf die Schulter. „Wirklich gut gemacht!“
Jakob spürte, wie ein ungewolltes Lächeln über sein Gesicht husc hte. Hände klopften ihm auf die Schulter und den Rücken. Glückwünsche drangen an sein Ohr, ohne dass er sie bewusst aufnahm. Er senkte den Blick, um zu verbergen, dass er sich ehrlich über das Lob freute, obwohl er das niemals vermutet hätte. Unsicher kratzte er sich am Kopf.
„Hier, Carl!“ Mit einem lässigen Wurf schmiss er das Cap zu Carl herüber und sah dabei demonstrativ in Coblins Richtung.
Coblin fixierte ihn kurz, beschloss dann aber, es gut sein zu lassen, und wirkte innerhalb von Minuten genauso entspannt wie zuvor.
„Also gut, nachdem wir diesen Wettbewerb jetzt beendet haben, würden wir euch gerne eure Fragen beantworten, falls ihr welche habt!“
„Na los! Danke noch mal, Jay. Lass uns was zwischen die Backen schieben und dann diese Prüfung hinter uns bringen!“
Jakob reagierte nicht. Noch immer starrte er Coblin an, der von Schülern umringt wurde und versuchte, die gestellten Fragen so gut es ging zu beantworten.
„Jakob?“
„Was?“ Jakobs Stimme klang gereizt, als er Carl, ohne ihn anzus ehen, antwortete.
„Interessiert dich der Kram da wirklich?“ Er deutete mit einer Handbewegung auf die beiden Sergeants und den provisorischen Stand. „Ich meine, die Army?“
„Warum eigentlich nicht.“
„Warum nicht? Du wirst studieren, wir werden studieren. Schon vergessen? Cambridge, wir drei? Du, Lenni und ich?“
Ein Seufzen entfuhr Jakob. „Du wirst aufs MIT gehen. Lenni, wenn alles gut läuft, nach Harvard. Aber ich muss froh sein, wenn ich meinen Abschluss hier schaffe. Es wäre immerhin ‘ne Möglichkeit!“ Er warf Carl einen bedeutungsvollen Blick zu, den dieser mit einem verständnislosen Kopfschütteln quittierte.
„Du wolltest nicht mal in die Mensa rein, weil du die Typen idi otisch fandst. Und nach hundert Liegestützen denkst du plötzlich, deine Bestimmung ist, dich bei der Army zu verpflichten!“ Carl tippte sich an die Stirn und machte dann eine kreisende Bewegung mit seinem Finger, die verdeutlichen sollte, dass er annahm, Jakob hätte den Verstand verloren.
„Ich habe nie gesagt, dass ich denke, es wäre meine Bestimmung. Du hast eine Bestimmung, Lenni hat eine, aber ich?“ Er sah Carl ske
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