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Stille Seele (German Edition)

Stille Seele (German Edition)

Titel: Stille Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Lastella
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auf den Boden. „Wir weichen über die Parallelstraße aus und sehen uns mal an, was da passiert ist.“
    Connor nickte, rannte zurück und gab die Informationen an Torres und Tyrel weiter. Dann lief er weiter zum Fahrzeug hinter ihnen und informierte auch Clark und seinen Zug. Nur wenige Augenblicke später rumpelte die Kolonne weiter in Richtung Stadtmitte.
    „Was für ‘ne Scheiße!“ Connor zog geräuschvoll die Nase hoch und ordnete seine Uniform. „Hast du noch ‘n Kaugummi?“
    Jakob reichte ihm stumm eines, während er die Trostlosigkeit dieses Ortes in sich aufnahm. Er fragte sich, wie dieses Land gewesen war, bevor Krieg und Hass angefangen hatten, es von Innen und Außen zu zerstören.
    Connor setzte erneut an. „Ich hasse es, wenn so etwas passiert. Du weißt nie, ob es Zufall ist oder verdammte Absicht!“
    Jakob antwortete nicht. Was hätte das auch für einen Sinn gehabt. Sie alle wussten, dass es zu Zwischenfällen kommen konnte, und dennoch war die Wahrscheinlichkeit eher gering. In Prozenten ausgedrückt sogar unwahrscheinlich. Die meisten Patrouillen verliefen genau nach Plan und selbst die, die nicht nach Plan verliefen, so wie diese es jetzt tat, waren am Ende nichts anderes als eine Patrouille mit Umweg.
    „Hast du es gehört? Letzte Nacht haben unsere Leute zusammen mit den Afghanen hundertfünfzig Taliban plattgemacht, als die ve rsucht haben, von Pakistan nach Paktika zu kommen. Netter Bombenteppich!“ Ein grimmiger Gesichtsausdruck legte sich auf Connors Gesicht und Jakob konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
    „Das sind nur hundertfünfzig von unendlich vielen, Connor. Da bleiben noch genügend, die dir deinen knochigen Hintern wegschi eßen können.“
    „Hundertfünfzig sind hundertfünfzig weniger als gestern!“
    Sie erreichten die Stelle, an der der verunglückte Wagen quer auf der Straße lag. Ein Handvoll Kinder spielte auf der nur wenig befahrenen Straße mit einem zerschlissenen Ball, hielt aber inne, als die Kolonne neben ihnen hielt. Jakob lächelte sie freundlich an, winkte ihnen zu und hörte, wie sie anfingen zu kichern. Sie wirkten glücklich und Jakob fragte sich, wie man unter so widrigen Umständen glücklich sein konnte. Ein kleiner Junge streckte die Hand in ihre Richtung und winkte mit einem offenen Lachen auf dem Gesicht zurück. Jakob überlegte gerade, ob er dem Kleinen und seinen Freunden, die etwas abseits standen, etwas aus einem der Versorgungspakete zustecken konnte, ohne dass jemand etwas bemerken würde, als ein schnell näher kommendes Motorengeräusch zu hören war.
    „Was zum Henker ist das?“ Connor sah sich unruhig um. Ein W agen schoss aus einer kleinen Seitenstraße und hielt frontal auf ihre Kolonne zu. Sie hatten keine Chance. Der vorderste Humvee setzte zurück und rammte ihr Fahrzeug. Es gab keine Möglichkeit für die breiten Fahrzeuge auf der Straße zu wenden – dem Unvermeidlichen zu entkommen und nur Sekunden später zerriss eine gewaltige Explosion die Stille.
    Jakob hörte das Geräusch und spürte Sekundenbruchteile später die Druckwelle der Explosion, die den Humvee vor ihnen traf und ihr Fahrzeug gefährlich ins Schwanken brachte. Der Körper des kleinen Jungen wurde wie eine Stoffpuppe durch die Luft geschleudert und blieb verrenkt und blutig am Boden liegen. Die Wucht der Explosion hatte das Fahrzeug vor ihnen komplett zerstört und ihre Scheiben bersten lassen. Die Luft schien zu brennen und Jakob spürte Blut über sein Gesicht fließen. Wahrscheinlich hatte ihn ein herumfliegendes Teil erwischt. Er versuchte sich zu orientieren, den Blick von dem entstellten Kind abzuwenden und zu funktionieren. Eine Wand aus Staub umgab alles und die Geräusche drangen nur gedämpft zu Jakobs verletzten Trommelfellen durch. Er tastete sich vorwärts, hörte, wie irgendwo neben ihm Schüsse fielen. Sie mussten hier raus. Der Hu mvee war nur leicht gepanzert und bot somit kaum Schutz gegen den einsetzenden Beschuss aus einem Hinterhalt.
    Der Einschlag eines Projektils direkt neben ihm riss ihn aus seinem Schockzustand und löste seinen Blick endlich von dem kleinen Ju ngen. Er duckte sich und kroch auf allen Vieren über den Boden des Fahrzeuges. Dabei stieß er unsanft gegen Connor, der ebenfalls auf dem Boden Schutz gesucht hatte. In seinen Augen spiegelten sich pure Angst und die Gewissheit, dass er hier und heute sterben würde. Das Letzte, was sie jetzt gebrauchen konnten, war in Panik zu verfallen. Jakob erinnerte sich an das

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