Stille Seele (German Edition)
zu Connor um, dem Tränen das Gesicht herabliefen.
„Wir müssen zu Clark und seinen Männern. Die machen uns fertig, wenn wir nicht abhauen!“ Er gab Connor einen unsanften Stoß, aber der schüttelte nur mit dem Kopf. Jakob öffnete erneut den Mund und hatte das Gefühl, Feuer zu schlucken. Seine Kehle brannte und der giftige Qualm von versengtem Gummi, verbranntem Metall und Pla stik reizte seine Augen. Jakob kniff sie zusammen und spürte, wie Tränen sein Gesicht hinabliefen. „Wir können nichts mehr für sie tun. Wir müssen hier weg!“ Seine Stimme klang atemlos und auch wenn er sich gewünscht hätte, Connor eine Hilfe zu sein, hörte man deutlich seine eigene Angst heraus.
Connor sah ihn entsetzt an. „Du bist verrückt. Ich meine, nicht dass ich das nicht wusste, aber jetzt bist du völlig durchgeknallt. Die bri ngen uns um, sobald wir unsere Deckung verlassen!“
Jakob seufzte und rückte etwas näher an Connor heran. „Und was willst du machen? Hier sitzen bleiben und darauf warten, dass sie dich holen kommen, um deine Leiche an einem beschissenen Brückenpfe iler aufzuhängen?“
Connors Augen weiteten sich und sein Körper begann unkontro lliert zu zucken.
„Okay, ich weiß, das war nicht gerade sensibel, aber wir müssen hier verschwinden. Wir haben eine Chance. Wagen drei ist nur wenige Meter entfernt. Sie haben das MG und können uns Sperrfeuer geben. Wir hauen hier ab.“
Jakob versuchte zuversichtlich zu wirken, scheiterte, Connors Gesichtsausdruck nach zu urteilen, aber kläglich.
„Los jetzt!“
Der Beschuss konzentrierte sich auf ihr Fahrzeug und brach bereits große Stücke Blech aus der Karosserie. Mühsam kroch Jakob am Wagen entlang und suchte nach dem dritten Humvee ihrer Kolonne. Nichts! Die Straße hinter ihnen war leer. Jakob sackte hilflos in sich zusammen.
„Was ist los?“ Connors Stimme klang hysterisch.
„Sie holen nur Hilfe. Sie kommen wieder!“
Connor setzte sich auf und spähte an Jakob vorbei um das Heck des Wagens herum, bevor ihn die Detonation eines großkalibrigen G eschosses dazu zwang, wieder Deckung zu suchen.
„Die haben uns hiergelassen! Die denken, wir waren im Wagen!“ Connor fing an zu weinen. Nicht so, wie er es vorher schon getan hatte, sondern hemmungslos, ohne Hoffnung. „Die lassen uns hier verr ecken!“
Jakob raffte sich auf, kroch nah an Connor heran und zog ihn am Kragen dicht vor sein Gesicht. „Sie holen Hilfe. Wir müssen nur durchhalten. Hast du mich verstanden, wir geben jetzt nicht auf! Ich feure meine Leuchtrakete ab und in weniger als zehn Minuten wi mmelte es hier von unseren Jungs, die den Halbaffen die Hölle heiß machen!“
Connor nickte verstört, gab Jakob aber Sperrfeuer, als er mit zi tternden Händen die Leuchtrakete auf seine Sekundärwaffe steckte und sie in den Himmel schoss. Gelbrot flammte sie auf und signalisierte ihre Notsituation. Jakob ließ sich wieder in den Schutz des Humvees fallen und schnappte nach Luft. „Ich werfe jetzt ‘ne Rauchbombe. Siehst du den Hauseingang da vorne? Sie werden denken, dass wir versuchen, hinter der Hausmauer aus der Stadt raus zu kommen. Bei all dem Rauch werden sie gar nicht bemerken, dass wir im Haus Deckung suchen. Ich werfe sie und dann rennen wir los!“
Connor starrte stumpf geradeaus.
„Hast du mir zugehört? Connor, verdammt noch mal!“ Fahrig nestelte Jakob an seinen Taschen herum und zog eine Rauchbombe heraus.
„Es geht los!“
Dann spannte er die Muskeln an und rappelte sich auf. Sofort spürte er den Luftzug von Kugeln, die nah an ihm vorbeiflogen. Er zündete die Bombe, warf und rannte los. Zerfetzte Körperteile lagen neben verkohlten Metallteilen. Der ramponierte Ball wirkte angesichts der Zerstörung unnatürlich heil. Jakob zwang seinen Blick weg von dem Blut, den verstümmelten Körpern seiner Kollegen und denen der Kinder. Er konzentrierte sich auf das Bild des Balls in all dem Chaos und rannte. Auf halbem Weg in den rettenden Nebel spürte er, wie sein linkes Bein nachgab, und stürzte zu Boden. Mühsam rappelte Jakob sich wieder auf. Mit einem distanziert gefühllosen Blick registrierte er, dass Blut aus einer Wunde oberhalb seines Knies quoll. Er versuchte, es nicht zu beachten, aber sein Bein weigerte sich, das Gewicht seines Körpers weiter zu tragen. Er knickte ein und wäre um ein Haar wieder gestürzt.
Nicht jetzt. Funktionier gefälligst, verdammte Scheiße. Jakob kon nte nicht glauben, dass ihn ausgerechnet jetzt sein eigener
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