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Stille Seele (German Edition)

Stille Seele (German Edition)

Titel: Stille Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Lastella
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dennoch Zeit mit ihm verbrachte. Er wusste, dass er sich selbst belog. Dass dies zwar ein Teil der Wahrheit, aber eben nur ein kleiner Teil von etwas viel Größerem war, das Jakob Angst machte. Die Tatsache blieb, außer ihr hatte er niemanden. Das war die bittere Realität.
    „Es tut mir Leid, ehrlich! Das war blöd! Waffenstillstand!“ Sie l ächelte ihn entschuldigend an. „Ich werde versuchen, mich zurückzuhalten!“
    Jakob spürte ihre Hand auf seiner Schulter und wusste nicht, ob er diese Annäherung lieber genießen oder abwehren sollte. Also nickte er nur stumm und fuhr weiter.
    Wenig später erreichten sie das erste der zwei Camps. Jakob fing an, die Kisten mit Getränken von der Ladefläche zu laden und neben den Automaten zu stellen, während Julie das Gerät aufschloss. Schweigend arbeiteten sie nebeneinander her und befanden sich eine knappe halbe Stunde später auf dem Rückweg zur Hauptstraße.
    „Es tut mir ehrlich leid. Ich hätte das vorhin nicht sagen dürfen! Ich weiß, dass du hier ja sozusagen alleine bist, und zuhause ist es b estimmt anders. Natürlich hast du dort Freunde und Familie und so. Wenn man niemanden kennt, wird man schnell zum Einzelgänger.“
    Jakob sah, wie Julie an ihrer Unterlippe knabberte und verbot sich den Gedanken, wie diese Lippen wohl schmecken würden.
    „Schon gut!“
    „Du bist sauer!“ Sie verzog ihr Gesicht und zog ihre Beine so weit zu sich heran, dass ihre Arme die Knie umschlingen konnten.
    „Nein!“ Verbissen kniff Jakob seine Lippen aufeinander.
    „Ich sehe, dass du sauer bist!“ Neckend strich sie ihm eine Haa rsträhne zur Seite, um uneingeschränkten Blick auf sein Gesicht zu haben.
    Ihre Berührung traf Jakob noch unvorbereiteter als die erste, und sie löste ein weitaus größeres Gefühlschaos aus. Er zuckte zurück, als hätte er sich verbrannt, und presste die Lippen fest aufeinander. „Lass das!“ Sein Blick bohrte sich in ihre dunklen Augen und für einen Moment zuckte der Gedanke, sie einfach zu küssen, durch Jakobs Kopf. Sich zu holen, wonach sein Körper seit ihrer ersten Begegnung verlangte, während sein Verstand bis jetzt die Oberhand behalten hatte. Entschlossen konzentrierte er seinen Blick wieder auf die Straße und versuchte, ihre verwirrende Nähe zu ignorieren.
    Sie bestückten auch den zweiten Getränkeautomaten, der in einem Camp noch weiter nördlich stand, und vertraten sich danach ein wenig die Beine. Julie bestellte heißen Kaffee, während Jakob ohne ein Wort zum Steg des Sees etwas unterhalb des Camps lief. Er hatte das Bedürfnis, allein zu sein. Seine völlig wirren Gedanken zu ordnen und die Ruhe und den Frieden dieses Ortes in sich aufzunehmen, um daraus etwas Frieden für sich selbst zu ziehen.
    Die grauen Wolken und die üppige Bewaldung spiegelten sich auf der glatten Oberfläche des Sees. Jakob hörte einige Vögel und das beständige Rauschen der Baumwipfel im Wind. Unter seinen Füßen knarrte das Holz des Stegs. Das Wasser schwappte mit glucksenden Geräuschen an die Pfeiler, während Jakobs Atem dichte kleine Wo lken bildete. Die Kälte in diesen Höhenlagen ließ seinen Körper erzittern und er versenkte seine Hände zum Schutz in seinen Jackentaschen. Der See maß etwa dreihundert Meter in der Länge und hundertfünfzig in der Breite. Fünfundvierzigtausend Quadratmeter vollkommener Frieden. Jakob hüpfte mehrmals auf und ab, um sich warm zu halten und freute sich diebisch über das Geräusch des Wassers, als der Steg in Schwanken geriet.
    „Ihr Männer werdet nie erwachsen, oder?“
    Julie erschien neben ihm und hielt ihm einen dampfenden Kaffee vor die Nase. Eine Geste, die zusammen mit ihrem Gesichtsausdruck einem Friedensangebot gleichkam.
    Dankbar umschloss Jakob ihn und spürte, wie etwas Wärme in se ine Finger zurückkehrte. „Danke!“
    Sie nickte knapp und nahm dann fröstelnd einen tiefen Schluck ihres Kaffees. „Dir scheint es hier zu gefallen!“
    Etwas irritiert hob Jakob fragend eine seiner Augenbrauen, während er seine Finger an dem Becher wärmte.
    „Du siehst sonst immer ein wenig gehetzt aus. Als hättest du Angst, jemand wolle dir etwas tun. Das ist gerade völlig weg. Du siehst en tspannt aus, irgendwie glücklich!“ Sie lächelte. „Nicht mehr ganz so merkwürdig!“
    Jakob grinste schief. „Nicht mehr ganz so merkwürdig, hm. War das ein Kompliment?“ Er lächelte sie vorsichtig an, bevor er wieder auf den See hinausblickte. „Ich mag Wasser, die Natur und diesen

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