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Stille Seele (German Edition)

Stille Seele (German Edition)

Titel: Stille Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Lastella
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was machst du jetzt mit dieser überaus bedeutenden Information?“ Herausfordernd sah Jakob zu ihr herüber. Seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, als er leise hinzufügte: „Ich habe eben nicht sehr viele Menschen, mit denen ich reden könnte.“ Er entspannte sich wieder, konzentrierte seinen Blick auf den regennassen Asphalt und zuckte mit den Schultern.
    „Du bist echt merkwürdig!“
    Einzig und allein merkwürdig erschien Jakob die Tatsache, dass in Julies Stimme dabei keine Spur der ansonsten im Übermaß vorhandenen Bissigkeit zu hören war.
    „Du hast mich getroffen!“ Jakob fasste sich mit einem sanften L ächeln an die Seite, als hätte sie ihm einen Pfeil in die Seite gerammt, und sah kurz zu ihr herüber.
    Sie lächelte, aber dabei umspielte ein trauriger Ausdruck ihre Li ppen. Sie wirkte mit einem Mal zerbrechlich und das erste Mal in all den Monaten bekam Jakob eine Vorstellung davon, wie es sein würde, wenn sie sich ihm öffnen würde. Was für ein Mensch sich hinter ihrer selbst errichteten Schutzmauer verbarg, und Jakob fragte sich, wieso sie es nötig hatte, diesen effektiven Panzer überzuziehen. So viel zu nur die Hormone. Alter, fang nichts an, was keinen Sinn hat und vor allem keine Zukunft.
    Eine Weile herrschte Stille und obwohl seine innere Stimme klar Stellung bezogen hatte, konnte Jakob nichts dagegen tun, dass ihm Julies eigentliches Wesen sogar noch mehr gefiel als ihr äußeres E rscheinungsbild. Er genoss die absurde Vorstellung, wie es wäre, dieses auf allen Ebenen atemberaubende Mädchen als Vertraute zu haben, als Geliebte, und musste einsehen, dass er sich nicht nur auf gefährlichem Terrain bewegte, sondern sich auch in völlig absurden Vorstellungen verlor. Jakob schüttelte den Kopf und grinste spöttisch. Du musst verrückt geworden sein, Junge. Eindeutig die falsche Richtung. Eindeutig!
    Er hätte seiner inneren Stimme gerne befohlen, endlich still zu sein, aber das war unmöglich. Trotzdem hörte er sich nur Minuten später selbst fragen: „Wie wäre es mit einem Waffenstillstand?“ Seine Hand verharrte vor Julies Körper und obwohl er etwas Ähnliches vermutet hatte, traf ihn der elektrische Impuls, als ihre Hand seine berührte, denkbar unerwartet. Zum Glück hatte er sich so weit unter Kontrolle, dass er nicht zurückzuckte und damit ihr Bild eines Verrückten best ätigt hätte.
    Julie nickte, während ein unsicheres Lächeln ihre Lippen umspielte. „Einverstanden! Wir sollten uns wohl damit abfinden, dass wir z usammenarbeiten müssen, und das Beste daraus machen.“ Energisch schüttelte sie seine Hand, ließ sie los und fuhr sich prustend durchs Haar. „Du musst hier gleich abbiegen. Die Biegung ist schlecht zu sehen. Am besten, du orientierst dich an dem großen Felsen da links!“
    Jakob nickte und fuhr in die matschige Schotterstraße, die nur noch einspurig war und weiter in die Wildnis führte. Tiefe Radspuren zei gten, dass schwere Laster diese Strecke befuhren und das, obwohl Jakob schon Probleme hatte, den dafür ausgerichteten Pickup in der Spur zu halten.
    „Was genau habe ich dir eigentlich getan?“
    Julie mauerte, dass konnte Jakob an ihrem Gesichtsausdruck sehen, der sich augenblicklich verhärtete.
    „Nichts!“
    „Wenn da nichts gewesen wäre, wäre unser kleiner Waffenstillstand gerade nicht nötig gewesen.“ Er seufzte und fuhr sich durch die halblangen Haare. „Ich möchte mich mit dir verstehen. Du bist Williams Tochter, wie du selbst gesagt hast, arbeiten wir zusammen. Erklär mir, warum es nicht funktioniert. Sag mir, was das Problem ist!“ Er hob verzweifelt die Schultern an und ließ sie unter einem Seufzen wieder sinken.
    Julies Stimme klang sanft und dennoch distanziert. „Du hast gar nichts getan. Ich habe gesagt, dass ich einverstanden bin mit dem Waffenstillstand, also sollte es ab jetzt laufen. Ich möchte nur einfach nicht mit dir befreundet sein.“
    Frustriert schnaubte Jakob aus. „Und könntest du mir sagen, wieso eine Freundschaft mit mir so ein Opfer für dich wäre?“
    „Warum willst du ausgerechnet mit mir befreundet sein? Hast du keine anderen Freunde?“ Da war sie wieder, die altvertraute Bissi gkeit.
    Leise murmelte Jakob: „Ich hatte es fast schon vermisst!“ Sie hatte die schmerzliche Wahrheit ziemlich klar auf den Kopf getroffen. Mit Sicherheit erschien sie ihm nur so wichtig, weil sie außer Stan und William der einzige Mensch auf der Welt war, der, wenn auch g ezwungenermaßen, aber

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