Stille Seele (German Edition)
einmal in der Woche aufgefüllt werden und ich möchte, dass du diese Aufgabe demnächst übernimmst. Die Saison beginnt da oben jetzt wieder, also ist es Zeit!“ Er spähte vorsichtig zur Tür hinüber, als wolle er sichergehen, dass niemand sie belauschte. „Julie hat das i mmer gemacht, aber die Strecke ist nicht gerade ungefährlich. Viele Kurven, schlechte Fahrbahn und die Gesellschaft da oben ist auch nicht die beste.“ William zuckte entschuldigend mit den Schultern. „Ist doch kein Problem für dich?“
Jakob schüttelte seinen Kopf und versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. „Nein, mach ich gerne!“
„Gut!“ William lächelte erleichtert. „Dann ist es also abgemacht. Ihr beide fahrt heute gemeinsam hoch und Julie zeigt dir alles!“
„Ich und Julie?“ Jakob stieß verzweifelt die Luft aus seinen Lu ngen.
„Sie beißt nicht!“
„Da bin ich mir nicht so sicher!“ Ein unsicheres Lächeln huschte über Jakobs Gesicht.
„Ihr werdet euch schon vertragen!“
„Dein Wort in Gottes Gehörgang!“ Jakob drehte sich um und öffnete erneut den Wasserhahn. Wieso musste er so ein verdammtes Pech haben? Ausgerechnet heute, wo Julie in Höchstform und er schon ein gutes Stück angeschlagen war, mussten sie über Stunden zusammengepfercht verbringen. Das Wasser aus dem Hahn floss herrlich kühl über Jakobs Handgelenke und er schloss für einen Augenblick seine Augen. „Hast du es Julie schon gesagt?“
„Ja, habe ich. Ich dachte, das wäre der Grund, warum du dich hier versteckst.“ William zwinkerte ihm amüsiert zu, während Jakob ein unterdrücktes Stöhnen von sich gab.
Sie fuhren bereits seit einer Stunde die gewundene Bergstraße h inauf. Der Belag war genauso schlecht, wie William ihn beschrieben hatte, und es regnete unaufhörlich, was die Sicht erheblich erschwerte. Trotzdem machte all dies die Fahrt nicht halb so anstrengend wie Julies Gesichtsausdruck und ihre zickigen Bemerkungen. Zunächst hatte Jakob sich noch bemüht, freundlich zu sein, aber als er merkte, dass sie diese Taktik nicht davon abhielt, ihm weiter das Leben schwerzumachen, hatte er aufgehört, auf sie zu reagieren. Er biss die Zähne aufeinander und versuchte, sie bestmöglich zu ignorieren, aber wenn er ehrlich war, gelang es ihm nicht halb so gut, wie er es sich gewünscht hätte. Viel zu intensiv nahm er ihren feinen, frischen Geruch wahr, spürte von Zeit zu Zeit ihren Körper an seinem, wenn sie sich auf ihrem Sitz bewegte und dabei gegen ihn stieß. Im Augenwinkel sah er ihr hübsches, von dunklen Locken umrahmtes Gesicht und spürte, wie sein Puls schneller schlug.
Er musste verrückt sein, seine Gedanken auch nur einen Millimeter in diese eindeutige Richtung laufen zu lassen. Sie lehnte ihn ab, mehr noch, sie triezte ihn bei jeder sich bietenden Gelegenheit, und er hatte solche Gedanken?
Jakob schüttelte den Kopf. Das war nur mit viel zu langer Abstinenz zu erklären. Seit Kalifornien vor über einem Jahr hatte er kein Mädchen mehr gehabt. Er war jung und, Herrgott, er hatte Bedürfnisse. Das musste es sein, die Hormone. Erleichterung durchflutete ihn. Das Letzte, was er jetzt noch gebrauchen konnte, war ein ernsthaftes Gefühlschaos wegen der Tochter seines Chefs. Verstohlen glitt sein Blick über ihren wohlgeformten Körper. Sie hatte eine etwas zu weite Jungenjeans und ein enganliegendes Top an, was ihre natürliche Schönheit und ihre Rundungen perfekt unterstrich, ohne dass es zu gewollt wirkte. Dieser Look passte zu ihr und Jakob kam nicht umhin zuzugeben, dass sie, ohne viel dafür zu tun, hübscher war als die meisten Mädchen, die er bisher kennengelernt hatte. Eindeutig die Hormone, nichts weiter. Er seufzte auf und konzentrierte sich wieder auf die Fahrbahn.
„Was ist denn los mit dir?“
Jakob zog fragend die Augenbrauen hoch, obwohl er sich eigentlich vorgenommen hatte, nicht mehr auf ihre bissigen Bemerkungen zu reagieren.
„Manchmal sieht es so aus, als würdest du stumme Selbstgespräche führen!“
Dieses Mal klang Julies Stimme nicht bissig, sondern eher nachdenklich, und Jakob fragte sich, wie sehr sie sich mit seiner Person beschäftigte, dass ihr so etwas auffiel. Ein Lächeln überflog sein Gesicht. „Da mit dir zu reden glatter Selbstmord wäre, spreche ich wohl tatsächlich manchmal mit mir selbst.“
„Ich wusste, du bist nicht ganz dicht!“ Sie schlug mit ihrer Faust in die geöffnete Handfläche. „Ich habe es gewusst.“
„Glückwunsch, Sherlock Holmes, und
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