Stille über dem Schnee
doch, daà sie verschwindet.â¹
âºJa, das schon. Aber sie war krank. Es ging ihr gar nicht gut.â¹
âºWarum haben Sie dann nicht den Rettungsdienst geholt?â¹
âºIch dachte, ein Krankenwagen würde den Weg zu uns hinauf nicht
schaffen.â¹
âºIch habe es doch auch geschafft.â¹
Mein Vater schweigt. âºSind wir an dem Punkt, wo ich einen Anwalt
anrufen muÃ?â¹ fragt er dann.
Warren übergeht die Frage. âºSie wollte endgültig weg, als sie heute
morgen bei Ihnen abgefahren istâ¹, sagt er.
âºJa.â¹
âºWohin wollte sie?â¹
âºDas weià ich nicht.â¹
âºHaben Sie nicht gefragt?â¹
âºNein.â¹
âºWarum nicht?â¹
âºIch wollte es nicht wissen.â¹
Ein halbwüchsiger Junge wird in die Cafeteria gebracht und seinen
Eltern übergeben, die am Nebentisch sitzen. Der Junge ist mürrisch, und den
Vater scheint seine Gegenwart nervös zu machen. Ein Beamter erklärt, daà der
Junge in die Obhut seiner Eltern entlassen wird, aber am Nachmittag zur
Verlesung der Anklage wiederkommen muÃ. Ich schaue den dreien auf ihrem Weg
hinaus nach, ein Elternpaar, das ratlos hinter dem Sohn hertrottet.
Ich stehe auf und gehe zu den Verkaufsautomaten hinüber. Es gibt
einen mit Getränken und einen mit SüÃigkeiten. Ich wähle eine Cola und einen
Beutel M & M âs und
kehre an meinen Tisch zurück.
Ich trinke die Cola und esse die SüÃigkeiten auf. Der uniformierte
Beamte steht auf und geht. Ich überlege, ob ich mir einen Beutel Fritos holen
soll. Nach einer Dreiviertelstunde wird mir unbehaglich. Was ist, wenn sie
meinen Vater verhaften und vergessen, mir Bescheid zu sagen? Wie soll ich nach
Hause kommen? Wer soll meine GroÃmutter am Flughafen abholen? Muà mein Vater
Weihnachten im Gefängnis verbringen?
âºHat sie Ihnen sonst noch etwas über ihren Freund erzählt?â¹
âºNur daà er mit ihr zusammen studiert. Daà er Hockey spielt. DaÃ
seine Eltern auÃerhalb von Boston leben. Sie sagte, sie habe bei seinen Eltern
angerufen, und seine Mutter habe gesagt, er sei beim Skilaufen.â¹
âºUnglaublichâ¹, sagt Warren.
âºUnglaublichâ¹, wiederholt mein Vater in einem seltenen Moment der
Ãbereinstimmung.
Ich merke plötzlich, daà meine Bauchschmerzen weg sind. Das Motrin
hat gewirkt. Ich überlege, ob ich eine frische Binde brauche. Woran merkt man
das? Gibt es in der Toilette einen Automaten dafür, wie in der Schule? Ich habe
noch etwas Geld übrig.
Ich gehe hinaus und schaue mich nach dem Wegweiser zu den Toiletten
um. Dann folge ich den Pfeilen, und während ich durch den Korridor gehe, frage
ich mich, hinter welcher der geschlossenen Türen mein Vater ist. Ich lausche,
kann aber keine Stimmen hören. Dann stehe ich vor der Damentoilette. Man kann
sie gar nicht übersehen. Auf der Tür ist das gröÃte stilisierte Symbol einer
Frau, das ich je gesehen habe.
Bei meiner Rückkehr in die Cafeteria stelle ich enttäuscht fest, daÃ
mein Vater immer noch nicht da ist. War er vielleicht hier, während ich weg
war? In einer Ecke sitzt ein Mann im Anzug mit einer Tasse Kaffee und einer
Zeitung. Ich hole einmal tief Luft und gehe zu ihm. »Entschuldigen Sie?«
»Ja?« Er blickt hoch.
»Arbeiten Sie hier?«
»Ja.«
»Ich wollte nur wissen«, sage ich. »Mein Vater ist vorhin mit
Detective Warren irgendwohin gegangen.«
»Dann ist er wahrscheinlich immer noch bei Detective Warren«, meint
der Mann.
»Es kann nicht sein, daà er ⦠ich meine, daà er ohne mich von
hier weg muÃ, oder?« frage ich.
»Nein, es kommt bestimmt jemand heraus und sagt dir Bescheid.«
Beruhigend ist die Antwort nicht, aber ich habe schon gemerkt, daÃ
ich eine bessere wohl nicht bekommen werde.
»Danke«, sage ich.
âºWas geschah, nachdem Charlotte und James ins Auto gestiegen waren?â¹
fragt Warren.
âºSie sind nach Hause gefahren.â¹
âºUnd weiter?â¹
âºSie sagte, sie wollte das Kind selbst hineintragen, aber er bestand
darauf, sie â Charlotte â zuerst hineinzubringen. Danach würde er das Kind
holen, sagte er. Sie hat sich gefügt und ist hineingegangen. Sie sagte, danach
sei sie eingeschlafen, und als sie aufgewacht sei, habe James ihr
gegenübergesessen und geweint.â¹
âºUnd dann?â¹
âºEr sagte ihr, das Kind sei
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