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Stille Wasser sind toedlich

Stille Wasser sind toedlich

Titel: Stille Wasser sind toedlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Higson
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wohl das Querfeldeinrennen ausgehen würde.
    Pritpal hatte sich die Wertung ganz genau angesehen. Nach jeder Disziplin wurde unter den Schülern viel über die Punkteverteilung diskutiert und darüber, wer die besten Chancen hatte. Um sicherzugehen, dass es einen eindeutigen Sieger gab, hatte man ein furchtbar kompliziertes Bewertungssystem entwickelt. Pritpal war einer der wenigen, die es tatsächlich durchschauten.
    »Wie wir alle wissen«, sagte er und schob seinen Teller beiseite, »hat Forster zwar das Schwimmen gewonnen, aber trotzdem fällt die Entscheidung zwischen Carlton und Hellebore. Die Sache ist ziemlich knapp. Hellebores Schlappe beim Schwimmen hat ihn viele Punkte gekostet.«
    »Heißt das, wer von den beiden den anderen beim Querfeldeinlauf schlägt, gewinnt auch den Cup?«, fragte Tommy.
    »Nicht unbedingt«, sagte Pritpal. »Wenn Carlton Hellebore schlägt, ist er ganz klar der Sieger. Für Hellebore ist die Sache komplizierter.«
    »Was meinst du damit?«, fragte James.
    »Gesetzt den Fall, Carlton kommt unter die ersten drei, muss Hellebore den Lauf gewinnen, um den Cup zu kriegen.«
    »Mit anderen Worten: Nur wenn Hellebore Erster wird, hat er noch eine Chance?«
    »Genau so ist es. Ich vermute jedoch, dass er Carlton schlagen kann. Bleibst nur noch du, James. Was ist, kannst du es schaffen?«
    »Ich weiß nicht«, sagte James. Er schob sich einen Löffel von Codroses geschmackloser Pampe in den Mund und dachte darüber nach. Er bemühte sich so viel wie möglich zu essen, damit er genug Kraft für das Rennen hatte, aber das Essen war so scheußlich wie immer: Geflügelpastete aus zähem Hühnerfleisch umhüllt von einem gummiartigen grauen Teig, eine Portion steinharte Erbsen, die bereits Altertumswert hatte, und matschig gekochte Kartoffeln.
    James beschloss, kein Mitleid mehr mit Hellebore zu haben. Nach dem Schwimmwettkampf, umringt von seiner Gang, hatte George sich so widerlich verhalten wie eh und je. Er war in der Schule umhergerannt, hatte sich lauthals beschwert, Leute bedroht und sich wie ein verzogenes Kind benommen. Vielleicht war das Rennen ja die Gelegenheit, die Sache zwischen ihnen beiden ein für alle Mal zu klären.
    »Ich weiß nicht, ob ich ihn schlagen kann oder nicht«, sagte James schließlich. »Ich werde es jedenfalls versuchen. Hellebore und ich haben noch ein Hühnchen miteinander zu rupfen.«

Das Rennen
    D ie ungefähr vierzig Jungen, die bei dem Turnier angetreten waren, hatten sich zu Grüppchen zusammengefunden und warteten auf den Beginn des Querfeldeinlaufs. Es war ein warmer Nachmittag und James hoffte, dass ihn die unbekömmliche Mahlzeit, die schwer in seinem Magen lag, nicht träge machen würde. Eine Weile lief er auf der Stelle, um seinen Blutkreislauf anzukurbeln und die Muskulatur aufzuwärmen. Er brannte darauf, dass es endlich losging. So ähnlich musste sich George Hellebore gefühlt haben, als er am Fluss auf den Startpfiff gewartet hatte.
    Hellebore. Wie ihm jetzt wohl zu Mute war? Bestimmt hatte er fest darauf gesetzt, beim Schießen und Schwimmen in Führung zu gehen, sodass er beim Laufen nur eine halbwegs gute Platzierung gebraucht hätte. Nun aber musste er diesen letzten Wettkampf unter allen Umständen gewinnen, um noch Sieger zu werden.
    James hielt das lange Warten fast nicht mehr aus. Er beschloss, Dehnübungen zu machen, aber als er sich umdrehte, um sie etwas abseits von den anderen auszuführen, stieß er mit Lord Hellebore zusammen.
    »Nicht so hastig, junger Mann«, sagte dieser. »Wohl ein wenig übereifrig, was?«
    »Tut mir Leid«, entschuldigte sich James. Er schaute empor in das gebräunte Gesicht mit der glänzenden Haut und dem ausladenden Schnurrbart. Erneut wurde er sich des seltsam animalischen Geruchs und der Wärme bewusst, die Hellebore ausstrahlte.
    Lord Hellebore sah ihn an, wie eine Schlange ihre Beute betrachtet, bevor sie zustößt. »Sie kenne ich doch, nicht wahr?«, sagte er.
    »Ich bin James Bond … Andrew Bonds Sohn.«
    »Ah ja.« Randolphs Gesicht hellte sich auf, um sich gleich darauf zu verdüstern. »Sie haben mir einen Kinnhaken verpasst.«
    »Ja …«
    Hellebore machte einen Schwinger in James’ Richtung, so als wolle er ihm einen Haken gegen die Zähne versetzen, hielt aber im letzten Augenblick inne und grinste. Und wieder fiel James die seltsame Wildheit auf, die manchmal in den Augen des Lords aufzuckte. Es war die gleiche Wildheit, die sein Sohn noch nicht zu kontrollieren oder zu verbergen gelernt

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