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Stille Wasser sind toedlich

Stille Wasser sind toedlich

Titel: Stille Wasser sind toedlich
Autoren: Charlie Higson
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Anspannung und Aufregung, die anderen Läufer, das Wetter, die Bedingungen der Laufstrecke … James wäre ein kühlerer Tag lieber gewesen, aber das Wetter betraf sie alle gleichermaßen und niemand hatte einen Vorteil davon. In den vergangenen Wochen hatte es häufig geregnet, daher war der Untergrund aufgeweicht, was das Laufen erschwerte, aber zumindest fühlte sich der Boden unter den Füßen weich und federnd an.
    Bereits nach einigen Minuten brach das Feld auf; die schwächeren Läufer fielen zurück und eine kleine Gruppe setzte sich an die Spitze. James beschleunigte sein Tempo, überholte mehrere Bummelanten und lief zur führenden Gruppe auf. Er entdeckte Carlton und Hellebore, die sich an die Spitze gesetzt hatten, ebenso Gellward und Forster und noch ein paar ältere Schüler, von denen einige bereits erste Anzeichen von Erschöpfung zeigten und zu keuchen anfingen.
    James checkte im Geiste seinen Körper durch, fast wie ein Beobachter von außen, und stellte zufrieden fest, dass es ihm gut ging, dass er locker lief und noch genügend Reserven hatte. Bis jetzt verlief das Rennen nach Plan.
    Als sie den ersten größeren Hügel erreichten, verlangsamten zwei oder drei der Führenden das Tempo und fielen zurück. Ihre Schwäche ermutigte James. Er bohrte die Füße in den weichen Untergrund und flog geradezu den Hügel hinauf. Als es auf der anderen Seite wieder abwärts ging, zog sich das Feld noch weiter auseinander, sodass die Spitzengruppe nun klar umrissen war. James achtete auf seine Schritte, bemühte sich gleichmäßig zu laufen und strengte sich nur so weit an, dass er sich nicht verausgabte. Seit dem Wettschwimmen gegen Butcher hatte der pausbäckige Tubabläser täglich mit ihm Atemübungen gemacht. James stellte sich bildlich vor, wie seine Lungenflügel sich weiteten und zusammenzogen wie eine mechanische Pumpe, sanft und gleichmäßig, wie sie sich langsam mit Luft füllten und den kostbaren Sauerstoff aufnahmen, um dann das verbrauchte Gas langsam auszustoßen.
    Schließlich aber half es nichts: Auch bei ihm zeigten sich die ersten Zeichen von Überanstrengung. Seine Kehle war rau und sein Herz hämmerte in der Brust wie ein Schmied am Amboss. Das Blut pumpte durch seine hungrigen, gequälten Muskeln, aber in gewisser Weise fühlte er sich trotz des Schmerzes gut. Er war ganz auf sich allein gestellt, lief ebenso sehr gegen sich selbst wie gegen seine Konkurrenten.
    Sie erreichten den zweiten Hügel, den sie ohne Zwischenfall bewältigten, und dann den dritten und zugleich größten: Parson’s Hill . Der Anstieg war anstrengend, denn der Pfad wand sich zwischen Bäumen hindurch und wurde immer steiler. James musste kürzere Schritte machen und er spürte, wie die Belastung an seinem Körper zehrte. Doch es war ihm egal, er wusste, er würde es aushalten. Bestimmt würde er besser damit zurechtkommen als Gellward, hinter dem er eine Zeit lang gelaufen war und den er als Tempovorgabe benutzt hatte. Auf halber Höhe war der untersetzte Junge plötzlich vornüber gebeugt stehen geblieben und hatte sich die Seiten gehalten und nach Luft geschnappt. James war an ihm vorbeigezogen und sogar ein wenig schneller gelaufen, um zum nächsten Läufer aufzuschließen.
    Es gab ein kurzes, flaches Teilstück auf dem Hügelgrat, dem ein Abstieg folgte, der noch steiler war als der Aufstieg. Zwei Streckenposten standen hier und zählten die Teilnehmer. Es waren Sedgepole und Pruitt. James dachte sich nichts dabei, sondern konzentrierte sich ganz auf seinen Lauf.
    Die Spitze von Parson’s Hill markierte zugleich die Hälfte der Strecke. Von nun an würde es richtig hart werden. Der Pfad war bedeckt mit lockerem Kies und Steinen, die die vorderen Läufer losgetreten hatten. James musste sehr aufpassen, um nicht den Halt zu verlieren, und er war ausschließlich damit beschäftigt, auf seine Füße zu schauen. Bei der verrückten Jagd bergab verlor er die Übersicht über die anderen Läufer, nur einmal sah er einen Jungen stolpern und ins Gebüsch schliddern. Sofort wurde James langsamer; nicht auszudenken, wenn er durch eigene, dumme Achtlosigkeit aus dem Rennen fallen würde. Doch er schaffte den Abstieg ohne Missgeschick und zog mit der führenden Gruppe gleichauf.
    Erst jetzt nahm er sich die Zeit, einen Blick auf seine Konkurrenten zu werfen. Da waren Carlton und Forster, aber wo war Hellebore? Was war in dem hügeligen Gelände mit ihm passiert? James drehte sich um und hielt nach ihm Ausschau. Gellward
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